Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Den rath/ die schiffe nur in grunde zu verbrennenHingegen wiederrieth die hoffnung diß beginnen/ Weil sie der Götter schluß rufft in ein ander land/ Das ihnen durch den mund Anchisens war bekand/ Die Göttin schwinget sich mit flüchtigem gefieder Hoch durch die wolcken hin und kommt in himmel wieder. Nach dem die weiber nun durch dieses ungeheur Bestürtzt sind/ lanffen sie gantz rasend zu dem feur/ Das hinterm altar ligt/ und raffen es zusammen; Theils nehmen von altar die angezündten flammen Das reißig und gesträuch und zünden fackeln an; Ein jede wirfft und thut zum brande/ was sie kan. Des feuers grimmigkeit schlägt überall zusammen/ Man kan nicht bändigen die ungezähmten flammen/ Sie fahren durch die schiff mit grossem ungestümm/ Und setzen ans gemähld und bilder ihren grimm. Eumelus/ der diß sieht/ bringt flugs die post getragen Zu des Anchisens grab/ da noch die völcker lagen Mit hauffen auf dem plan/ berichtet von dem brand/ Es würden alle schiff geäschert ein am strand. Sie sehen selber auch im schwartzem dampffe fliegen Die funcken/ auch Ascan/ als er mit lust und siegen Die reuter führet heim/ hebt sich geschwinde fort Mit seinem schnellen roß an den betrübten port. Die hofemeister stehn mit schrecken/ furcht und zagen/ Und lassen ihren printz den ritt gefährlich wagen Nach ihrer meinung zwar/ da sie befieng der wahn/ Es hätte wo ein feind die schiff gestecket an. Was Q 3
Das Fuͤnffte Buch. Den rath/ die ſchiffe nur in grunde zu verbrennenHingegen wiederrieth die hoffnung diß beginnen/ Weil ſie der Goͤtter ſchluß rufft in ein ander land/ Das ihnen durch den mund Anchiſens war bekand/ Die Goͤttin ſchwinget ſich mit fluͤchtigem gefieder Hoch durch die wolcken hin und kom̃t in himmel wieder. Nach dem die weiber nun durch dieſes ungeheur Beſtuͤrtzt ſind/ lanffen ſie gantz raſend zu dem feur/ Das hinterm altar ligt/ und raffen es zuſammen; Theils nehmen von altar die angezuͤndten flammen Das reißig und geſtraͤuch und zuͤnden fackeln an; Ein jede wirfft und thut zum brande/ was ſie kan. Des feuers grimmigkeit ſchlaͤgt uͤberall zuſammen/ Man kan nicht baͤndigen die ungezaͤhmten flammen/ Sie fahren durch die ſchiff mit groſſem ungeſtuͤmm/ Und ſetzen ans gemaͤhld und bilder ihren grimm. Eumelus/ der diß ſieht/ bringt flugs die poſt getragen Zu des Anchiſens grab/ da noch die voͤlcker lagen Mit hauffen auf dem plan/ berichtet von dem brand/ Es wuͤrden alle ſchiff geaͤſchert ein am ſtrand. Sie ſehen ſelber auch im ſchwartzem dampffe fliegen Die funcken/ auch Aſcan/ als er mit luſt und ſiegen Die reuter fuͤhret heim/ hebt ſich geſchwinde fort Mit ſeinem ſchnellen roß an den betruͤbten port. Die hofemeiſter ſtehn mit ſchrecken/ furcht und zagen/ Und laſſen ihren printz den ritt gefaͤhrlich wagen Nach ihrer meinung zwar/ da ſie befieng der wahn/ Es haͤtte wo ein feind die ſchiff geſtecket an. Was Q 3
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Das Fuͤnffte Buch.
Den rath/ die ſchiffe nur in grunde zu verbrennen
Hingegen wiederrieth die hoffnung diß beginnen/
Weil ſie der Goͤtter ſchluß rufft in ein ander land/
Das ihnen durch den mund Anchiſens war bekand/
Die Goͤttin ſchwinget ſich mit fluͤchtigem gefieder
Hoch durch die wolcken hin und kom̃t in himmel wieder.
Nach dem die weiber nun durch dieſes ungeheur
Beſtuͤrtzt ſind/ lanffen ſie gantz raſend zu dem feur/
Das hinterm altar ligt/ und raffen es zuſammen;
Theils nehmen von altar die angezuͤndten flammen
Das reißig und geſtraͤuch und zuͤnden fackeln an;
Ein jede wirfft und thut zum brande/ was ſie kan.
Des feuers grimmigkeit ſchlaͤgt uͤberall zuſammen/
Man kan nicht baͤndigen die ungezaͤhmten flammen/
Sie fahren durch die ſchiff mit groſſem ungeſtuͤmm/
Und ſetzen ans gemaͤhld und bilder ihren grimm.
Eumelus/ der diß ſieht/ bringt flugs die poſt getragen
Zu des Anchiſens grab/ da noch die voͤlcker lagen
Mit hauffen auf dem plan/ berichtet von dem brand/
Es wuͤrden alle ſchiff geaͤſchert ein am ſtrand.
Sie ſehen ſelber auch im ſchwartzem dampffe fliegen
Die funcken/ auch Aſcan/ als er mit luſt und ſiegen
Die reuter fuͤhret heim/ hebt ſich geſchwinde fort
Mit ſeinem ſchnellen roß an den betruͤbten port.
Die hofemeiſter ſtehn mit ſchrecken/ furcht und zagen/
Und laſſen ihren printz den ritt gefaͤhrlich wagen
Nach ihrer meinung zwar/ da ſie befieng der wahn/
Es haͤtte wo ein feind die ſchiff geſtecket an.
Was
Q 3
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/267>, abgerufen am 30.07.2024. |