Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Fünffte Buch.
Das Fünffte Buch.
IMmittelst aber war Eneas mit den schiffen
Fast mitten auf dem meer mit steiffem schluß
begriffen/
Und striche mit dem nord durch schwartze wellen hin
Und sahe nach der stadt mit hochbetrübtem sinn
In der die flammen schon/ die Dido hat erreget/
Alß sie den hauffen holtz zum opffer angeleget/
Zu schimmern fingen an: Die ursach weiß man nicht/
Woher ein solches feur ist worden angericht;
Allein wenn grosse lieb entspringet in den hertzen/
Und wird in haß verkehrt/ so werden auch die schmertzen
Vermehrt: Es ist bekand/ was eine frau vermag/
Wennssie von wütigkeit der lieb empfindet plag;
Und darumb können sich an den verwirrten sachen
Die Troer trösten nicht/ noch gute deutung machen.
Sie waren auff die höh des meeres kommen nu/
Und stiesse nirgend mehr ein haven ihnen zu/
Es war nichts umb und umb als meer und lufft zu sehen/
Man sah ob seinem haupt ein schwartzes wetter stehen/
Das brachte finsternüß und greulich ungestümm/
Das meer erhube sich mit unerhörtem grimm.
Der schiffmann Palinur empfindet selbst beschwerden/
Und wil mit hand und muth verzagt und kleinlaut werden/
Schreyt hinden von dem schiff: ach was sol dieses seyn/
Daß unerhörter weis ein solcher sturm fällt ein;
Was
Das Fuͤnffte Buch.
Das Fuͤnffte Buch.
IMmittelſt aber war Eneas mit den ſchiffen
Faſt mitten auf dem meer mit ſteiffem ſchluß
begriffen/
Und ſtriche mit dem nord durch ſchwartze wellen hin
Und ſahe nach der ſtadt mit hochbetruͤbtem ſinn
In der die flammen ſchon/ die Dido hat erreget/
Alß ſie den hauffen holtz zum opffer angeleget/
Zu ſchimmern fingen an: Die urſach weiß man nicht/
Woher ein ſolches feur iſt worden angericht;
Allein wenn groſſe lieb entſpringet in den hertzen/
Und wird in haß verkehrt/ ſo werden auch die ſchmertzen
Vermehrt: Es iſt bekand/ was eine frau vermag/
Wennſſie von wuͤtigkeit der lieb empfindet plag;
Und darumb koͤnnen ſich an den verwirrten ſachen
Die Troer troͤſten nicht/ noch gute deutung machen.
Sie waren auff die hoͤh des meeres kommen nu/
Und ſtieſſe nirgend mehr ein haven ihnen zu/
Es war nichts umb und umb als meer und lufft zu ſehen/
Man ſah ob ſeinem haupt ein ſchwartzes wetter ſtehen/
Das brachte finſternuͤß und greulich ungeſtuͤmm/
Das meer erhube ſich mit unerhoͤrtem grimm.
Der ſchiffmann Palinur empfindet ſelbſt beſchwerden/
Und wil mit hand und muth veꝛzagt und kleinlaut werdẽ/
Schreyt hinden von dem ſchiff: ach was ſol dieſes ſeyn/
Daß unerhoͤrter weiſ ein ſolcher ſturm faͤllt ein;
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0225" n="203"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">I</hi>Mmittel&#x017F;t aber war Eneas mit den &#x017F;chiffen</l><lb/>
          <l>Fa&#x017F;t mitten auf dem meer mit &#x017F;teiffem &#x017F;chluß</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">begriffen/</hi> </l><lb/>
          <l>Und &#x017F;triche mit dem nord durch &#x017F;chwartze wellen hin</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ahe nach der &#x017F;tadt mit hochbetru&#x0364;btem &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>In der die flammen &#x017F;chon/ die Dido hat erreget/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>&#x017F;ie den hauffen holtz zum opffer angeleget/</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;chimmern fingen an: <hi rendition="#fr">D</hi>ie ur&#x017F;ach weiß man nicht/</l><lb/>
          <l>Woher ein &#x017F;olches feur i&#x017F;t worden angericht;</l><lb/>
          <l>Allein wenn gro&#x017F;&#x017F;e lieb ent&#x017F;pringet in den hertzen/</l><lb/>
          <l>Und wird in haß verkehrt/ &#x017F;o werden auch die &#x017F;chmertzen</l><lb/>
          <l>Vermehrt: Es i&#x017F;t bekand/ was eine frau vermag/</l><lb/>
          <l>Wenn&#x017F;&#x017F;ie von wu&#x0364;tigkeit der lieb empfindet plag<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Und darumb ko&#x0364;nnen &#x017F;ich an den verwirrten &#x017F;achen</l><lb/>
          <l>Die Troer tro&#x0364;&#x017F;ten nicht/ noch gute deutung machen.</l><lb/>
          <l>Sie waren auff die ho&#x0364;h des meeres kommen nu/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e nirgend mehr ein haven ihnen zu/</l><lb/>
          <l>Es war nichts umb und umb als meer und lufft zu &#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Man &#x017F;ah ob &#x017F;einem haupt ein &#x017F;chwartzes wetter &#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>Das brachte fin&#x017F;ternu&#x0364;ß und greulich unge&#x017F;tu&#x0364;mm/</l><lb/>
          <l>Das meer erhube &#x017F;ich mit unerho&#x0364;rtem grimm.</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;chiffmann Palinur empfindet &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;chwerden/</l><lb/>
          <l>Und wil mit hand und muth ve&#xA75B;zagt und kleinlaut werde&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Schreyt hinden von dem &#x017F;chiff: ach was &#x017F;ol die&#x017F;es &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Daß unerho&#x0364;rter wei&#x017F; ein &#x017F;olcher &#x017F;turm fa&#x0364;llt ein;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0225] Das Fuͤnffte Buch. Das Fuͤnffte Buch. IMmittelſt aber war Eneas mit den ſchiffen Faſt mitten auf dem meer mit ſteiffem ſchluß begriffen/ Und ſtriche mit dem nord durch ſchwartze wellen hin Und ſahe nach der ſtadt mit hochbetruͤbtem ſinn In der die flammen ſchon/ die Dido hat erreget/ Alß ſie den hauffen holtz zum opffer angeleget/ Zu ſchimmern fingen an: Die urſach weiß man nicht/ Woher ein ſolches feur iſt worden angericht; Allein wenn groſſe lieb entſpringet in den hertzen/ Und wird in haß verkehrt/ ſo werden auch die ſchmertzen Vermehrt: Es iſt bekand/ was eine frau vermag/ Wennſſie von wuͤtigkeit der lieb empfindet plag; Und darumb koͤnnen ſich an den verwirrten ſachen Die Troer troͤſten nicht/ noch gute deutung machen. Sie waren auff die hoͤh des meeres kommen nu/ Und ſtieſſe nirgend mehr ein haven ihnen zu/ Es war nichts umb und umb als meer und lufft zu ſehen/ Man ſah ob ſeinem haupt ein ſchwartzes wetter ſtehen/ Das brachte finſternuͤß und greulich ungeſtuͤmm/ Das meer erhube ſich mit unerhoͤrtem grimm. Der ſchiffmann Palinur empfindet ſelbſt beſchwerden/ Und wil mit hand und muth veꝛzagt und kleinlaut werdẽ/ Schreyt hinden von dem ſchiff: ach was ſol dieſes ſeyn/ Daß unerhoͤrter weiſ ein ſolcher ſturm faͤllt ein; Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/225
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/225>, abgerufen am 22.12.2024.