Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Fünffte Buch.
Eneas aber/ der durch diesen fall mit schmertzen
Gerühret wurde/ trug viel kümmernüß im hertzen;
Er wägets hin und her/ was besser sey zu thun/
Ob er in diesem land Sicilien sol ruhn/
Doch oder in vergess der Götter rath und willen
Sol stellen/ oder ob er selbten sol erfüllen
Und ziehn in Welschland hin? Da fänget Nautes an
Ein-von der Pallas selbst gelerth-und alter mann/
Der sich in mancher kunst geschickt und herrlich machte/
Der seine meinung so und dergestalt fürbrachte/
Daß er gab drauff bericht/ was etwan deutet an
Der götter grossen zorn und was sey wol gethan
Nach ihrer ordnung/ spruch und unbewegten willen/
Den man sol allerdings nach mügligkeit erfüllen/
Und gibt ihm diesen trost auf folgende gestalt:
Eneas/ laß uns nur der göttlicheu gewalt
Zu folgen seyn bereit/ wohin sie uns wil lencken
Und führen/ daß wir uns nur nehmen kein bedencken/
Es komme wie es woll: Auf Gottes gnaden huld
Läßt sich all ungelück wol tragen mit gedult.
Es ist vorhanden noch der tapffre mann Acestes;
Nimm ihn/ als freund zu rath/ daß er mit dir dein bestes
Zu suchen sich bequem; Demselben übergib
Was von verlornem zeug und schiffen überblieb/
Wie auch die jenigen/ die dein so groß beginnen
Verdrüßig nehmen an und nicht mehr reisen können/
Als abgelebte leut und müde weiberlein/
Und was bey dir noch schwach und blöde möchte seyn;
Die-
Das Fuͤnffte Buch.
Eneas aber/ der durch dieſen fall mit ſchmertzen
Geruͤhret wurde/ trug viel kuͤmmernuͤß im hertzen;
Er waͤgets hin und her/ was beſſer ſey zu thun/
Ob er in dieſem land Sicilien ſol ruhn/
Doch oder in vergeſſ der Goͤtter rath und willen
Sol ſtellen/ oder ob er ſelbten ſol erfuͤllen
Und ziehn in Welſchland hin? Da faͤnget Nautes an
Ein-von der Pallas ſelbſt gelerth-und alter mann/
Der ſich in mancher kunſt geſchickt und herrlich machte/
Der ſeine meinung ſo und dergeſtalt fuͤrbrachte/
Daß er gab drauff bericht/ was etwan deutet an
Der goͤtter groſſen zorn und was ſey wol gethan
Nach ihrer ordnung/ ſpruch und unbewegten willen/
Den man ſol allerdings nach muͤgligkeit erfuͤllen/
Und gibt ihm dieſen troſt auf folgende geſtalt:
Eneas/ laß uns nur der goͤttlicheu gewalt
Zu folgen ſeyn bereit/ wohin ſie uns wil lencken
Und fuͤhren/ daß wir uns nur nehmen kein bedencken/
Es komme wie es woll: Auf Gottes gnaden huld
Laͤßt ſich all ungeluͤck wol tragen mit gedult.
