Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Ihr grossen Dardaner/ die ihr von Götter saamenUnd himmlischen geschlecht empfangen eure namen/ Es hat des jahres kreyß der monat lauff erfüllt/ Seither wir haben ein-den heilgen rest-gehüllt Des väterlichen leibs und in die erd begraben/ Auch ihm auff dem altar betrübt geopffert haben; Nun aber ist der tag vorhanden/ wie ich mein/ Den ich wil allezeit begehen heilig-rein/ Und halten ehren wehrt. Das ist der Götter wollen/ Das wir/ in massen es geziemt/ erfüllen sollen. Wenn ich nun wäre gleich als ein vertriebener/ Und wohnt in Libyen/ an orten/ wo das meer Und rauhe Syrten sind/ und in der stadt Mycenen; Wolt ich doch diesen tag mit opffer danck und thränen Begehen heiliglich: Ich wolte stellen an Ein jahrfest ordentlich/ wies prächtiglich gethan. Nun aber da wir sind zum grab des vaters kommen/ Ehe wir davon gedacht und hatten für genommen/ Das traun nicht ohne rath der Götter ist geschehn/ Vnd wir mit gutem glück in freundes haven siehn; Als seyd nur wolgemuth und laßt die Götter walten; Wir wollen diesen tag zu ehren frölich halten/ Vnd bitten guten wind vom vater/ welcher nun Vergöttet ist/ und kan uns diese wolthat thun. Demselben werden auch/ wenn wir gebauet haben Ihm eine neue stadt/ gefallen unsre gaben Und opffer/ die wir ihm in tempeln zum altar Zubringen wollen seyn bedacht von jahr zu jahr. Der
Das Fuͤnffte Buch. Ihr groſſen Dardaner/ die ihr von Goͤtter ſaamenUnd himmliſchen geſchlecht empfangen eure namen/ Es hat des jahres kreyß der monat lauff erfuͤllt/ Seither wir haben ein-den heilgen reſt-gehuͤllt Des vaͤterlichen leibs und in die erd begraben/ Auch ihm auff dem altar betruͤbt geopffert haben; Nun aber iſt der tag vorhanden/ wie ich mein/ Den ich wil allezeit begehen heilig-rein/ Und halten ehren wehrt. Das iſt der Goͤtter wollen/ Das wir/ in maſſen es geziemt/ erfuͤllen ſollen. Wenn ich nun waͤre gleich als ein vertriebener/ Und wohnt in Libyen/ an orten/ wo das meer Und rauhe Syrten ſind/ und in der ſtadt Mycenen; Wolt ich doch dieſen tag mit opffer danck und thraͤnen Begehen heiliglich: Ich wolte ſtellen an Ein jahrfeſt ordentlich/ wies praͤchtiglich gethan. Nun aber da wir ſind zum grab des vaters kommen/ Ehe wir davon gedacht und hatten fuͤr genommen/ Das traun nicht ohne rath der Goͤtter iſt geſchehn/ Vnd wir mit gutem gluͤck in freundes haven ſiehn; Als ſeyd nur wolgemuth und laßt die Goͤtter walten; Wir wollen dieſen tag zu ehren froͤlich halten/ Vnd bitten guten wind vom vater/ welcher nun Vergoͤttet iſt/ und kan uns dieſe wolthat thun. Demſelben werden auch/ wenn wir gebauet haben Ihm eine neue ſtadt/ gefallen unſre gaben Und opffer/ die wir ihm in tempeln zum altar Zubringen wollen ſeyn bedacht von jahr zu jahr. Der
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Das Fuͤnffte Buch.
Ihr groſſen Dardaner/ die ihr von Goͤtter ſaamen
Und himmliſchen geſchlecht empfangen eure namen/
Es hat des jahres kreyß der monat lauff erfuͤllt/
Seither wir haben ein-den heilgen reſt-gehuͤllt
Des vaͤterlichen leibs und in die erd begraben/
Auch ihm auff dem altar betruͤbt geopffert haben;
Nun aber iſt der tag vorhanden/ wie ich mein/
Den ich wil allezeit begehen heilig-rein/
Und halten ehren wehrt. Das iſt der Goͤtter wollen/
Das wir/ in maſſen es geziemt/ erfuͤllen ſollen.
Wenn ich nun waͤre gleich als ein vertriebener/
Und wohnt in Libyen/ an orten/ wo das meer
Und rauhe Syrten ſind/ und in der ſtadt Mycenen;
Wolt ich doch dieſen tag mit opffer danck und thraͤnen
Begehen heiliglich: Ich wolte ſtellen an
Ein jahrfeſt ordentlich/ wies praͤchtiglich gethan.
Nun aber da wir ſind zum grab des vaters kommen/
Ehe wir davon gedacht und hatten fuͤr genommen/
Das traun nicht ohne rath der Goͤtter iſt geſchehn/
Vnd wir mit gutem gluͤck in freundes haven ſiehn;
Als ſeyd nur wolgemuth und laßt die Goͤtter walten;
Wir wollen dieſen tag zu ehren froͤlich halten/
Vnd bitten guten wind vom vater/ welcher nun
Vergoͤttet iſt/ und kan uns dieſe wolthat thun.
Demſelben werden auch/ wenn wir gebauet haben
Ihm eine neue ſtadt/ gefallen unſre gaben
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