gend sind die einzigen geltenden Vorrechte eines ver- nünftigen, unsterblichen Geistes, die ich mir unter deinem Beystande selbst erwerben muß. Und je mehr ich mich diesem erhabenen Ziele nähere, desto weiter werde ich mich von dem Stolze entfernen. Amen.
X. Entsagung des Neides.
Wenn das Laster sogleich bey seiner Entstehung mit unangenehmen und schmerzhaften Empfindun- gen verbunden wäre, wenn es nicht anfangs Vergnü- gen und Freyheit verspräche und dadurch seine Scla- ven täuschte, würde es da wohl noch Freunde und An- hänger finden? Ja, diese falschen Versprechungen, diese betrügerischen Freuden der Sünde scheinen aller- dings die vorzügliche Ursache aller Laster zu seyn, und sind es auch in den meisten Fällen; denn sonst ließe es sich schwer begreifen, wie vernünftige Menschen von der Bahn der Tugend abweichen könnten. Aber der Neid, dieses giftige, widernatürliche Laster, was hat er angenehmes und erfreuliches? Womit kann er dem Menschen schmeicheln? Wodurch weiß er sich zu empfehlen und Eingang zu finden?
Gott,
Entſagung des Stolzes.
gend ſind die einzigen geltenden Vorrechte eines ver- nünftigen, unſterblichen Geiſtes, die ich mir unter deinem Beyſtande ſelbſt erwerben muß. Und je mehr ich mich dieſem erhabenen Ziele nähere, deſto weiter werde ich mich von dem Stolze entfernen. Amen.
X. Entſagung des Neides.
Wenn das Laſter ſogleich bey ſeiner Entſtehung mit unangenehmen und ſchmerzhaften Empfindun- gen verbunden wäre, wenn es nicht anfangs Vergnü- gen und Freyheit verſpräche und dadurch ſeine Scla- ven täuſchte, würde es da wohl noch Freunde und An- hänger finden? Ja, dieſe falſchen Verſprechungen, dieſe betrügeriſchen Freuden der Sünde ſcheinen aller- dings die vorzügliche Urſache aller Laſter zu ſeyn, und ſind es auch in den meiſten Fällen; denn ſonſt ließe es ſich ſchwer begreifen, wie vernünftige Menſchen von der Bahn der Tugend abweichen könnten. Aber der Neid, dieſes giftige, widernatürliche Laſter, was hat er angenehmes und erfreuliches? Womit kann er dem Menſchen ſchmeicheln? Wodurch weiß er ſich zu empfehlen und Eingang zu finden?
Gott,
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Entſagung des Stolzes.
gend ſind die einzigen geltenden Vorrechte eines ver-
nünftigen, unſterblichen Geiſtes, die ich mir unter
deinem Beyſtande ſelbſt erwerben muß. Und je mehr
ich mich dieſem erhabenen Ziele nähere, deſto weiter
werde ich mich von dem Stolze entfernen. Amen.
X.
Entſagung des Neides.
Wenn das Laſter ſogleich bey ſeiner Entſtehung mit
unangenehmen und ſchmerzhaften Empfindun-
gen verbunden wäre, wenn es nicht anfangs Vergnü-
gen und Freyheit verſpräche und dadurch ſeine Scla-
ven täuſchte, würde es da wohl noch Freunde und An-
hänger finden? Ja, dieſe falſchen Verſprechungen,
dieſe betrügeriſchen Freuden der Sünde ſcheinen aller-
dings die vorzügliche Urſache aller Laſter zu ſeyn, und
ſind es auch in den meiſten Fällen; denn ſonſt ließe
es ſich ſchwer begreifen, wie vernünftige Menſchen
von der Bahn der Tugend abweichen könnten. Aber
der Neid, dieſes giftige, widernatürliche Laſter, was
hat er angenehmes und erfreuliches? Womit kann er
dem Menſchen ſchmeicheln? Wodurch weiß er ſich zu
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/148>, abgerufen am 28.06.2024.
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