verletzen. Nun werden alle Vernunstgründe, die mich zur Tugend, zur Vorsicht, zur Schaamhaftig- keit und Bescheidenheit ermuntern, durch das Anse- hen der Religion verstärkt und vergewissert. Nun kann ich nie in Verlegenheit darüber kommen, wie ich mich in diesent und jenem Falle verhalten, wie ich itzt und dann entscheiden, wie ich mich in der Einsamkeit, bey meinen Berufsgeschäfften und im geselligen Leben betragen soll. Nun kann ich weder an der Nothwen- digkeit und Schönheit der Tugend überhaupt noch an der Vortrefflichkeit der häuslichen Tugend zweifeln, da mich das Christenthum so vollständig darüber belehret.
Ist jeder Tag meines Lebens dazu geschickt und bestimmt, mich im Guten zu üben und zu befestigen, so wird es mir auch heute nicht an Gelegenheit und Veranlassung da zu fehlen. Wie nützlich kann ich nicht meinen Aeltern und meiner Familie seyn! Wie viel Gutes kann ich nicht durch Fleiß, Arbeitsamkeit und Ordnung stiften! Wie viel kann ich nicht durch mein Beyspiel zur Tugend und Besserung anderer beytragen! Welche Nahrung werde ich nicht auch heute für meinen Verstand und für mein Herz finden! In welchen edlen, christlichen Gesinnungen werde ich mich nicht befestigen; wie viel Böses werde ich bestrei- ten und ablegen; wie viel besser und vollkommener werden können! -- Und ich bin fest entschlossen, o Gott, mich aller dieser Gelegenheiten sorgfältig zu bedienen. Der Vorsatz, deinem Willen zu gehorchen und allen meinen Pflichten getreu nachzukommen, ist aufs neue mit mir erwacht. Gesegnet soll mir jeder Augenblick seyn, der mich der Tugend ein größeres
oder
Morgengebet allgemeinen Inhalts.
verletzen. Nun werden alle Vernunſtgründe, die mich zur Tugend, zur Vorſicht, zur Schaamhaftig- keit und Beſcheidenheit ermuntern, durch das Anſe- hen der Religion verſtärkt und vergewiſſert. Nun kann ich nie in Verlegenheit darüber kommen, wie ich mich in dieſent und jenem Falle verhalten, wie ich itzt und dann entſcheiden, wie ich mich in der Einſamkeit, bey meinen Berufsgeſchäfften und im geſelligen Leben betragen ſoll. Nun kann ich weder an der Nothwen- digkeit und Schönheit der Tugend überhaupt noch an der Vortrefflichkeit der häuslichen Tugend zweifeln, da mich das Chriſtenthum ſo vollſtändig darüber belehret.
Iſt jeder Tag meines Lebens dazu geſchickt und beſtimmt, mich im Guten zu üben und zu befeſtigen, ſo wird es mir auch heute nicht an Gelegenheit und Veranlaſſung da zu fehlen. Wie nützlich kann ich nicht meinen Aeltern und meiner Familie ſeyn! Wie viel Gutes kann ich nicht durch Fleiß, Arbeitſamkeit und Ordnung ſtiften! Wie viel kann ich nicht durch mein Beyſpiel zur Tugend und Beſſerung anderer beytragen! Welche Nahrung werde ich nicht auch heute für meinen Verſtand und für mein Herz finden! In welchen edlen, chriſtlichen Geſinnungen werde ich mich nicht befeſtigen; wie viel Böſes werde ich beſtrei- ten und ablegen; wie viel beſſer und vollkommener werden können! — Und ich bin feſt entſchloſſen, o Gott, mich aller dieſer Gelegenheiten ſorgfältig zu bedienen. Der Vorſatz, deinem Willen zu gehorchen und allen meinen Pflichten getreu nachzukommen, iſt aufs neue mit mir erwacht. Geſegnet ſoll mir jeder Augenblick ſeyn, der mich der Tugend ein größeres
oder
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Morgengebet allgemeinen Inhalts.
verletzen. Nun werden alle Vernunſtgründe, die
mich zur Tugend, zur Vorſicht, zur Schaamhaftig-
keit und Beſcheidenheit ermuntern, durch das Anſe-
hen der Religion verſtärkt und vergewiſſert. Nun
kann ich nie in Verlegenheit darüber kommen, wie ich
mich in dieſent und jenem Falle verhalten, wie ich itzt
und dann entſcheiden, wie ich mich in der Einſamkeit,
bey meinen Berufsgeſchäfften und im geſelligen Leben
betragen ſoll. Nun kann ich weder an der Nothwen-
digkeit und Schönheit der Tugend überhaupt noch an
der Vortrefflichkeit der häuslichen Tugend zweifeln,
da mich das Chriſtenthum ſo vollſtändig darüber belehret.
Iſt jeder Tag meines Lebens dazu geſchickt und
beſtimmt, mich im Guten zu üben und zu befeſtigen,
ſo wird es mir auch heute nicht an Gelegenheit und
Veranlaſſung da zu fehlen. Wie nützlich kann ich
nicht meinen Aeltern und meiner Familie ſeyn! Wie
viel Gutes kann ich nicht durch Fleiß, Arbeitſamkeit
und Ordnung ſtiften! Wie viel kann ich nicht durch
mein Beyſpiel zur Tugend und Beſſerung anderer
beytragen! Welche Nahrung werde ich nicht auch
heute für meinen Verſtand und für mein Herz finden!
In welchen edlen, chriſtlichen Geſinnungen werde ich
mich nicht befeſtigen; wie viel Böſes werde ich beſtrei-
ten und ablegen; wie viel beſſer und vollkommener
werden können! — Und ich bin feſt entſchloſſen,
o Gott, mich aller dieſer Gelegenheiten ſorgfältig zu
bedienen. Der Vorſatz, deinem Willen zu gehorchen
und allen meinen Pflichten getreu nachzukommen, iſt
aufs neue mit mir erwacht. Geſegnet ſoll mir jeder
Augenblick ſeyn, der mich der Tugend ein größeres
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/167>, abgerufen am 28.06.2024.
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