Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Nach diesem kommet hin der Helimus gelauffen/Der dritte war Dior/ der letzt im ersten hauffen Hier machte Salius mit gräßlichem geschrey Den gantzen schauplatz voll; Die väter trugen scheu Und wurden sehr verwirrt/ er klagte/ daß er währe Mit arglist und betrug gekommen umb die ehre; Man möchte doch daran ihm wieder stattung thun/ Daß er für seine müh auch kriegte preiß und lohn. Dem Euryal die gunst und neigungen erspriessen/ Und daß er thränen läßt von seinen wangen fliessen/ Die ihm wol stehen an wie auch des leibes zier/ Aus dem der tugend schmuck viel schöner gläntzt herfür. Diores steht ihm bey und hebt an laut zu klagen: Sol Salius davon das erste kleinod tragen/ So kommet der zu kurtz/ der erst kam an das ziel Und hat vergebne müh gehabt in diesem spiel. Der vater sagt hierauff Eneas: Eure gaben O pursche/ sollet ihr ohn eingem abbruch haben/ Und sol euch niemand nicht verrücken den gewinst; Ein jeder sol den preiß bekommen nach verdienst. Man laß den unfall mich bejammern meines freundes/ Den ohne schuld gestürtzt die list und neid des feindes. Drauff schenckt dem Salius er eine leuenhaut/ Die greulich zötig war und schrecklich sehr beklaut. Drauff fänget Nisus an: Wenn der so unten liget/ So stattlich wird beschenckt und solchen preiß weg krieget/ Und dich der strauchelnden erbarmst mit edlem sinn/ Was denn wird Nisus wol empfangen zum gewinn? Ich/ P
Das Fuͤnffte Buch. Nach dieſem kommet hin der Helimus gelauffen/Der dritte war Dior/ der letzt im erſten hauffen Hier machte Salius mit graͤßlichem geſchrey Den gantzen ſchauplatz voll; Die vaͤter trugen ſcheu Und wurden ſehr verwirrt/ er klagte/ daß er waͤhre Mit argliſt und betrug gekommen umb die ehre; Man moͤchte doch daran ihm wieder ſtattung thun/ Daß er fuͤr ſeine muͤh auch kriegte preiß und lohn. Dem Euryal die gunſt und neigungen erſprieſſen/ Und daß er thraͤnen laͤßt von ſeinen wangen flieſſen/ Die ihm wol ſtehen an wie auch des leibes zier/ Aus dem der tugend ſchmuck viel ſchoͤner glaͤntzt herfuͤr. Diores ſteht ihm bey und hebt an laut zu klagen: Sol Salius davon das erſte kleinod tragen/ So kommet der zu kurtz/ der erſt kam an das ziel Und hat vergebne muͤh gehabt in dieſem ſpiel. Der vater ſagt hierauff Eneas: Eure gaben O purſche/ ſollet ihr ohn eingem abbruch haben/ Und ſol euch niemand nicht verruͤcken den gewinſt; Ein jeder ſol den preiß bekommen nach verdienſt. Man laß den unfall mich bejammern meines freundes/ Den ohne ſchuld geſtuͤrtzt die liſt und neid des feindes. Drauff ſchenckt dem Salius er eine leuenhaut/ Die greulich zoͤtig war und ſchrecklich ſehr beklaut. Drauff faͤnget Niſus an: Wenn der ſo unten liget/ So ſtattlich wird beſchenckt und ſolchẽ preiß weg krieget/ Und dich der ſtrauchelnden erbarmſt mit edlem ſinn/ Was denn wird Niſus wol empfangen zum gewinn? Ich/ P
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Das Fuͤnffte Buch.
Nach dieſem kommet hin der Helimus gelauffen/
Der dritte war Dior/ der letzt im erſten hauffen
Hier machte Salius mit graͤßlichem geſchrey
Den gantzen ſchauplatz voll; Die vaͤter trugen ſcheu
Und wurden ſehr verwirrt/ er klagte/ daß er waͤhre
Mit argliſt und betrug gekommen umb die ehre;
Man moͤchte doch daran ihm wieder ſtattung thun/
Daß er fuͤr ſeine muͤh auch kriegte preiß und lohn.
Dem Euryal die gunſt und neigungen erſprieſſen/
Und daß er thraͤnen laͤßt von ſeinen wangen flieſſen/
Die ihm wol ſtehen an wie auch des leibes zier/
Aus dem der tugend ſchmuck viel ſchoͤner glaͤntzt herfuͤr.
Diores ſteht ihm bey und hebt an laut zu klagen:
Sol Salius davon das erſte kleinod tragen/
So kommet der zu kurtz/ der erſt kam an das ziel
Und hat vergebne muͤh gehabt in dieſem ſpiel.
Der vater ſagt hierauff Eneas: Eure gaben
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Und ſol euch niemand nicht verruͤcken den gewinſt;
Ein jeder ſol den preiß bekommen nach verdienſt.
Man laß den unfall mich bejammern meines freundes/
Den ohne ſchuld geſtuͤrtzt die liſt und neid des feindes.
Drauff ſchenckt dem Salius er eine leuenhaut/
Die greulich zoͤtig war und ſchrecklich ſehr beklaut.
Drauff faͤnget Niſus an: Wenn der ſo unten liget/
So ſtattlich wird beſchenckt und ſolchẽ preiß weg krieget/
Und dich der ſtrauchelnden erbarmſt mit edlem ſinn/
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