Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.XIV. Der Einfluß der Mutter auf die Erziehung der Töchter. Gott, wenn du uns Kinder anvertrauest, so for- Denn wie stark wirket nicht das Beyspiel, wel- auf
XIV. Der Einfluß der Mutter auf die Erziehung der Töchter. Gott, wenn du uns Kinder anvertraueſt, ſo for- Denn wie ſtark wirket nicht das Beyſpiel, wel- auf
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XIV.
Der Einfluß der Mutter auf die Erziehung
der Töchter.
Gott, wenn du uns Kinder anvertraueſt, ſo for-
derſt du dieſelben von unſern Händen, ſo müſſen
wir Aeltern dir, unſerm gemeinſchaftlichen Vater, von
der Erziehung, die wir ihnen gegeben haben, Rechen-
ſchaft ablegen. Vorzüglich aber iſt uns Müttern die
Bildung unſrer Töchter überlaſſen. Hier iſt es, wo
wir nach unſrer Lage das meiſte thun, wo wir recht
viel Gutes wirken und recht viel Böſes ſtiften können.
Ja, die Natur ſelbſt und die Geſellſchaft haben uns
zu Erzieherinnen unſrer Töchter beſtimmt; alles ver-
einiget ſich dazu, dieſe an uns zu ziehen und genau
mit uns zu verbinden; und der Unterricht, den wir
ihnen ertheilen, iſt weit eindringender, weit überreden-
der und lebhafter als der Unterricht jedes andern Leh-
rers. O laß mich doch in dieſer Abſicht reiflich über
meine Beſtimmung und über die Pflichten nachden-
ken, die ich als Mutter auf mir habe! Laß mich die
Bildung meiner Töchter für keine leichte Sache halten
und nicht leichtſinnig dabey zu Werke gehen!
Denn wie ſtark wirket nicht das Beyſpiel, wel-
ches ich als Mutter gebe, auf die Denkungsart und
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