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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
O daß der güldne zweig sich itzo liesse blicken
In diesem grossen wald! Ach möcht es uns gelücken!
Dieweil/ Misen/ von dir die heilge pristerin
Hat alzuwahr gesagt mit unverfalschtem sinn.
Stracks kommen aus der höh mit rauschendem gefteder
Zwo tauben fliegend her und setzen sich danieder
Für augen dieses helds ins graß: Eneas kennt
Der mutter bögel wol/ ist frölich stracks gesinnt?
Und betet inniglich: Ihr täublein/ so ihr spüret
Den weg zum güldnen zweig/ ey mich doch dahin führet
Und leitet in den wald durch euren gleichen flug/
Und du/ o mntter/ sey mir doch zum beystand gnug
In zweiffelhafftem stand. Nach diesem bleibt er stehen
Und nimmet fleißig wahr/ was man für zeichen sehen
An diesen tauben kan/ und wo sie fliegen hin/
Wie weit sich aber streckt der scharffen augen sinn/
So weit auch fliegen sie: Bald setzen sie sich nieder
Und gingen in der weyd/ bald schwungen sie sich wieder
Und flogen weiter fort. Als sie sich nun jtzund
Erhoben ferner hin nach des Avernus schlund
Und schweffel gelben see/ sieht man sie gleicher massen
Sich wieder schwingen hoch und wieder nieder lassen
Zu sammen auff den banm/ den vor gewüntschten orth/
(Dahin Eneas sich ohn säumnüß machet fort)
Man sahe/ wie der glantz des goldes durch das grüne
Und durch des baumes zweig außbündig blinckt und schie-
So pflegt in winterzeit wie gold zu blincken schön (ne:
das hartz/ weun man den baum sieht wieder grünend stehn/
Von
Das Sechſte Buch.
O daß der guͤldne zweig ſich itzo lieſſe blicken
In dieſem groſſen wald! Ach moͤcht es uns geluͤcken!
Dieweil/ Miſen/ von dir die heilge priſterin
Hat alzuwahr geſagt mit unverfalſchtem ſinn.
Stracks kommen aus der hoͤh mit rauſchendem gefteder
Zwo tauben fliegend her und ſetzen ſich danieder
Fuͤr augen dieſes helds ins graß: Eneas kennt
Der mutter boͤgel wol/ iſt froͤlich ſtracks geſinnt?
Und betet inniglich: Ihr taͤublein/ ſo ihr ſpuͤret
Den weg zum guͤldnen zweig/ ey mich doch dahin fuͤhret
Und leitet in den wald durch euren gleichen flug/
Und du/ o mntter/ ſey mir doch zum beyſtand gnug
In zweiffelhafftem ſtand. Nach dieſem bleibt er ſtehen
Und nimmet fleißig wahr/ was man fuͤr zeichen ſehen
An dieſen tauben kan/ und wo ſie fliegen hin/
Wie weit ſich aber ſtreckt der ſcharffen augen ſinn/
So weit auch fliegen ſie: Bald ſetzen ſie ſich nieder
Und gingen in der weyd/ bald ſchwungen ſie ſich wieder
Und flogen weiter fort. Als ſie ſich nun jtzund
Erhoben ferner hin nach des Avernus ſchlund
Und ſchweffel gelben ſee/ ſieht man ſie gleicher maſſen
Sich wieder ſchwingen hoch und wieder nieder laſſen
Zu ſammen auff den banm/ den vor gewuͤntſchten orth/
(Dahin Eneas ſich ohn ſaͤumnuͤß machet fort)
Man ſahe/ wie der glantz des goldes durch das gruͤne
Und durch des baumes zweig außbuͤndig blinckt uñ ſchie-
So pflegt in winterzeit wie gold zu blincken ſchoͤn (ne:
das hartz/ weũ man den baum ſieht wieder gruͤnend ſtehn/
Von
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[272/0294] Das Sechſte Buch. O daß der guͤldne zweig ſich itzo lieſſe blicken In dieſem groſſen wald! Ach moͤcht es uns geluͤcken! Dieweil/ Miſen/ von dir die heilge priſterin Hat alzuwahr geſagt mit unverfalſchtem ſinn. Stracks kommen aus der hoͤh mit rauſchendem gefteder Zwo tauben fliegend her und ſetzen ſich danieder Fuͤr augen dieſes helds ins graß: Eneas kennt Der mutter boͤgel wol/ iſt froͤlich ſtracks geſinnt? Und betet inniglich: Ihr taͤublein/ ſo ihr ſpuͤret Den weg zum guͤldnen zweig/ ey mich doch dahin fuͤhret Und leitet in den wald durch euren gleichen flug/ Und du/ o mntter/ ſey mir doch zum beyſtand gnug In zweiffelhafftem ſtand. Nach dieſem bleibt er ſtehen Und nimmet fleißig wahr/ was man fuͤr zeichen ſehen An dieſen tauben kan/ und wo ſie fliegen hin/ Wie weit ſich aber ſtreckt der ſcharffen augen ſinn/ So weit auch fliegen ſie: Bald ſetzen ſie ſich nieder Und gingen in der weyd/ bald ſchwungen ſie ſich wieder Und flogen weiter fort. Als ſie ſich nun jtzund Erhoben ferner hin nach des Avernus ſchlund Und ſchweffel gelben ſee/ ſieht man ſie gleicher maſſen Sich wieder ſchwingen hoch und wieder nieder laſſen Zu ſammen auff den banm/ den vor gewuͤntſchten orth/ (Dahin Eneas ſich ohn ſaͤumnuͤß machet fort) Man ſahe/ wie der glantz des goldes durch das gruͤne Und durch des baumes zweig außbuͤndig blinckt uñ ſchie- So pflegt in winterzeit wie gold zu blincken ſchoͤn (ne: das hartz/ weũ man den baum ſieht wieder gruͤnend ſtehn/ Von

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/294>, abgerufen am 23.11.2024.