Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch Und bogenschützen lust: So etwan einge habenZu diesen freyen spiel und fürgesetzte gaben/ Verfügen sich hinzu. Man wirfft das looß hinein In einem ehrnen helm/ ein jeder hofft zu seyn Der erste: Dieser ist Hippocoon für allen Mit glücklichem geschrey und grossen freudenschallen. Menestheus/ der im krantz des öhlbaums stutzte her/ Und in dem schiffkampff trug den ersten preiß und ehr/ Folgt dem Hippocoon. Eurytion der dritte Ein bruder Pandari/ der weyland tapffer stritte Als guter bogenschütz für Troja/ der das band Getroffenen vertrags durch Pallas trieb zertrannt/ Und auf die Griechen ließ erst einen pfeil abgehen: Der letzte war Acest/ der sich auch unterstehen Mit junger pursche wolt an solchen streit zu gehn; Man fäht die bogen an zu krümmen und zu drehn Mit gantzer leibes stärck: Man hat nicht lange weile/ Man leget auf die sehn die scharffgespitzte pfeile: Der jung Hippocoon zielt gnau und drücket loß/ Es fleugt hin in die lusft das flüchtige geschoß Und fähret in den baum/ darauf der vogel stecket: Der baum er zittert drob/ der vogel auch erschrecket; Da thönt das gantze volck mit jauchtzendem geschrey/ Und wüntschten/ daß er hätt geschossen näher bey. Nach diesen trat hinein Menestheus/ hat den bogen Gespannet nach gebrauch und hart an sich gezogen/ Hielt in die höh und zielt und schoß den pfeil schnell ab/ Ihm aber dieser schuß gantz keinen vortheil gab. Es
Das Fuͤnffte Buch Und bogenſchuͤtzen luſt: So etwan einge habenZu dieſen freyen ſpiel und fuͤrgeſetzte gaben/ Verfuͤgen ſich hinzu. Man wirfft das looß hinein In einem ehrnen helm/ ein jeder hofft zu ſeyn Der erſte: Dieſer iſt Hippocoon fuͤr allen Mit gluͤcklichem geſchrey und groſſen freudenſchallen. Meneſtheus/ der im krantz des oͤhlbaums ſtutzte her/ Und in dem ſchiffkampff trug den erſten preiß und ehr/ Folgt dem Hippocoon. Eurytion der dritte Ein bruder Pandari/ der weyland tapffer ſtritte Als guter bogenſchuͤtz fuͤr Troja/ der das band Getroffenen vertrags durch Pallas trieb zertrannt/ Und auf die Griechen ließ erſt einen pfeil abgehen: Der letzte war Aceſt/ der ſich auch unterſtehen Mit junger purſche wolt an ſolchen ſtreit zu gehn; Man faͤht die bogen an zu kruͤmmen und zu drehn Mit gantzer leibes ſtaͤrck: Man hat nicht lange weile/ Man leget auf die ſehn die ſcharffgeſpitzte pfeile: Der jung Hippocoon zielt gnau und druͤcket loß/ Es fleugt hin in die luſft das fluͤchtige geſchoß Und faͤhret in den baum/ darauf der vogel ſtecket: Der baum er zittert drob/ der vogel auch erſchrecket; Da thoͤnt das gantze volck mit jauchtzendem geſchrey/ Und wuͤntſchten/ daß er haͤtt geſchoſſen naͤher bey. Nach dieſen trat hinein Meneſtheus/ hat den bogen Geſpannet nach gebrauch und hart an ſich gezogen/ Hielt in die hoͤh und zielt und ſchoß den pfeil ſchnell ab/ Ihm aber dieſer ſchuß gantz keinen vortheil gab. Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0257" n="235"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fuͤnffte Buch</hi> </fw><lb/> <l>Und bogenſchuͤtzen luſt: So etwan einge haben</l><lb/> <l>Zu dieſen freyen ſpiel und fuͤrgeſetzte gaben/</l><lb/> <l>Verfuͤgen ſich hinzu. Man wirfft das looß hinein</l><lb/> <l>In einem ehrnen helm/ ein jeder hofft zu ſeyn</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er erſte: Dieſer iſt Hippocoon fuͤr allen</l><lb/> <l>Mit gluͤcklichem geſchrey und groſſen freudenſchallen.