Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. In dem du hier umb rath der Götter vorsicht fragestUnd hier an meiner thür bekümmert klagst und zagest. Gib wieder ihn zuvor der erd und scharr ihn ein/ Und laß ihn nach gebühr bestattet ehrlich seyn. Laß zweene schwartze stier zum opffer schlachten abe/ Halt eine seelmess ihm zu ehren bey dem grabe: Dann wirst du aller erst die hellschen flüsse sehn Und Plutons reich/ zu dem sichs sonst nicht lässet gehn Von einem sterblichen. So viel sagt ihm Sibylle/ Brach ihren reden ab und schwiege wieder stille. Als nun Eneas so verweißlichen bericht Bekam/ gieng er davon mit traurigem gesicht/ Verläßt die felsem höhl/ und wieget mit gedancken Den außschlag/ der ihn macht gantz hin und wieder wan- Weil er sehr ungewiß und zweifels knoten hat; (cken/ An seiner seite geht sein reißgenoß Achat; Der gehet eben so mit traurigen gebärden/ Behafft mit gleicher sorg und ängstigen beschwerden; Sie halten ihr gespräch und reden mancherley Mit wunderung/ was für ein freund gestorben sey/ Der unbegraben ligt/ wie neulich sie vernahmen Aus der prophetin mund. Als sie an port nun kamen/ Da sehn sie/ daß Misen da liget jämmerlich Ertruncken in dem meer: Sie müssen beyde sich Entsetzen ob den fall/ und klagen ihn verlohren Als einen tapffern mann von Eolus gebohren/ Dems keiner leichtlich that bevor in seiner kunst/ Der manchem kriegesheer erweckte volle brunst Mit
Das Sechſte Buch. In dem du hier umb rath der Goͤtter vorſicht frageſtUnd hier an meiner thuͤr bekuͤmmert klagſt und zageſt. Gib wieder ihn zuvor der erd und ſcharr ihn ein/ Und laß ihn nach gebuͤhr beſtattet ehrlich ſeyn. Laß zweene ſchwartze ſtier zum opffer ſchlachten abe/ Halt eine ſeelmeſſ ihm zu ehren bey dem grabe: Dann wirſt du aller erſt die hellſchen fluͤſſe ſehn Und Plutons reich/ zu dem ſichs ſonſt nicht laͤſſet gehn Von einem ſterblichen. So viel ſagt ihm Sibylle/ Brach ihren reden ab und ſchwiege wieder ſtille. Als nun Eneas ſo verweißlichen bericht Bekam/ gieng er davon mit traurigem geſicht/ Verlaͤßt die felſem hoͤhl/ und wieget mit gedancken Den außſchlag/ der ihn macht gantz hin und wieder wan- Weil er ſehr ungewiß und zweifels knoten hat; (cken/ An ſeiner ſeite geht ſein reißgenoß Achat; Der gehet eben ſo mit traurigen gebaͤrden/ Behafft mit gleicher ſorg und aͤngſtigen beſchwerden; Sie halten ihr geſpraͤch und reden mancherley Mit wunderung/ was fuͤr ein freund geſtorben ſey/ Der unbegraben ligt/ wie neulich ſie vernahmen Aus der prophetin mund. Als ſie an port nun kamen/ Da ſehn ſie/ daß Miſen da liget jaͤmmerlich Ertruncken in dem meer: Sie muͤſſen beyde ſich Entſetzen ob den fall/ und klagen ihn verlohren Als einen tapffern mann von Eolus gebohren/ Dems keiner leichtlich that bevor in ſeiner kunſt/ Der manchem kriegesheer erweckte volle brunſt Mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0292" n="270"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sechſte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>In dem du hier umb rath der Goͤtter vorſicht frageſt</l><lb/> <l>Und hier an meiner thuͤr bekuͤmmert klagſt und zageſt.</l><lb/> <l>Gib wieder ihn zuvor der erd und ſcharr ihn ein/</l><lb/> <l>Und laß ihn nach gebuͤhr beſtattet ehrlich ſeyn.</l><lb/> <l>Laß zweene ſchwartze ſtier zum opffer ſchlachten abe/</l><lb/> <l>Halt eine ſeelmeſſ ihm zu ehren bey dem grabe:</l><lb/> <l>Dann wirſt du aller erſt die hellſchen fluͤſſe ſehn</l><lb/> <l>Und Plutons reich/ zu dem ſichs ſonſt nicht laͤſſet gehn</l><lb/> <l>Von einem ſterblichen. So viel ſagt ihm Sibylle/</l><lb/> <l>Brach ihren reden ab und ſchwiege wieder ſtille.</l><lb/> <l>Als nun <hi rendition="#fr">E</hi>neas ſo verweißlichen bericht</l><lb/> <l>Bekam/ gieng er davon mit traurigem geſicht/</l><lb/> <l>Verlaͤßt die felſem hoͤhl/ und wieget mit gedancken</l><lb/> <l>Den außſchlag/ der ihn macht gantz hin und wieder wan-</l><lb/> <l>Weil er ſehr ungewiß und zweifels knoten hat; <hi rendition="#et">(cken/</hi></l><lb/> <l>An ſeiner ſeite geht ſein reißgenoß Achat;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er gehet eben ſo mit traurigen gebaͤrden/</l><lb/> <l>Behafft mit gleicher ſorg und aͤngſtigen beſchwerden;</l><lb/> <l>Sie halten ihr geſpraͤch und reden mancherley</l><lb/> <l>Mit wunderung/ was fuͤr ein freund geſtorben ſey/</l><lb/> <l>Der unbegraben ligt/ wie neulich ſie vernahmen</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>us der prophetin mund. Als ſie an port nun kamen/</l><lb/> <l>Da ſehn ſie/ daß Miſen da liget jaͤmmerlich</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>rtruncken in dem meer: Sie muͤſſen beyde ſich</l><lb/> <l>Entſetzen ob den fall/ und klagen ihn verlohren</l><lb/> <l>Als einen tapffern mann von <hi rendition="#fr">E</hi>olus gebohren/</l><lb/> <l>Dems keiner leichtlich that bevor in ſeiner kunſt/</l><lb/> <l>Der manchem kriegesheer erweckte volle brunſt</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [270/0292]
Das Sechſte Buch.
In dem du hier umb rath der Goͤtter vorſicht frageſt
Und hier an meiner thuͤr bekuͤmmert klagſt und zageſt.
Gib wieder ihn zuvor der erd und ſcharr ihn ein/
Und laß ihn nach gebuͤhr beſtattet ehrlich ſeyn.
Laß zweene ſchwartze ſtier zum opffer ſchlachten abe/
Halt eine ſeelmeſſ ihm zu ehren bey dem grabe:
Dann wirſt du aller erſt die hellſchen fluͤſſe ſehn
Und Plutons reich/ zu dem ſichs ſonſt nicht laͤſſet gehn
Von einem ſterblichen. So viel ſagt ihm Sibylle/
Brach ihren reden ab und ſchwiege wieder ſtille.
Als nun Eneas ſo verweißlichen bericht
Bekam/ gieng er davon mit traurigem geſicht/
Verlaͤßt die felſem hoͤhl/ und wieget mit gedancken
Den außſchlag/ der ihn macht gantz hin und wieder wan-
Weil er ſehr ungewiß und zweifels knoten hat; (cken/
An ſeiner ſeite geht ſein reißgenoß Achat;
Der gehet eben ſo mit traurigen gebaͤrden/
Behafft mit gleicher ſorg und aͤngſtigen beſchwerden;
Sie halten ihr geſpraͤch und reden mancherley
Mit wunderung/ was fuͤr ein freund geſtorben ſey/
Der unbegraben ligt/ wie neulich ſie vernahmen
Aus der prophetin mund. Als ſie an port nun kamen/
Da ſehn ſie/ daß Miſen da liget jaͤmmerlich
Ertruncken in dem meer: Sie muͤſſen beyde ſich
Entſetzen ob den fall/ und klagen ihn verlohren
Als einen tapffern mann von Eolus gebohren/
Dems keiner leichtlich that bevor in ſeiner kunſt/
Der manchem kriegesheer erweckte volle brunſt
Mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |