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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Und daß die haveu wüst und gantz verödet stehen/
Daß auch kein ruder mehr zu finden noch zu sehen/
Da schlägt sie ungezehlt/ wie offt es etwan war/
Sich an die brust/ und räufft ihr golt gestrahltes haar
Aus ihrem kopff heraus. O grosser Götter könig
(Sagt sie) hält dieser gast von deiner macht so wenig/
Daß er diß reich verschmäht und höhnt uns bitterlich?
Wie? Wird denn unser volck nicht zornig rüsten sich;
Sol nicht die gantze stadt ihn zu verfolgen eilen?
Wil man denn seine schiff zu plündern so verweilen?
Laufforisch/ bring feuer her/ schifft fort/ schlagt ruder an!
Was red ich? Wo bin ich? Was für ein toller wahn
Verendert meinen sinn? O wie bin ich in orden/
Der unglückseligen so gar versetzet worden!
Nun trifft mich diese noth/ nun macht der lose mann/
Daß mich das ungelück mit hauffen rennet an.
Da hätt ich ihn gesolt aus meinem reiche jagen/
Da ich an meiner statt ihn ließ den scepter tragen.
Wie schön hat er mir nun gehalten pflicht nnd tren/
Da er mit mund und hand mir schwur zu stehen bey.
Ist das der fromme mann/ von welchem man wil sagen/
Er hab die Götter her vom Troja mit getragen/
Ja seinen vater auch/ der alt und krafftloß war/
Auff seinen Achseln mit genommen aus gefahr?
Hab ich ihn nicht vermocht in stücken zu zerreissen
Und schleudern in das meer? Hab ich ihn nicht zerbeissen
Mit meinen zähnen kunt? Warumb hab ich doch nicht
Sein mir verhasstes volck gewürgt und hin gericht?
Hätt
N 2
Das Vierdte Buch.
Und daß die haveu wuͤſt und gantz veroͤdet ſtehen/
Daß auch kein ruder mehr zu finden noch zu ſehen/
Da ſchlaͤgt ſie ungezehlt/ wie offt es etwan war/
Sich an die bruſt/ und raͤufft ihr golt geſtrahltes haar
Aus ihrem kopff heraus. O groſſer Goͤtter koͤnig
(Sagt ſie) haͤlt dieſer gaſt von deiner macht ſo wenig/
Daß er diß reich verſchmaͤht und hoͤhnt uns bitterlich?
Wie? Wird denn unſer volck nicht zornig ruͤſten ſich;
Sol nicht die gantze ſtadt ihn zu verfolgen eilen?
Wil man denn ſeine ſchiff zu pluͤndern ſo verweilen?
Laufforiſch/ bring feuer her/ ſchifft fort/ ſchlagt ruder an!
Was red ich? Wo bin ich? Was fuͤr ein toller wahn
Verendert meinen ſinn? O wie bin ich in orden/
Der ungluͤckſeligen ſo gar verſetzet worden!
Nun trifft mich dieſe noth/ nun macht der loſe mann/
Daß mich das ungeluͤck mit hauffen rennet an.
Da haͤtt ich ihn geſolt aus meinem reiche jagen/
Da ich an meiner ſtatt ihn ließ den ſcepter tragen.
Wie ſchoͤn hat er mir nun gehalten pflicht nnd tren/
Da er mit mund und hand mir ſchwur zu ſtehen bey.
Iſt das der fromme mann/ von welchem man wil ſagen/
Er hab die Goͤtter her vom Troja mit getragen/
Ja ſeinen vater auch/ der alt und krafftloß war/
Auff ſeinen Achſeln mit genommen aus gefahr?
Hab ich ihn nicht vermocht in ſtuͤcken zu zerreiſſen
Und ſchleudern in das meer? Hab ich ihn nicht zerbeiſſen
Mit meinen zaͤhnen kunt? Warumb hab ich doch nicht
Sein mir verhaſſtes volck gewuͤrgt und hin gericht?
Haͤtt
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[195/0217] Das Vierdte Buch. Und daß die haveu wuͤſt und gantz veroͤdet ſtehen/ Daß auch kein ruder mehr zu finden noch zu ſehen/ Da ſchlaͤgt ſie ungezehlt/ wie offt es etwan war/ Sich an die bruſt/ und raͤufft ihr golt geſtrahltes haar Aus ihrem kopff heraus. O groſſer Goͤtter koͤnig (Sagt ſie) haͤlt dieſer gaſt von deiner macht ſo wenig/ Daß er diß reich verſchmaͤht und hoͤhnt uns bitterlich? Wie? Wird denn unſer volck nicht zornig ruͤſten ſich; Sol nicht die gantze ſtadt ihn zu verfolgen eilen? Wil man denn ſeine ſchiff zu pluͤndern ſo verweilen? Laufforiſch/ bring feuer her/ ſchifft fort/ ſchlagt ruder an! Was red ich? Wo bin ich? Was fuͤr ein toller wahn Verendert meinen ſinn? O wie bin ich in orden/ Der ungluͤckſeligen ſo gar verſetzet worden! Nun trifft mich dieſe noth/ nun macht der loſe mann/ Daß mich das ungeluͤck mit hauffen rennet an. Da haͤtt ich ihn geſolt aus meinem reiche jagen/ Da ich an meiner ſtatt ihn ließ den ſcepter tragen. Wie ſchoͤn hat er mir nun gehalten pflicht nnd tren/ Da er mit mund und hand mir ſchwur zu ſtehen bey. Iſt das der fromme mann/ von welchem man wil ſagen/ Er hab die Goͤtter her vom Troja mit getragen/ Ja ſeinen vater auch/ der alt und krafftloß war/ Auff ſeinen Achſeln mit genommen aus gefahr? Hab ich ihn nicht vermocht in ſtuͤcken zu zerreiſſen Und ſchleudern in das meer? Hab ich ihn nicht zerbeiſſen Mit meinen zaͤhnen kunt? Warumb hab ich doch nicht Sein mir verhaſſtes volck gewuͤrgt und hin gericht? Haͤtt N 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/217>, abgerufen am 27.11.2024.