</l><lb/> <l>Meneſtheus/ der im krantz des oͤhlbaums ſtutzte her/</l><lb/> <l>Und in dem ſchiffkampff trug den erſten preiß und ehr/</l><lb/> <l>Folgt dem Hippocoon. <hi rendition="#fr">E</hi>urytion der dritte</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>in bruder Pandari/ der weyland tapffer ſtritte</l><lb/> <l>Als guter bogenſchuͤtz fuͤr Troja/ der das band</l><lb/> <l>Getroffenen vertrags durch Pallas trieb zertrannt/</l><lb/> <l>Und auf die Griechen ließ erſt einen pfeil abgehen:</l><lb/> <l>Der letzte war Aceſt/ der ſich auch unterſtehen</l><lb/> <l>Mit junger purſche wolt an ſolchen ſtreit zu gehn;</l><lb/> <l>Man faͤht die bogen an zu kruͤmmen und zu drehn</l><lb/> <l>Mit gantzer leibes ſtaͤrck: Man hat nicht lange weile/</l><lb/> <l>Man leget auf die ſehn die ſcharffgeſpitzte pfeile:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er jung Hippocoon zielt gnau und druͤcket loß/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s fleugt hin in die luſft das fluͤchtige geſchoß</l><lb/> <l>Und faͤhret in den baum/ darauf der vogel ſtecket:</l><lb/> <l>Der baum er zittert drob/ der vogel auch erſchrecket;</l><lb/> <l>Da thoͤnt das gantze volck mit jauchtzendem geſchrey/</l><lb/> <l>Und wuͤntſchten/ daß er haͤtt geſchoſſen naͤher bey.</l><lb/> <l>Nach dieſen trat hinein Meneſtheus/ hat den bogen</l><lb/> <l>Geſpannet nach gebrauch und hart an ſich gezogen/</l><lb/> <l>Hielt in die hoͤh und zielt und ſchoß den pfeil ſchnell ab/</l><lb/> <l>Ihm aber dieſer ſchuß gantz keinen vortheil gab.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>s</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [235/0257]
Das Fuͤnffte Buch
Und bogenſchuͤtzen luſt: So etwan einge haben
Zu dieſen freyen ſpiel und fuͤrgeſetzte gaben/
Verfuͤgen ſich hinzu. Man wirfft das looß hinein
In einem ehrnen helm/ ein jeder hofft zu ſeyn
Der erſte: Dieſer iſt Hippocoon fuͤr allen
Mit gluͤcklichem geſchrey und groſſen freudenſchallen.
Meneſtheus/ der im krantz des oͤhlbaums ſtutzte her/
Und in dem ſchiffkampff trug den erſten preiß und ehr/
Folgt dem Hippocoon. Eurytion der dritte
Ein bruder Pandari/ der weyland tapffer ſtritte
Als guter bogenſchuͤtz fuͤr Troja/ der das band
Getroffenen vertrags durch Pallas trieb zertrannt/
Und auf die Griechen ließ erſt einen pfeil abgehen:
Der letzte war Aceſt/ der ſich auch unterſtehen
Mit junger purſche wolt an ſolchen ſtreit zu gehn;
Man faͤht die bogen an zu kruͤmmen und zu drehn
Mit gantzer leibes ſtaͤrck: Man hat nicht lange weile/
Man leget auf die ſehn die ſcharffgeſpitzte pfeile:
Der jung Hippocoon zielt gnau und druͤcket loß/
Es fleugt hin in die luſft das fluͤchtige geſchoß
Und faͤhret in den baum/ darauf der vogel ſtecket:
Der baum er zittert drob/ der vogel auch erſchrecket;
Da thoͤnt das gantze volck mit jauchtzendem geſchrey/
Und wuͤntſchten/ daß er haͤtt geſchoſſen naͤher bey.
Nach dieſen trat hinein Meneſtheus/ hat den bogen
Geſpannet nach gebrauch und hart an ſich gezogen/
Hielt in die hoͤh und zielt und ſchoß den pfeil ſchnell ab/
Ihm aber dieſer ſchuß gantz keinen vortheil gab.
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |