Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Morgengebet allgemeinen Inhalts. du deinen Geschöpfen das Daseyn giebst, so giebst duihnen mit demselben alles, was deine Weisheit und Güte zu geben vermag. Denn was durch dich ist und lebet, das ist und lebet zu großen, herrlichen Ab- sichten, das hast du zum völligsten Genusse des Le- bens, zur Vollkommenheit und Glückseligkeit be- stimmt. O wie leuchtet mir der hohe Werth eines Men- Und welchen neuen Werth, welche noch wün- chem K 5
Morgengebet allgemeinen Inhalts. du deinen Geſchöpfen das Daſeyn giebſt, ſo giebſt duihnen mit demſelben alles, was deine Weisheit und Güte zu geben vermag. Denn was durch dich iſt und lebet, das iſt und lebet zu großen, herrlichen Ab- ſichten, das haſt du zum völligſten Genuſſe des Le- bens, zur Vollkommenheit und Glückſeligkeit be- ſtimmt. O wie leuchtet mir der hohe Werth eines Men- Und welchen neuen Werth, welche noch wün- chem K 5
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Morgengebet allgemeinen Inhalts.
du deinen Geſchöpfen das Daſeyn giebſt, ſo giebſt du
ihnen mit demſelben alles, was deine Weisheit und
Güte zu geben vermag. Denn was durch dich iſt
und lebet, das iſt und lebet zu großen, herrlichen Ab-
ſichten, das haſt du zum völligſten Genuſſe des Le-
bens, zur Vollkommenheit und Glückſeligkeit be-
ſtimmt.
O wie leuchtet mir der hohe Werth eines Men-
ſchenlebens auch dieſen Morgen in die Augen! Wie
fühle ich mich aufs neue geſtärkt, von Freude durch-
drungen und zu deinem Lobe ermuntert! Mit welchen
verjüngten und erhöheten Kräften gehe ich den Ge-
ſchäfften des Tages, meinem Berufe und meinen
Schickſalen entgegen! Wie erhaben, wie freudenvoll
iſt mir meine weibliche Beſtimmung! Wie groß und
vielverſprechend erſcheint mir die Beſtimmung meines
gegenwärtigen Standes, in welchem ich den Grund
zu dem Glücke meines ganzen Lebens legen kann und
ſoll! Welch ein mächtiger, troſtvoller Gedanke iſt es
nicht für mich: ich lebe, um glücklich zu ſeyn und
um andere zugleich mit mir und durch mich zu be-
glücken!
Und welchen neuen Werth, welche noch wün-
ſchenswürdigere Vorzüge giebt nicht das Chriſten-
thum meinem Leben! Hier lerne ich die wahren Ab-
ſichten meines Daſeyns kennen. Hier werde ich von
der Art und Weiſe unterrichtet, wie ich alle meine
Fähigkeiten und Kräfte gebrauchen und anwenden,
wie ich meine Anlagen entwickeln und veredeln, wir
ich meine Würde behaupten und erhöhen, auf wel-
chem
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