Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Die Pallas aber (schau) hat thürne schloß und zinnen/Darauff sie prächtig sitzt/ und hat der Troer sinnen Erschrecket mit dem blitz und der Medusen schild/ Da sie sich wieder Gott und menschen sträubten wild; Er aber Jupiter gibt kräffte/ muth und sinnen Den Danaern/ daß sie die Troer schlagen können Und glücklich siegen ob: Er reitzt die Götter an/ Daß wieder Troja sie sich finden auff dem plan. Nimm eilend sohn/ die flucht/ und mache doch ein ende Der außgestandnen müh/ des jammers und elende; Ich wil mich nirgend ab-von deiner seite-ziehn Und wil dich sicherlich nach hause bringen hin. Darauff verbarg sie sich in finstre nacht und schatten; Die Götter/ die sich mir nie so gezeiget hatten/ Die sahen schrecklich aus/ und dreuten Troens stadt/ Wie sichs nun leider! aus-im werck gewiesen hat/ Da dünckt mich/ wie ich seh die stadt im rauch aufffliegen Zerstöret in dem grund und in der asche liegen Wie/ wenn ein alte buch auff hohem berge steht Und angehauen ist/ von welcher man nicht geht/ Als bis sie ist gefällt/ die bauren da nicht warten/ Besondern halten an mit scharffen beil und parten Und geben manchen streich derselben umb die wett/ Sie aber immerzu noch hoch in lüfften steht. Der wipffel wackelt ihr/ wenn sie so wird erschüttert Von harten streichen; Ast und laub an ihr erzittert/ So lange biß sie sich allmählich geben muß/ Letzt aber knacket sie und bricht mit krachen loß. Sie
Das Andere Buch. Die Pallas aber (ſchau) hat thuͤrne ſchloß und zinnen/Darauff ſie praͤchtig ſitzt/ und hat der Troer ſinnen Erſchrecket mit dem blitz und der Meduſen ſchild/ Da ſie ſich wieder Gott und menſchen ſtraͤubten wild; Er aber Jupiter gibt kraͤffte/ muth und ſinnen Den Danaern/ daß ſie die Troer ſchlagen koͤnnen Und gluͤcklich ſiegen ob: Er reitzt die Goͤtter an/ Daß wieder Troja ſie ſich finden auff dem plan. Nimm eilend ſohn/ die flucht/ und mache doch ein ende Der außgeſtandnen muͤh/ des jammers und elende; Ich wil mich nirgend ab-von deiner ſeite-ziehn Und wil dich ſicherlich nach hauſe bringen hin. Darauff verbarg ſie ſich in finſtre nacht und ſchatten; Die Goͤtter/ die ſich mir nie ſo gezeiget hatten/ Die ſahen ſchrecklich aus/ und dreuten Troens ſtadt/ Wie ſichs nun leider! aus-im werck gewieſen hat/ Da duͤnckt mich/ wie ich ſeh die ſtadt im rauch aufffliegẽ Zerſtoͤret in dem grund und in der aſche liegen Wie/ wenn ein alte buch auff hohem berge ſteht Und angehauen iſt/ von welcher man nicht geht/ Als bis ſie iſt gefaͤllt/ die bauren da nicht warten/ Beſondern halten an mit ſcharffen beil und parten Und geben manchen ſtreich derſelben umb die wett/ Sie aber immerzu noch hoch in luͤfften ſteht. Der wipffel wackelt ihr/ wenn ſie ſo wird erſchuͤttert Von harten ſtreichen; Aſt und laub an ihr erzittert/ So lange biß ſie ſich allmaͤhlich geben muß/ Letzt aber knacket ſie und bricht mit krachen loß. Sie
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Das Andere Buch.
Die Pallas aber (ſchau) hat thuͤrne ſchloß und zinnen/
Darauff ſie praͤchtig ſitzt/ und hat der Troer ſinnen
Erſchrecket mit dem blitz und der Meduſen ſchild/
Da ſie ſich wieder Gott und menſchen ſtraͤubten wild;
Er aber Jupiter gibt kraͤffte/ muth und ſinnen
Den Danaern/ daß ſie die Troer ſchlagen koͤnnen
Und gluͤcklich ſiegen ob: Er reitzt die Goͤtter an/
Daß wieder Troja ſie ſich finden auff dem plan.
Nimm eilend ſohn/ die flucht/ und mache doch ein ende
Der außgeſtandnen muͤh/ des jammers und elende;
Ich wil mich nirgend ab-von deiner ſeite-ziehn
Und wil dich ſicherlich nach hauſe bringen hin.
Darauff verbarg ſie ſich in finſtre nacht und ſchatten;
Die Goͤtter/ die ſich mir nie ſo gezeiget hatten/
Die ſahen ſchrecklich aus/ und dreuten Troens ſtadt/
Wie ſichs nun leider! aus-im werck gewieſen hat/
Da duͤnckt mich/ wie ich ſeh die ſtadt im rauch aufffliegẽ
Zerſtoͤret in dem grund und in der aſche liegen
Wie/ wenn ein alte buch auff hohem berge ſteht
Und angehauen iſt/ von welcher man nicht geht/
Als bis ſie iſt gefaͤllt/ die bauren da nicht warten/
Beſondern halten an mit ſcharffen beil und parten
Und geben manchen ſtreich derſelben umb die wett/
Sie aber immerzu noch hoch in luͤfften ſteht.
Der wipffel wackelt ihr/ wenn ſie ſo wird erſchuͤttert
Von harten ſtreichen; Aſt und laub an ihr erzittert/
So lange biß ſie ſich allmaͤhlich geben muß/
Letzt aber knacket ſie und bricht mit krachen loß.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/118>, abgerufen am 16.02.2025. |