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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Und nechst dem sohn/ dem er fürs vaters augen drehte
Den spieß in leib herümm und an der heiligen stätte
Erstach so jämmerlich. War dieses so gemeint/
O liebe mutter/ die du mich durch schwerdt und feind
Brachst sicher/ daß ich hier sol sehn im hause drinnen
Regieren meinen feind mit wütendem beginnen/
Und meinen vater/ sohn und ehweib schlachten ab/
Sol ich ohn gegenwehr erwarten hier mein grab?
Bringt waffen waffen her/ ihr tapffern kriegesleute/
Wer weiß ob dieser tag nicht ist der letzte heute?
Wer überwunden ist/ dem wird ein ziel gesteckt
Vom sieger: Wol dem/ der hierob noch nicht erschreckt!
Eröffnet mir die bahn zum Danaern auffs neue/
Laßt mich doch krieg und streit ansehen ohne scheue/
Wie er geht wieder an: Ein laur/ der heut stirbt/
Und ungerochen nicht zuvor ein lob erwirbt.
Hier gürt ich wiederumb den degen an die seite/
Und nehm den schild zur hand/ und geh hinaus zum streite/
Da fiel mir meine frau gleich drinnen in der thür
Umb händ und füß und hielt mir den Jülus für/
Den kleinen sohn: Wenn du wilst gehen ins verderben/
Sagt sie/ so raff uns mit/ daß wir mit dir gleich sterben
In allerhand gefahr: Kanst aber du mit nutz
Vertrauen deiner wehr/ so nimm uns erst in schutz
Und dieses gantze hauß. Wo wolten wir uns lassen/
Wenn du wolst ziehen weg so unerlaubter massen.
In dem sie so das hauß erfüllte mit geschrey/
Ereignet sich ein ding mit grosser wunderschen.
Dem
G 2
Das Andere Buch.
Und nechſt dem ſohn/ dem er fuͤrs vaters augen drehte
Den ſpieß in leib heruͤmm und an der heiligen ſtaͤtte
Erſtach ſo jaͤmmerlich. War dieſes ſo gemeint/
O liebe mutter/ die du mich durch ſchwerdt und feind
Brachſt ſicher/ daß ich hier ſol ſehn im hauſe drinnen
Regieren meinen feind mit wuͤtendem beginnen/
Und meinen vater/ ſohn und ehweib ſchlachten ab/
Sol ich ohn gegenwehr erwarten hier mein grab?
Bringt waffen waffen her/ ihr tapffern kriegesleute/
Wer weiß ob dieſer tag nicht iſt der letzte heute?
Wer uͤberwunden iſt/ dem wird ein ziel geſteckt
Vom ſieger: Wol dem/ der hierob noch nicht erſchreckt!
Eroͤffnet mir die bahn zum Danaern auffs neue/
Laßt mich doch krieg und ſtreit anſehen ohne ſcheue/
Wie er geht wieder an: Ein laur/ der heut ſtirbt/
Und ungerochen nicht zuvor ein lob erwirbt.
Hier guͤrt ich wiederumb den degen an die ſeite/
Und nehm den ſchild zur hand/ uñ geh hinaus zum ſtreite/
Da fiel mir meine frau gleich drinnen in der thuͤr
Umb haͤnd und fuͤß und hielt mir den Juͤlus fuͤr/
Den kleinen ſohn: Wenn du wilſt gehen ins verderben/
Sagt ſie/ ſo raff uns mit/ daß wir mit dir gleich ſterbẽ
In allerhand gefahr: Kanſt aber du mit nutz
Vertrauen deiner wehr/ ſo nimm uns erſt in ſchutz
Und dieſes gantze hauß. Wo wolten wir uns laſſen/
Wenn du wolſt ziehen weg ſo unerlaubter maſſen.
In dem ſie ſo das hauß erfuͤllte mit geſchrey/
Ereignet ſich ein ding mit groſſer wunderſchen.
Dem
G 2
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[99/0121] Das Andere Buch. Und nechſt dem ſohn/ dem er fuͤrs vaters augen drehte Den ſpieß in leib heruͤmm und an der heiligen ſtaͤtte Erſtach ſo jaͤmmerlich. War dieſes ſo gemeint/ O liebe mutter/ die du mich durch ſchwerdt und feind Brachſt ſicher/ daß ich hier ſol ſehn im hauſe drinnen Regieren meinen feind mit wuͤtendem beginnen/ Und meinen vater/ ſohn und ehweib ſchlachten ab/ Sol ich ohn gegenwehr erwarten hier mein grab? Bringt waffen waffen her/ ihr tapffern kriegesleute/ Wer weiß ob dieſer tag nicht iſt der letzte heute? Wer uͤberwunden iſt/ dem wird ein ziel geſteckt Vom ſieger: Wol dem/ der hierob noch nicht erſchreckt! Eroͤffnet mir die bahn zum Danaern auffs neue/ Laßt mich doch krieg und ſtreit anſehen ohne ſcheue/ Wie er geht wieder an: Ein laur/ der heut ſtirbt/ Und ungerochen nicht zuvor ein lob erwirbt. Hier guͤrt ich wiederumb den degen an die ſeite/ Und nehm den ſchild zur hand/ uñ geh hinaus zum ſtreite/ Da fiel mir meine frau gleich drinnen in der thuͤr Umb haͤnd und fuͤß und hielt mir den Juͤlus fuͤr/ Den kleinen ſohn: Wenn du wilſt gehen ins verderben/ Sagt ſie/ ſo raff uns mit/ daß wir mit dir gleich ſterbẽ In allerhand gefahr: Kanſt aber du mit nutz Vertrauen deiner wehr/ ſo nimm uns erſt in ſchutz Und dieſes gantze hauß. Wo wolten wir uns laſſen/ Wenn du wolſt ziehen weg ſo unerlaubter maſſen. In dem ſie ſo das hauß erfuͤllte mit geſchrey/ Ereignet ſich ein ding mit groſſer wunderſchen. Dem G 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/121>, abgerufen am 24.11.2024.