Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Capitalarten, obwohl die durch die manichfachsten Einflüsse des
äußeren und inneren Lebens bedingte Vorliebe für gewisse Ca-
pitalanlagen und Abneigung gegen andere, so wie die Erleich-
terung, welche die Bildung gewisser Capitalien, und die Er-
schwerung, welche die gewisser anderer durch Gesetz und Sitte
erfährt, ihre Wirkung keineswegs verleugnen. Die Entwicke-
lung des Verkehrs bringt übrigens die rein ökonomischen Be-
stimmungsgründe bei der Form, welche die neu sich bildenden
Capitalien erhalten, mehr und mehr zur Geltung. Ebenso wirkt
sie beseitigend auf diejenigen äußeren Ursachen der Zinsrente,
welche in der Unkenntniß von dem erhöhten Abwurfe gewisser
Capitalformen beruhen, gerade so, wie sie den analogen Ur-
sachen bei der Lohnrente entgegentritt. Auf den höhern Cultur-
stufen kommen daher wesentlich nur die inneren Gründe der
Seltenheit der Capitalien bestimmter Gattungen in Betracht,
während die äußeren Gründe, d. h. diejenigen, welche einer an
sich möglichen Vermehrung der Capitalien entgegenstehen, mehr
in den Hintergrund treten. Wie bereits angedeutet, bestehen
diese inneren Gründe theils in der Seltenheit der Stoffe und
Kräfte, aus denen eine bestimmte Capitalform hervorgegangen
ist, theils in der Schwierigkeit der zur Bildung neuer Capitalien
erforderlichen Arbeit und der Dauer der dabei in Anspruch zu
nehmenden Zeit. Eine Zunahme des Wohlstandes und der
Dichtigkeit der Bevölkerung pflegt zwar, indem sie auf die Er-
höhung des Begehrs wirkt, auch die Seltenheit zu steigern,
andererseits aber auch durch die Beseitigung der inneren Gründe
derselben ihr entgegenzutreten. So zeigt eine größere Kenntniß
und Einsicht in die Natur vielfach, daß die angenommene Be-
schränktheit gewisser ökonomischer Stoffe und Kräfte nur eine
eingebildete war, und daß sich dieselben vielfach vermehren oder
ersetzen lassen; so treten immer einfachere Methoden zur Her-

Capitalarten, obwohl die durch die manichfachſten Einfluͤſſe des
aͤußeren und inneren Lebens bedingte Vorliebe fuͤr gewiſſe Ca-
pitalanlagen und Abneigung gegen andere, ſo wie die Erleich-
terung, welche die Bildung gewiſſer Capitalien, und die Er-
ſchwerung, welche die gewiſſer anderer durch Geſetz und Sitte
erfaͤhrt, ihre Wirkung keineswegs verleugnen. Die Entwicke-
lung des Verkehrs bringt uͤbrigens die rein oͤkonomiſchen Be-
ſtimmungsgruͤnde bei der Form, welche die neu ſich bildenden
Capitalien erhalten, mehr und mehr zur Geltung. Ebenſo wirkt
ſie beſeitigend auf diejenigen aͤußeren Urſachen der Zinsrente,
welche in der Unkenntniß von dem erhoͤhten Abwurfe gewiſſer
Capitalformen beruhen, gerade ſo, wie ſie den analogen Ur-
ſachen bei der Lohnrente entgegentritt. Auf den hoͤhern Cultur-
ſtufen kommen daher weſentlich nur die inneren Gruͤnde der
Seltenheit der Capitalien beſtimmter Gattungen in Betracht,
waͤhrend die aͤußeren Gruͤnde, d. h. diejenigen, welche einer an
ſich moͤglichen Vermehrung der Capitalien entgegenſtehen, mehr
in den Hintergrund treten. Wie bereits angedeutet, beſtehen
dieſe inneren Gruͤnde theils in der Seltenheit der Stoffe und
Kraͤfte, aus denen eine beſtimmte Capitalform hervorgegangen
iſt, theils in der Schwierigkeit der zur Bildung neuer Capitalien
erforderlichen Arbeit und der Dauer der dabei in Anſpruch zu
nehmenden Zeit. Eine Zunahme des Wohlſtandes und der
Dichtigkeit der Bevoͤlkerung pflegt zwar, indem ſie auf die Er-
hoͤhung des Begehrs wirkt, auch die Seltenheit zu ſteigern,
andererſeits aber auch durch die Beſeitigung der inneren Gruͤnde
derſelben ihr entgegenzutreten. So zeigt eine groͤßere Kenntniß
und Einſicht in die Natur vielfach, daß die angenommene Be-
ſchraͤnktheit gewiſſer oͤkonomiſcher Stoffe und Kraͤfte nur eine
eingebildete war, und daß ſich dieſelben vielfach vermehren oder
erſetzen laſſen; ſo treten immer einfachere Methoden zur Her-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="123"/>
Capitalarten, obwohl die durch die manichfach&#x017F;ten Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
a&#x0364;ußeren und inneren Lebens bedingte Vorliebe fu&#x0364;r gewi&#x017F;&#x017F;e Ca-<lb/>
pitalanlagen und Abneigung gegen andere, &#x017F;o wie die Erleich-<lb/>
terung, welche die Bildung gewi&#x017F;&#x017F;er Capitalien, und die Er-<lb/>
&#x017F;chwerung, welche die gewi&#x017F;&#x017F;er anderer durch Ge&#x017F;etz und Sitte<lb/>
