Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Dritte Buch. Wir werden von dem weg/ den wir uns fürgenommen/Geworffen überseit/ und weiß nicht/ wohin kommen; So gar sind wir verirrt in unbekanter fluth; Er Palinurus selbst läßt sincken hand und muth/ Und weiß nicht zwischen tag und nacht zu unterscheiden Bey solcher finsternüß/ die er kan weder meiden Noch endern/ kan sich auch nicht mehr besinnen wol/ Wie er bey solchem sturm das steuer führen sol. In solcher wüsten dufft vergehn drey gantze tage Und nächte/ da wir so mit grosser angst und plage Getrieben werden ümb/ und sehen keinen stern Noch einig tageliecht/ wie nah doch oder fern Wir schweben an dem land: Dann kömmt uns zu gesichte Ein Haven allererst am vierdten tageliechte/ Die berge lassen sich fern bey den spitzen sehn/ Und sahen einen rauch hoch in die lüffte gehn. Wir ziehn das segel ein/ und sind bemüht zuschlagen Die ruder stärcker an/ uns schleunig fort zutragen. Die schiffer rudern fort mit müh ohn unterlaß Und streichen rüstig durch das himmel blaue naß Da komm ich aus gefahr der wellen mit dem leben/ Und kan mit besserm muth mich zu der ruh begeben. Wir fahren zu dem strand der Insuln Strophaden/ Die Griegisch heissen so/ weil sie nicht stille stehn Und ligen in den meer/ das damal hergenommen Den namen/ weil da ist die Jö umbgekommen Erträncket jämmerlich. Der rauberinnen zunfft/ Die man Harpyien nennt/ und grimmig ohn vernunfft Gleich H 5
Das Dritte Buch. Wir werden von dem weg/ den wir uns fuͤrgenommen/Geworffen uͤberſeit/ und weiß nicht/ wohin kommen; So gar ſind wir verirrt in unbekanter fluth; Er Palinurus ſelbſt laͤßt ſincken hand und muth/ Und weiß nicht zwiſchen tag und nacht zu unterſcheiden Bey ſolcher finſternuͤß/ die er kan weder meiden Noch endern/ kan ſich auch nicht mehr beſinnen wol/ Wie er bey ſolchem ſturm das ſteuer fuͤhren ſol. In ſolcher wuͤſten dufft vergehn drey gantze tage Und naͤchte/ da wir ſo mit groſſer angſt und plage Getrieben werden uͤmb/ und ſehen keinen ſtern Noch einig tageliecht/ wie nah doch oder fern Wir ſchweben an dem land: Dann koͤm̃t uns zu geſichte Ein Haven allererſt am vierdten tageliechte/ Die berge laſſen ſich fern bey den ſpitzen ſehn/ Und ſahen einen rauch hoch in die luͤffte gehn. Wir ziehn das ſegel ein/ und ſind bemuͤht zuſchlagen Die ruder ſtaͤrcker an/ uns ſchleunig fort zutragen. Die ſchiffer rudern fort mit muͤh ohn unterlaß Und ſtreichen ruͤſtig durch das himmel blaue naß Da komm ich aus gefahr der wellen mit dem leben/ Und kan mit beſſerm muth mich zu der ruh begeben. Wir fahren zu dem ſtrand der Inſuln Strophaden/ Die Griegiſch heiſſen ſo/ weil ſie nicht ſtille ſtehn Und ligen in den meer/ das damal hergenommen Den namen/ weil da iſt die Joͤ umbgekommen Ertraͤncket jaͤmmerlich. Der rauberinnen zunfft/ Die man Harpyien nennt/ und grimmig ohn vernunfft Gleich H 5
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Das Dritte Buch.
Wir werden von dem weg/ den wir uns fuͤrgenommen/
Geworffen uͤberſeit/ und weiß nicht/ wohin kommen;
So gar ſind wir verirrt in unbekanter fluth;
Er Palinurus ſelbſt laͤßt ſincken hand und muth/
Und weiß nicht zwiſchen tag und nacht zu unterſcheiden
Bey ſolcher finſternuͤß/ die er kan weder meiden
Noch endern/ kan ſich auch nicht mehr beſinnen wol/
Wie er bey ſolchem ſturm das ſteuer fuͤhren ſol.
In ſolcher wuͤſten dufft vergehn drey gantze tage
Und naͤchte/ da wir ſo mit groſſer angſt und plage
Getrieben werden uͤmb/ und ſehen keinen ſtern
Noch einig tageliecht/ wie nah doch oder fern
Wir ſchweben an dem land: Dann koͤm̃t uns zu geſichte
Ein Haven allererſt am vierdten tageliechte/
Die berge laſſen ſich fern bey den ſpitzen ſehn/
Und ſahen einen rauch hoch in die luͤffte gehn.
Wir ziehn das ſegel ein/ und ſind bemuͤht zuſchlagen
Die ruder ſtaͤrcker an/ uns ſchleunig fort zutragen.
Die ſchiffer rudern fort mit muͤh ohn unterlaß
Und ſtreichen ruͤſtig durch das himmel blaue naß
Da komm ich aus gefahr der wellen mit dem leben/
Und kan mit beſſerm muth mich zu der ruh begeben.
Wir fahren zu dem ſtrand der Inſuln Strophaden/
Die Griegiſch heiſſen ſo/ weil ſie nicht ſtille ſtehn
Und ligen in den meer/ das damal hergenommen
Den namen/ weil da iſt die Joͤ umbgekommen
Ertraͤncket jaͤmmerlich. Der rauberinnen zunfft/
Die man Harpyien nennt/ und grimmig ohn vernunfft
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/143>, abgerufen am 30.07.2024. |