VII. Das Verhalten einer Mutter in Absicht auf ein Kind, das große Anlagen und Fä- higkeiten zeigt.
Wenn alle Menschen das würden, o Gott, wozu du dieselben bestimmt hast, wenn sie das wür- den, wozu sie Fähigkeiten und Anlagen besitzen: o wie zufrieden und glücklich müßten sie dann und wie groß müßte die Summe des Guten und der Glückselig- keit auf dieser Erde seyn! Aber so ist es nur allzuge- wiß, daß sehr wenige Menschen ihre ganze Bestim- mung erreichen und erfüllen, daß die meisten von ihnen ungleich mehr seyn und leisten und ungleich mehr Gutes genießen könnten, als sie gegenwärtig sind und leisten und genießen. Und du hast doch solche herrliche, viel- versprechende Kräfte und Anlagen in unsere Natur ge- legt. Du schenkest insbesondere einigen Menschen so große und ausnehmende Fähigkeiten und Vorzüge, daß sie die Wohlthäter und Beglücker vieler ihrer Brü- der seyn können. Und wenn sie dieß nicht werden, so ist in den allermeisten Fällen die schlechte und vernach- lässigte Erziehung derselben und die verkehrte Art, wie sie als Kinder behandelt worden sind, Schuld daran.
O wie
VII. Das Verhalten einer Mutter in Abſicht auf ein Kind, das große Anlagen und Fä- higkeiten zeigt.
Wenn alle Menſchen das würden, o Gott, wozu du dieſelben beſtimmt haſt, wenn ſie das wür- den, wozu ſie Fähigkeiten und Anlagen beſitzen: o wie zufrieden und glücklich müßten ſie dann und wie groß müßte die Summe des Guten und der Glückſelig- keit auf dieſer Erde ſeyn! Aber ſo iſt es nur allzuge- wiß, daß ſehr wenige Menſchen ihre ganze Beſtim- mung erreichen und erfüllen, daß die meiſten von ihnen ungleich mehr ſeyn und leiſten und ungleich mehr Gutes genießen könnten, als ſie gegenwärtig ſind und leiſten und genießen. Und du haſt doch ſolche herrliche, viel- verſprechende Kräfte und Anlagen in unſere Natur ge- legt. Du ſchenkeſt insbeſondere einigen Menſchen ſo große und ausnehmende Fähigkeiten und Vorzüge, daß ſie die Wohlthäter und Beglücker vieler ihrer Brü- der ſeyn können. Und wenn ſie dieß nicht werden, ſo iſt in den allermeiſten Fällen die ſchlechte und vernach- läſſigte Erziehung derſelben und die verkehrte Art, wie ſie als Kinder behandelt worden ſind, Schuld daran.
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VII.
Das Verhalten einer Mutter in Abſicht auf
ein Kind, das große Anlagen und Fä-
higkeiten zeigt.
Wenn alle Menſchen das würden, o Gott, wozu
du dieſelben beſtimmt haſt, wenn ſie das wür-
den, wozu ſie Fähigkeiten und Anlagen beſitzen: o
wie zufrieden und glücklich müßten ſie dann und wie
groß müßte die Summe des Guten und der Glückſelig-
keit auf dieſer Erde ſeyn! Aber ſo iſt es nur allzuge-
wiß, daß ſehr wenige Menſchen ihre ganze Beſtim-
mung erreichen und erfüllen, daß die meiſten von ihnen
ungleich mehr ſeyn und leiſten und ungleich mehr Gutes
genießen könnten, als ſie gegenwärtig ſind und leiſten
und genießen. Und du haſt doch ſolche herrliche, viel-
verſprechende Kräfte und Anlagen in unſere Natur ge-
legt. Du ſchenkeſt insbeſondere einigen Menſchen ſo
große und ausnehmende Fähigkeiten und Vorzüge,
daß ſie die Wohlthäter und Beglücker vieler ihrer Brü-
der ſeyn können. Und wenn ſie dieß nicht werden, ſo
iſt in den allermeiſten Fällen die ſchlechte und vernach-
läſſigte Erziehung derſelben und die verkehrte Art,
wie ſie als Kinder behandelt worden ſind, Schuld
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/281>, abgerufen am 16.02.2025.
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