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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Geklagt und ohne recht zum tod verdammet worden/
Auch anderer gestalt durch frevelthat und morden
Entleibet jämmerlich: Denn dieser ort ist nicht
Bestellet ohn verhör/ ohn beystimm und gericht.
Der richter Minos pflegt die seelen zuverhören/
Und läßt sich nicht durch gunst noch neid und haß bethören/
Die stimmen samlet er/ die auffgezeichnet sind/
Darauff sich auch die schaar der seelen häuffig find
Auff Ladung vor gericht; Da fraget er scharff und eben/
Wie jeder hat geführt sein thun/ gewerb und leben/
Und überleget gnau begangne missethat/
Erwegt das urtheil drauff mit reiffem sinn und rath.
Nechst diesen ist der ort der hoch betrübten seelen/
Die sich mit bangigkeit und stetten ängsten quälen/
Und darumb ihnen auch aus blinden trieb und wahn
Auch lebens überdruß den tod selbst angethan/
Als daß sie wollen hier in dem gemeinen leben
In armuth/ dürfftigkeit/ in noth und kummer schweben.
Nun stehet ihnen vor der ewge rath und schluß
Der Götter/ daß daselbst ein jeder bleiben muß
Und kan von diesem pfuhl nicht wieder rückwerts kehren.
Der Styx/ der neunmal läufft darzwischen/ eilt zuwehren
Den seelen diesen paß. Nicht weit davon sah man
Die trauerfelder stehn/ wie man sie nennen kan.
Hier lag gesondert ab auff den gemeinen stegen
Herumb den Myrthen wald/ die grosser liebe wegen
An gliedern abgezehrt ihr leben endeten/
Und kunt die liebe doch in tode nicht vergehn;
Sie
Das Sechſte Buch.
Geklagt und ohne recht zum tod verdammet worden/
Auch anderer geſtalt durch frevelthat und morden
Entleibet jaͤmmerlich: Denn dieſer ort iſt nicht
Beſtellet ohn verhoͤr/ ohn beyſtimm und gericht.
Der richter Minos pflegt die ſeelen zuverhoͤren/
Und laͤßt ſich nicht durch gunſt noch neid uñ haß bethoͤrẽ/
Die ſtimmen ſamlet er/ die auffgezeichnet ſind/
Darauff ſich auch die ſchaar der ſeelen haͤuffig find
Auff Ladung vor gericht; Da fraget er ſcharff und eben/
Wie jeder hat gefuͤhrt ſein thun/ gewerb und leben/
Und uͤberleget gnau begangne miſſethat/
Erwegt das urtheil drauff mit reiffem ſinn und rath.
Nechſt dieſen iſt der ort der hoch betruͤbten ſeelen/
Die ſich mit bangigkeit und ſtetten aͤngſten quaͤlen/
Und darumb ihnen auch aus blinden trieb und wahn
Auch lebens uͤberdruß den tod ſelbſt angethan/
Als daß ſie wollen hier in dem gemeinen leben
In armuth/ duͤrfftigkeit/ in noth und kummer ſchweben.
Nun ſtehet ihnen vor der ewge rath und ſchluß
Der Goͤtter/ daß daſelbſt ein jeder bleiben muß
Und kan von dieſem pfuhl nicht wieder ruͤckwerts kehren.
Der Styx/ der neunmal laͤufft darzwiſchen/ eilt zuwehrẽ
Den ſeelen dieſen paß. Nicht weit davon ſah man
Die trauerfelder ſtehn/ wie man ſie nennen kan.
Hier lag geſondert ab auff den gemeinen ſtegen
Herumb den Myrthen wald/ die groſſer liebe wegen
An gliedern abgezehrt ihr leben endeten/
Und kunt die liebe doch in tode nicht vergehn;
Sie
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[287/0309] Das Sechſte Buch. Geklagt und ohne recht zum tod verdammet worden/ Auch anderer geſtalt durch frevelthat und morden Entleibet jaͤmmerlich: Denn dieſer ort iſt nicht Beſtellet ohn verhoͤr/ ohn beyſtimm und gericht. Der richter Minos pflegt die ſeelen zuverhoͤren/ Und laͤßt ſich nicht durch gunſt noch neid uñ haß bethoͤrẽ/ Die ſtimmen ſamlet er/ die auffgezeichnet ſind/ Darauff ſich auch die ſchaar der ſeelen haͤuffig find Auff Ladung vor gericht; Da fraget er ſcharff und eben/ Wie jeder hat gefuͤhrt ſein thun/ gewerb und leben/ Und uͤberleget gnau begangne miſſethat/ Erwegt das urtheil drauff mit reiffem ſinn und rath. Nechſt dieſen iſt der ort der hoch betruͤbten ſeelen/ Die ſich mit bangigkeit und ſtetten aͤngſten quaͤlen/ Und darumb ihnen auch aus blinden trieb und wahn Auch lebens uͤberdruß den tod ſelbſt angethan/ Als daß ſie wollen hier in dem gemeinen leben In armuth/ duͤrfftigkeit/ in noth und kummer ſchweben. Nun ſtehet ihnen vor der ewge rath und ſchluß Der Goͤtter/ daß daſelbſt ein jeder bleiben muß Und kan von dieſem pfuhl nicht wieder ruͤckwerts kehren. Der Styx/ der neunmal laͤufft darzwiſchen/ eilt zuwehrẽ Den ſeelen dieſen paß. Nicht weit davon ſah man Die trauerfelder ſtehn/ wie man ſie nennen kan. Hier lag geſondert ab auff den gemeinen ſtegen Herumb den Myrthen wald/ die groſſer liebe wegen An gliedern abgezehrt ihr leben endeten/ Und kunt die liebe doch in tode nicht vergehn; Sie

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/309>, abgerufen am 22.11.2024.