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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Viel minder dich geäfft: Gott hat mich in die tieffe
des meers auch nicht gestürtzt: Als ich ein wenig schlieffe/
Versah ichs/ daß ich fiel und abstürtzt in die fluth/
Der ich das stener doch mit fester hand und muth
Noch hielt und zohe mit/ es wurde weggerissen
Mit gantzer ungestümm/ wies kam/ kan ich nicht wissen;
Ich muß mich wundern selbst/ wenn ich gedencke dran/
Wies so geschwind geschehn war mit mir armen mann;
Ich schwere bey dem meer/ das sich nicht liesse stillen/
Daß ich mich nicht besorgt so wol umb meinentwillen/
Als daß dein schiff nicht käm in nöthen und gefahr/
Dieweil es so beraubt des steuerruders war.
Und hätte leichtlich sich ein windsturm können regen:
Drey nächt hat mich der wind auff ungebähnten wegen
Des grossen meers geführt: Ich hab Italien
Den vierdten tag hernach mit gnauer noth gesehn;
Da mich der wellen macht hub hoch empor/ ich kame
Mit schwimmen an das land/ und itzt den haven name
In sichrer meinung ein: Mein kleid sehr naß vom meer
Macht mir groß hindernüß und leidiges beschwer.
Doch wolt ich klimmen fort und einen felß erreichen/
Daß ich dem wilden meer hätt können noch entweichen:
Allein ein grausam volck fuhr wieder mich im grimm
Hielt mich für ihrem raub und brachte mich so ümm.
Nun aber wird mein leib getrieben von den winden/
Und kan am ufer noch nicht seine ruhe finden;
Drumb sey gebethen doch durch das so füsse licht/
Das durch den sternensitz durch lufft und wolcken bricht:
Ich
Das Sechſte Buch.
Viel minder dich geaͤfft: Gott hat mich in die tieffe
des meers auch nicht geſtuͤrtzt: Als ich ein wenig ſchlieffe/
Verſah ichs/ daß ich fiel und abſtuͤrtzt in die fluth/
Der ich das ſtener doch mit feſter hand und muth
Noch hielt und zohe mit/ es wurde weggeriſſen
Mit gantzer ungeſtuͤmm/ wies kam/ kan ich nicht wiſſen;
Ich muß mich wundern ſelbſt/ wenn ich gedencke dran/
Wies ſo geſchwind geſchehn war mit mir armen mann;
Ich ſchwere bey dem meer/ das ſich nicht lieſſe ſtillen/
Daß ich mich nicht beſorgt ſo wol umb meinentwillen/
Als daß dein ſchiff nicht kaͤm in noͤthen und gefahr/
Dieweil es ſo beraubt des ſteuerruders war.
Und haͤtte leichtlich ſich ein windſturm koͤnnen regen:
Drey naͤcht hat mich der wind auff ungebaͤhnten wegen
Des groſſen meers gefuͤhrt: Ich hab Italien
Den vierdten tag hernach mit gnauer noth geſehn;
Da mich der wellen macht hub hoch empor/ ich kame
Mit ſchwimmen an das land/ und itzt den haven name
In ſichrer meinung ein: Mein kleid ſehr naß vom meer
Macht mir groß hindernuͤß und leidiges beſchwer.
Doch wolt ich klimmen fort und einen felß erreichen/
Daß ich dem wilden meer haͤtt koͤnnen noch entweichen:
Allein ein grauſam volck fuhr wieder mich im grimm
Hielt mich fuͤr ihrem raub und brachte mich ſo uͤmm.
Nun aber wird mein leib getrieben von den winden/
Und kan am ufer noch nicht ſeine ruhe finden;
Drumb ſey gebethen doch durch das ſo fuͤſſe licht/
Das durch den ſternenſitz durch lufft und wolcken bricht:
Ich
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[282/0304] Das Sechſte Buch. Viel minder dich geaͤfft: Gott hat mich in die tieffe des meers auch nicht geſtuͤrtzt: Als ich ein wenig ſchlieffe/ Verſah ichs/ daß ich fiel und abſtuͤrtzt in die fluth/ Der ich das ſtener doch mit feſter hand und muth Noch hielt und zohe mit/ es wurde weggeriſſen Mit gantzer ungeſtuͤmm/ wies kam/ kan ich nicht wiſſen; Ich muß mich wundern ſelbſt/ wenn ich gedencke dran/ Wies ſo geſchwind geſchehn war mit mir armen mann; Ich ſchwere bey dem meer/ das ſich nicht lieſſe ſtillen/ Daß ich mich nicht beſorgt ſo wol umb meinentwillen/ Als daß dein ſchiff nicht kaͤm in noͤthen und gefahr/ Dieweil es ſo beraubt des ſteuerruders war. Und haͤtte leichtlich ſich ein windſturm koͤnnen regen: Drey naͤcht hat mich der wind auff ungebaͤhnten wegen Des groſſen meers gefuͤhrt: Ich hab Italien Den vierdten tag hernach mit gnauer noth geſehn; Da mich der wellen macht hub hoch empor/ ich kame Mit ſchwimmen an das land/ und itzt den haven name In ſichrer meinung ein: Mein kleid ſehr naß vom meer Macht mir groß hindernuͤß und leidiges beſchwer. Doch wolt ich klimmen fort und einen felß erreichen/ Daß ich dem wilden meer haͤtt koͤnnen noch entweichen: Allein ein grauſam volck fuhr wieder mich im grimm Hielt mich fuͤr ihrem raub und brachte mich ſo uͤmm. Nun aber wird mein leib getrieben von den winden/ Und kan am ufer noch nicht ſeine ruhe finden; Drumb ſey gebethen doch durch das ſo fuͤſſe licht/ Das durch den ſternenſitz durch lufft und wolcken bricht: Ich

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/304>, abgerufen am 22.11.2024.