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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Allein der lincke weg führt zu der hellen flüssen/
Da schwere straff und pein die bösen leiden müssen
Für ihre missethat. Ach grosse priesterin
(Sagt drauff Deiphobus) entzünde deinen sinn
Doch nicht mit solchem grimm. Ich wil von hinnen weichen/
Und wieder in die zahl der armen seelen schleichen
Zur sinstern hellenburg. O heldenschmuck und zier/
Gehabe dich nun wol nach hertzlicher begier
Mit besserm glück als ich. Als er so viel gesprochen/
Ist er von stunden an zurücke weg gekrochen:
Eneas sieht sich ümm und auff dem lincken pfad
Beim felsen siehet er gar eine weite stadt;
Die rings ümgeben war mit dreyfach dicken mauren/
Die wieder allen sturm der wellen kunten tauren/
Der schnelle Phlegethon/ ein grimmer hellen-strom
Fleust mit beflammter fluth dieselbige herumb;
Und wirffet schwere stein herab mit grossen krachen/
Das einem möchte wol viel furcht und schrecken machen.
Hingegen über ligt ein groß und starckes thor/
Da seulen von Demant stehn prächtiglich empor/
Daß weder irrdische noch himmlische gewalten
Dieselte mögen je zerschellen und zerspalten.
Man siehet einen thurn von eisen auffgeführt/
Der mit der spitze fast bis an die wolcken rührt.
Tisiphone sitzt da mit einem kleid ümgeben/
Darau man sehen kan viel blut und eyter kleben;
Die vorthür zu der höll verwahrt sie tag und nacht/
Und läst sich finden stets in unverdrossner wacht.
An
Das Sechſte Buch.
Allein der lincke weg fuͤhrt zu der hellen fluͤſſen/
Da ſchwere ſtraff und pein die boͤſen leiden muͤſſen
Fuͤr ihre miſſethat. Ach groſſe prieſterin
(Sagt drauff Deiphobus) entzuͤnde deinen ſinn
Doch nicht mit ſolchem grim̃. Ich wil von hinnẽ weichẽ/
Und wieder in die zahl der armen ſeelen ſchleichen
Zur ſinſtern hellenburg. O heldenſchmuck und zier/
Gehabe dich nun wol nach hertzlicher begier
Mit beſſerm gluͤck als ich. Als er ſo viel geſprochen/
Iſt er von ſtunden an zuruͤcke weg gekrochen:
Eneas ſieht ſich uͤmm und auff dem lincken pfad
Beim felſen ſiehet er gar eine weite ſtadt;
Die rings uͤmgeben war mit dreyfach dicken mauren/
Die wieder allen ſturm der wellen kunten tauren/
Der ſchnelle Phlegethon/ ein grimmer hellen-ſtrom
Fleuſt mit beflammter fluth dieſelbige herumb;
Und wirffet ſchwere ſtein herab mit groſſen krachen/
Das einem moͤchte wol viel furcht und ſchrecken machen.
Hingegen uͤber ligt ein groß und ſtarckes thor/
Da ſeulen von Demant ſtehn praͤchtiglich empor/
Daß weder irrdiſche noch himmliſche gewalten
Dieſelte moͤgen je zerſchellen und zerſpalten.
Man ſiehet einen thurn von eiſen auffgefuͤhrt/
Der mit der ſpitze faſt bis an die wolcken ruͤhrt.
Tiſiphone ſitzt da mit einem kleid uͤmgeben/
Darau man ſehen kan viel blut und eyter kleben;
Die vorthuͤr zu der hoͤll verwahrt ſie tag und nacht/
Und laͤſt ſich finden ſtets in unverdroſſner wacht.
An
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[294/0316] Das Sechſte Buch. Allein der lincke weg fuͤhrt zu der hellen fluͤſſen/ Da ſchwere ſtraff und pein die boͤſen leiden muͤſſen Fuͤr ihre miſſethat. Ach groſſe prieſterin (Sagt drauff Deiphobus) entzuͤnde deinen ſinn Doch nicht mit ſolchem grim̃. Ich wil von hinnẽ weichẽ/ Und wieder in die zahl der armen ſeelen ſchleichen Zur ſinſtern hellenburg. O heldenſchmuck und zier/ Gehabe dich nun wol nach hertzlicher begier Mit beſſerm gluͤck als ich. Als er ſo viel geſprochen/ Iſt er von ſtunden an zuruͤcke weg gekrochen: Eneas ſieht ſich uͤmm und auff dem lincken pfad Beim felſen ſiehet er gar eine weite ſtadt; Die rings uͤmgeben war mit dreyfach dicken mauren/ Die wieder allen ſturm der wellen kunten tauren/ Der ſchnelle Phlegethon/ ein grimmer hellen-ſtrom Fleuſt mit beflammter fluth dieſelbige herumb; Und wirffet ſchwere ſtein herab mit groſſen krachen/ Das einem moͤchte wol viel furcht und ſchrecken machen. Hingegen uͤber ligt ein groß und ſtarckes thor/ Da ſeulen von Demant ſtehn praͤchtiglich empor/ Daß weder irrdiſche noch himmliſche gewalten Dieſelte moͤgen je zerſchellen und zerſpalten. Man ſiehet einen thurn von eiſen auffgefuͤhrt/ Der mit der ſpitze faſt bis an die wolcken ruͤhrt. Tiſiphone ſitzt da mit einem kleid uͤmgeben/ Darau man ſehen kan viel blut und eyter kleben; Die vorthuͤr zu der hoͤll verwahrt ſie tag und nacht/ Und laͤſt ſich finden ſtets in unverdroſſner wacht. An

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/316>, abgerufen am 25.11.2024.