erfa&#x0364;hrt, ihre Wirkung keineswegs verleugnen. Die Entwicke-<lb/>
lung des Verkehrs bringt u&#x0364;brigens die rein o&#x0364;konomi&#x017F;chen Be-<lb/>
&#x017F;timmungsgru&#x0364;nde bei der Form, welche die neu &#x017F;ich bildenden<lb/>
Capitalien erhalten, mehr und mehr zur Geltung. Eben&#x017F;o wirkt<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;eitigend auf diejenigen a&#x0364;ußeren Ur&#x017F;achen der Zinsrente,<lb/>
welche in der Unkenntniß von dem erho&#x0364;hten Abwurfe gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Capitalformen beruhen, gerade &#x017F;o, wie &#x017F;ie den analogen Ur-<lb/>
&#x017F;achen bei der Lohnrente entgegentritt. Auf den ho&#x0364;hern Cultur-<lb/>
&#x017F;tufen kommen daher we&#x017F;entlich nur die inneren Gru&#x0364;nde der<lb/>
Seltenheit der Capitalien be&#x017F;timmter Gattungen in Betracht,<lb/>
wa&#x0364;hrend die a&#x0364;ußeren Gru&#x0364;nde, d. h. diejenigen, welche einer an<lb/>
&#x017F;ich mo&#x0364;glichen Vermehrung der Capitalien entgegen&#x017F;tehen, mehr<lb/>
in den Hintergrund treten. Wie bereits angedeutet, be&#x017F;tehen<lb/>
die&#x017F;e inneren Gru&#x0364;nde theils in der Seltenheit der Stoffe und<lb/>
Kra&#x0364;fte, aus denen eine be&#x017F;timmte Capitalform hervorgegangen<lb/>
i&#x017F;t, theils in der Schwierigkeit der zur Bildung neuer Capitalien<lb/>
erforderlichen Arbeit und der Dauer der dabei in An&#x017F;pruch zu<lb/>
nehmenden Zeit. Eine Zunahme des Wohl&#x017F;tandes und der<lb/>
Dichtigkeit der Bevo&#x0364;lkerung pflegt zwar, indem &#x017F;ie auf die Er-<lb/>
ho&#x0364;hung des Begehrs wirkt, auch die Seltenheit zu &#x017F;teigern,<lb/>
anderer&#x017F;eits aber auch durch die Be&#x017F;eitigung der inneren Gru&#x0364;nde<lb/>
der&#x017F;elben ihr entgegenzutreten. So zeigt eine gro&#x0364;ßere Kenntniß<lb/>
und Ein&#x017F;icht in die Natur vielfach, daß die angenommene Be-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nktheit gewi&#x017F;&#x017F;er o&#x0364;konomi&#x017F;cher Stoffe und Kra&#x0364;fte nur eine<lb/>
eingebildete war, und daß &#x017F;ich die&#x017F;elben vielfach vermehren oder<lb/>
er&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o treten immer einfachere Methoden zur Her-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0135] Capitalarten, obwohl die durch die manichfachſten Einfluͤſſe des aͤußeren und inneren Lebens bedingte Vorliebe fuͤr gewiſſe Ca- pitalanlagen und Abneigung gegen andere, ſo wie die Erleich- terung, welche die Bildung gewiſſer Capitalien, und die Er- ſchwerung, welche die gewiſſer anderer durch Geſetz und Sitte erfaͤhrt, ihre Wirkung keineswegs verleugnen. Die Entwicke- lung des Verkehrs bringt uͤbrigens die rein oͤkonomiſchen Be- ſtimmungsgruͤnde bei der Form, welche die neu ſich bildenden Capitalien erhalten, mehr und mehr zur Geltung. Ebenſo wirkt ſie beſeitigend auf diejenigen aͤußeren Urſachen der Zinsrente, welche in der Unkenntniß von dem erhoͤhten Abwurfe gewiſſer Capitalformen beruhen, gerade ſo, wie ſie den analogen Ur- ſachen bei der Lohnrente entgegentritt. Auf den hoͤhern Cultur- ſtufen kommen daher weſentlich nur die inneren Gruͤnde der Seltenheit der Capitalien beſtimmter Gattungen in Betracht, waͤhrend die aͤußeren Gruͤnde, d. h. diejenigen, welche einer an ſich moͤglichen Vermehrung der Capitalien entgegenſtehen, mehr in den Hintergrund treten. Wie bereits angedeutet, beſtehen dieſe inneren Gruͤnde theils in der Seltenheit der Stoffe und Kraͤfte, aus denen eine beſtimmte Capitalform hervorgegangen iſt, theils in der Schwierigkeit der zur Bildung neuer Capitalien erforderlichen Arbeit und der Dauer der dabei in Anſpruch zu nehmenden Zeit. Eine Zunahme des Wohlſtandes und der Dichtigkeit der Bevoͤlkerung pflegt zwar, indem ſie auf die Er- hoͤhung des Begehrs wirkt, auch die Seltenheit zu ſteigern, andererſeits aber auch durch die Beſeitigung der inneren Gruͤnde derſelben ihr entgegenzutreten. So zeigt eine groͤßere Kenntniß und Einſicht in die Natur vielfach, daß die angenommene Be- ſchraͤnktheit gewiſſer oͤkonomiſcher Stoffe und Kraͤfte nur eine eingebildete war, und daß ſich dieſelben vielfach vermehren oder erſetzen laſſen; ſo treten immer einfachere Methoden zur Her-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/135
Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/135>, abgerufen am 12.12.2024.