Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Die Macht und der Einfluß böser Beyspiele. tadelns- als lobenswürdige Beyspiele zusehen, unddadurch mehr zum Laster als zur Tugend geführt zu werden. Ja, es ist gewiß, daß die meisten lasterhaften O welche Vorsicht, welche Behutsamkeit habe zur
Die Macht und der Einfluß böſer Beyſpiele. tadelns- als lobenswürdige Beyſpiele zuſehen, unddadurch mehr zum Laſter als zur Tugend geführt zu werden. Ja, es iſt gewiß, daß die meiſten laſterhaften O welche Vorſicht, welche Behutſamkeit habe zur
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Die Macht und der Einfluß böſer Beyſpiele.
tadelns- als lobenswürdige Beyſpiele zuſehen, und
dadurch mehr zum Laſter als zur Tugend geführt zu
werden.
Ja, es iſt gewiß, daß die meiſten laſterhaften
Menſchen ſchon in ihren jungen Jahren und auf die-
ſem Wege verdorben werden. Denn es giebt nur
ſehr wenige, die einen ſo ſchwachen und eingeſchränk-
ten Verſtand haben, daß ſie ihre Pflichten und die
Verbindlichkeiten zu denſelben nicht begreiffen könnten;
nur ſehr wenige, die gar keinen Unterricht in der Re-
ligion genöſſen und in Abſicht auf das, was Tugend
iſt, ganz unwiſſend blieben. Aber wie viele giebt es
nicht, die bey den beſten Kenntniſſen und bey dem
ſorgfältigſten Religionsunterrichte doch laſterhaft han-
deln, weil ſie wenige Beyſpiele der Rechtſchaffenheit
und Tugend vor ſich hatten, nach welchen ſie ſich bil-
den konnten, weil ſie, ohne daß ſie es wollten und
blos durch die verkehrte und ſtraf barſte Denkungsart
ihrer Geſellſchafter und Freunde zu eben den ſchlechten
niedrigen Geſinnungen verleitet wurden?
O welche Vorſicht, welche Behutſamkeit habe
ich nicht in dem Umgange mit andern nöthig! Wie
ſorgfältig muß ich da nicht über mich wachen, um
unter Böſen oder Leichtſinnigen nicht ſelbſt böſe und
leichtſinnig zu werden! Ich kann mit dem größten
Fleiße im Chriſtenthume unterrichtet, ich kann von
meinen Aeltern und Lehrern ernſtlich zur Tugend er-
muntert werden: wenn aber das Laſter auf meine
Sinnlichkeit wirkt, wenn ich Böſes ſehe und höre,
wenn ich mich durch dieſes öftere Sehen und Hören
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