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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Wars/ schwester/ so gemeint/ wars dahin angesehen/
Daß du mich möchtest so betrieglich hintergehen?
Hat dieser hauffenholtz/ dis feuer und altar
Bereitet sollen seyn/ daß ich solt in gefahr
Und noth gestürtzet seyn? Worüber sol ich klagen/
Die ich verlassen bin. Wie sol ich mich betragen
Mit diesem schweren leid? Muß deine schwester ich
So gar verachtet seyn/ daß du itzt lässest mich/
Und stirbst ohn mich dahin? Ach hättst du mich gezogen
In ebengleichen tod/ du hättest mich bewogen.
Ein einig schwerd und schmertz/ ein einig stündelein
Hätt beydes mich und dich entzogen aller pein.
Hab ich auch meine hand als werckzeug müssen legen
An diesen hauffen holtz? Hab ich die lippen regen
Die Götter anzuflehn auch müssen/ so/ daß ich/
Wenn du in ohnmacht fielst/ nicht solte halten dich
Und grausamlich verließ? Ich habe dich ümbs leben/
O schwester/ selbst gebracht/ und mich mit dir darneben
Das volck/ den rath/ die stadt. Gebt wasser daß ich ab-
Die wunden-waschen kan/ und so noch vor dem grab
Dein geist noch irrt herumb/ wil ich denselben fassen
Mit meinen lippen auff. Als sie nun solcher massen
Geredet hatte/ stieg sie hoch auffs holtz hinan/
Und nahm die schwester/ die itzt trat des todes bahn/
Mit seufftzen in den schoß/ und trocknet mit dem kleide
Das schwartze blut mit ach und kummerhafften leide;
Da wolte sie noch auff-mit ihren augen-sehn/
Sie waren ihr zu schwer und wolten gantz vergehn.
Man
N 5
Das Vierdte Buch.
Wars/ ſchweſter/ ſo gemeint/ wars dahin angeſehen/
Daß du mich moͤchteſt ſo betrieglich hintergehen?
Hat dieſer hauffenholtz/ dis feuer und altar
Bereitet ſollen ſeyn/ daß ich ſolt in gefahr
Und noth geſtuͤrtzet ſeyn? Woruͤber ſol ich klagen/
Die ich verlaſſen bin. Wie ſol ich mich betragen
Mit dieſem ſchweren leid? Muß deine ſchweſter ich
So gar verachtet ſeyn/ daß du itzt laͤſſeſt mich/
Und ſtirbſt ohn mich dahin? Ach haͤttſt du mich gezogen
In ebengleichen tod/ du haͤtteſt mich bewogen.
Ein einig ſchwerd und ſchmertz/ ein einig ſtuͤndelein
Haͤtt beydes mich und dich entzogen aller pein.
Hab ich auch meine hand als werckzeug muͤſſen legen
An dieſen hauffen holtz? Hab ich die lippen regen
Die Goͤtter anzuflehn auch muͤſſen/ ſo/ daß ich/
Wenn du in ohnmacht fielſt/ nicht ſolte halten dich
Und grauſamlich verließ? Ich habe dich uͤmbs leben/
O ſchweſter/ ſelbſt gebracht/ und mich mit dir darneben
Das volck/ den rath/ die ſtadt. Gebt waſſer daß ich ab-
Die wunden-waſchen kan/ und ſo noch vor dem grab
Dein geiſt noch irrt herumb/ wil ich denſelben faſſen
Mit meinen lippen auff. Als ſie nun ſolcher maſſen
Geredet hatte/ ſtieg ſie hoch auffs holtz hinan/
Und nahm die ſchweſter/ die itzt trat des todes bahn/
Mit ſeufftzen in den ſchoß/ und trocknet mit dem kleide
Das ſchwartze blut mit ach und kummerhafften leide;
Da wolte ſie noch auff-mit ihren augen-ſehn/
Sie waren ihr zu ſchwer und wolten gantz vergehn.
Man
N 5
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[201/0223] Das Vierdte Buch. Wars/ ſchweſter/ ſo gemeint/ wars dahin angeſehen/ Daß du mich moͤchteſt ſo betrieglich hintergehen? Hat dieſer hauffenholtz/ dis feuer und altar Bereitet ſollen ſeyn/ daß ich ſolt in gefahr Und noth geſtuͤrtzet ſeyn? Woruͤber ſol ich klagen/ Die ich verlaſſen bin. Wie ſol ich mich betragen Mit dieſem ſchweren leid? Muß deine ſchweſter ich So gar verachtet ſeyn/ daß du itzt laͤſſeſt mich/ Und ſtirbſt ohn mich dahin? Ach haͤttſt du mich gezogen In ebengleichen tod/ du haͤtteſt mich bewogen. Ein einig ſchwerd und ſchmertz/ ein einig ſtuͤndelein Haͤtt beydes mich und dich entzogen aller pein. Hab ich auch meine hand als werckzeug muͤſſen legen An dieſen hauffen holtz? Hab ich die lippen regen Die Goͤtter anzuflehn auch muͤſſen/ ſo/ daß ich/ Wenn du in ohnmacht fielſt/ nicht ſolte halten dich Und grauſamlich verließ? Ich habe dich uͤmbs leben/ O ſchweſter/ ſelbſt gebracht/ und mich mit dir darneben Das volck/ den rath/ die ſtadt. Gebt waſſer daß ich ab- Die wunden-waſchen kan/ und ſo noch vor dem grab Dein geiſt noch irrt herumb/ wil ich denſelben faſſen Mit meinen lippen auff. Als ſie nun ſolcher maſſen Geredet hatte/ ſtieg ſie hoch auffs holtz hinan/ Und nahm die ſchweſter/ die itzt trat des todes bahn/ Mit ſeufftzen in den ſchoß/ und trocknet mit dem kleide Das ſchwartze blut mit ach und kummerhafften leide; Da wolte ſie noch auff-mit ihren augen-ſehn/ Sie waren ihr zu ſchwer und wolten gantz vergehn. Man N 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/223>, abgerufen am 27.11.2024.