Es iſt vorhanden noch der tapffre mann Aceſtes;
Nimm ihn/ als freund zu rath/ daß er mit dir dein beſtes
Zu ſuchen ſich bequem; Demſelben uͤbergib
Was von verlornem zeug und ſchiffen uͤberblieb/
Wie auch die jenigen/ die dein ſo groß beginnen
Verdruͤßig nehmen an und nicht mehr reiſen koͤnnen/
Als abgelebte leut und muͤde weiberlein/
Und was bey dir noch ſchwach und bloͤde moͤchte ſeyn;
Die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0270" n="248"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Eneas aber/ der durch die&#x017F;en fall mit &#x017F;chmertzen</l><lb/>
          <l>Geru&#x0364;hret wurde/ trug viel ku&#x0364;mmernu&#x0364;ß im hertzen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Er wa&#x0364;gets hin und her/ was be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey zu thun/</l><lb/>
          <l>Ob er in die&#x017F;em land Sicilien &#x017F;ol ruhn/</l><lb/>
          <l>Doch oder in verge&#x017F;&#x017F; der Go&#x0364;tter rath und willen</l><lb/>
          <l>Sol &#x017F;tellen/ oder ob er &#x017F;elbten &#x017F;ol erfu&#x0364;llen</l><lb/>
          <l>Und ziehn in Wel&#x017F;chland hin? Da fa&#x0364;nget Nautes an</l><lb/>
          <l>Ein-von der Pallas &#x017F;elb&#x017F;t gelerth-und alter mann/</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ich in mancher kun&#x017F;t ge&#x017F;chickt und herrlich machte/</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;eine meinung &#x017F;o und derge&#x017F;talt fu&#x0364;rbrachte/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß er gab drauff bericht/ was etwan deutet an</l><lb/>
          <l>Der go&#x0364;tter gro&#x017F;&#x017F;en zorn und was &#x017F;ey wol gethan</l><lb/>
          <l>Nach ihrer ordnung/ &#x017F;pruch und unbewegten willen/</l><lb/>
          <l>Den man &#x017F;ol allerdings nach mu&#x0364;gligkeit erfu&#x0364;llen/</l><lb/>
          <l>Und gibt ihm die&#x017F;en tro&#x017F;t auf folgende ge&#x017F;talt:</l><lb/>
          <l>Eneas/ laß uns nur der go&#x0364;ttlicheu gewalt</l><lb/>
          <l>Zu folgen &#x017F;eyn bereit/ wohin &#x017F;ie uns wil lencken</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;hren/ daß wir uns nur nehmen kein bedencken/</l><lb/>
          <l>Es komme wie es woll: <hi rendition="#fr">A</hi>uf Gottes gnaden huld</l><lb/>
          <l>La&#x0364;ßt &#x017F;ich all ungelu&#x0364;ck wol tragen mit gedult.</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t vorhanden noch der tapffre mann Ace&#x017F;tes;</l><lb/>
          <l>Nimm ihn/ als freund zu rath/ daß er mit dir dein be&#x017F;tes</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;uchen &#x017F;ich bequem; Dem&#x017F;elben u&#x0364;bergib</l><lb/>
          <l>Was von verlornem zeug und &#x017F;chiffen u&#x0364;berblieb/</l><lb/>
          <l>Wie auch die jenigen/ die dein &#x017F;o groß beginnen</l><lb/>
          <l>Verdru&#x0364;ßig nehmen an und nicht mehr rei&#x017F;en ko&#x0364;nnen/</l><lb/>
          <l>Als abgelebte leut und mu&#x0364;de weiberlein/</l><lb/>
          <l>Und was bey dir noch &#x017F;chwach und blo&#x0364;de mo&#x0364;chte &#x017F;eyn<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0270] Das Fuͤnffte Buch. Eneas aber/ der durch dieſen fall mit ſchmertzen Geruͤhret wurde/ trug viel kuͤmmernuͤß im hertzen; Er waͤgets hin und her/ was beſſer ſey zu thun/ Ob er in dieſem land Sicilien ſol ruhn/ Doch oder in vergeſſ der Goͤtter rath und willen Sol ſtellen/ oder ob er ſelbten ſol erfuͤllen Und ziehn in Welſchland hin? Da faͤnget Nautes an Ein-von der Pallas ſelbſt gelerth-und alter mann/ Der ſich in mancher kunſt geſchickt und herrlich machte/ Der ſeine meinung ſo und dergeſtalt fuͤrbrachte/ Daß er gab drauff bericht/ was etwan deutet an Der goͤtter groſſen zorn und was ſey wol gethan Nach ihrer ordnung/ ſpruch und unbewegten willen/ Den man ſol allerdings nach muͤgligkeit erfuͤllen/ Und gibt ihm dieſen troſt auf folgende geſtalt: Eneas/ laß uns nur der goͤttlicheu gewalt Zu folgen ſeyn bereit/ wohin ſie uns wil lencken Und fuͤhren/ daß wir uns nur nehmen kein bedencken/ Es komme wie es woll: Auf Gottes gnaden huld Laͤßt ſich all ungeluͤck wol tragen mit gedult. Es iſt vorhanden noch der tapffre mann Aceſtes; Nimm ihn/ als freund zu rath/ daß er mit dir dein beſtes Zu ſuchen ſich bequem; Demſelben uͤbergib Was von verlornem zeug und ſchiffen uͤberblieb/ Wie auch die jenigen/ die dein ſo groß beginnen Verdruͤßig nehmen an und nicht mehr reiſen koͤnnen/ Als abgelebte leut und muͤde weiberlein/ Und was bey dir noch ſchwach und bloͤde moͤchte ſeyn; Die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/270
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/270>, abgerufen am 28.11.2024.