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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Zierlichkeit erwiesen zu haben/ wann das halbe Car-
men zu einem Wunsche und fast gantzem Gebethe
wird/ da doch die Zierlichkeit nicht in der Grösse/
sondern Schönheit/ und die gröste Kunst in wenig
Verssen besteht/ daß ich darein mein Votum kan ein-
fassen/ nach des Horatii Ausspruch de arte Poet. vs. 335

Esto brevis, ut cito dicta
Percipiant animi dociles teneantque fideles,
Omne super vacuum pleno de pectore manat.

Und letzlich mit einer gelehrten Sententz das gantze
Carmen schliesse.

Reg. 7. Zu mercken ist es auch/ daß man nicht
einerley Invention und Rede behalte/ sondern bey
vornehmen Personen muß ich höhere Redens-Arten/
bey Gelehrten scharffsinnigere als bey Geringen und
Einfältigen führen/ die nur gemein und verständlich
dürffen seyn/ und ich mich hierinn nach eines jeden
Verstande richte. Bey grossen Patronen kan ich Göt-
ter/ Sonnen/ Helden/ Könige etc. führen; Bey Ein-
fältigen Hirten-Gespräche/ und solche Reden/ die ih-
rem Stande und Verstande gemäß sind.

Reg. 8. Weil aber bey der Menge der Poeten gleich-
wohl ein Selectus zu machen ist/ damit man nicht durch
viele sich auffhalte/ oder confundire; So wolte ich
rathen/ daß man ihm nur 1. oder 2. gute erwehle/ die
nach seinem Appetit und Gemüthe sind/ und dieselben
fleissig lese/ imitire und dabey bleibe. Die allerbe-
sten sind die edlen Schlesier/ Hoffmanswaldau in Hel-
den-Verssen/ der giebt schöne Phrases, nnd ist sehr
lieblich in der Invention und Worten/ dabey aber zu

be-

Zierlichkeit erwieſen zu haben/ wann das halbe Car-
men zu einem Wunſche und faſt gantzem Gebethe
wird/ da doch die Zierlichkeit nicht in der Groͤſſe/
ſondern Schoͤnheit/ und die groͤſte Kunſt in wenig
Verſſen beſteht/ daß ich darein mein Votum kan ein-
faſſen/ nach des Horatii Ausſpruch de arte Poet. vſ. 335

Eſto brevis, ut cito dicta
Percipiant animi dociles teneantque fideles,
Omne ſuper vacuum pleno de pectore manat.

Und letzlich mit einer gelehrten Sententz das gantze
Carmen ſchlieſſe.

Reg. 7. Zu mercken iſt es auch/ daß man nicht
einerley Invention und Rede behalte/ ſondern bey
vornehmen Perſonen muß ich hoͤhere Redens-Arten/
bey Gelehrten ſcharffſinnigere als bey Geringen und
Einfaͤltigen fuͤhren/ die nur gemein und verſtaͤndlich
duͤrffen ſeyn/ und ich mich hierinn nach eines jeden
Verſtande richte. Bey groſſen Patronen kan ich Goͤt-
ter/ Sonnen/ Helden/ Koͤnige ꝛc. fuͤhren; Bey Ein-
faͤltigen Hirten-Geſpraͤche/ und ſolche Reden/ die ih-
rem Stande und Verſtande gemaͤß ſind.

Reg. 8. Weil aber bey der Menge der Poeten gleich-
wohl ein Selectus zu machen iſt/ damit man nicht durch
viele ſich auffhalte/ oder confundire; So wolte ich
rathen/ daß man ihm nur 1. oder 2. gute erwehle/ die
nach ſeinem Appetit und Gemuͤthe ſind/ und dieſelben
fleiſſig leſe/ imitire und dabey bleibe. Die allerbe-
ſten ſind die edlen Schleſier/ Hoffmanswaldau in Hel-
den-Verſſen/ der giebt ſchoͤne Phraſes, nnd iſt ſehr
lieblich in der Invention und Worten/ dabey aber zu

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[82/0094] Zierlichkeit erwieſen zu haben/ wann das halbe Car- men zu einem Wunſche und faſt gantzem Gebethe wird/ da doch die Zierlichkeit nicht in der Groͤſſe/ ſondern Schoͤnheit/ und die groͤſte Kunſt in wenig Verſſen beſteht/ daß ich darein mein Votum kan ein- faſſen/ nach des Horatii Ausſpruch de arte Poet. vſ. 335 Eſto brevis, ut cito dicta Percipiant animi dociles teneantque fideles, Omne ſuper vacuum pleno de pectore manat. Und letzlich mit einer gelehrten Sententz das gantze Carmen ſchlieſſe. Reg. 7. Zu mercken iſt es auch/ daß man nicht einerley Invention und Rede behalte/ ſondern bey vornehmen Perſonen muß ich hoͤhere Redens-Arten/ bey Gelehrten ſcharffſinnigere als bey Geringen und Einfaͤltigen fuͤhren/ die nur gemein und verſtaͤndlich duͤrffen ſeyn/ und ich mich hierinn nach eines jeden Verſtande richte. Bey groſſen Patronen kan ich Goͤt- ter/ Sonnen/ Helden/ Koͤnige ꝛc. fuͤhren; Bey Ein- faͤltigen Hirten-Geſpraͤche/ und ſolche Reden/ die ih- rem Stande und Verſtande gemaͤß ſind. Reg. 8. Weil aber bey der Menge der Poeten gleich- wohl ein Selectus zu machen iſt/ damit man nicht durch viele ſich auffhalte/ oder confundire; So wolte ich rathen/ daß man ihm nur 1. oder 2. gute erwehle/ die nach ſeinem Appetit und Gemuͤthe ſind/ und dieſelben fleiſſig leſe/ imitire und dabey bleibe. Die allerbe- ſten ſind die edlen Schleſier/ Hoffmanswaldau in Hel- den-Verſſen/ der giebt ſchoͤne Phraſes, nnd iſt ſehr lieblich in der Invention und Worten/ dabey aber zu be-

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/94>, abgerufen am 27.11.2024.