Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.und aus ausgeklaubten Worten Reime/ etc. Reime Reg. 1. Die Reime werden in Männlich- und Die Tugend läst ihr Gold | nicht in dem Stau- be stehn/ Ein Weiblicher hergegen ist: Laß Hoffnung und Geduld | in deiner Seele woh- nen. Reg. 2. Die Reimen sollen entweder dem Buch- auf
und aus ausgeklaubten Worten Reime/ ꝛc. Reime Reg. 1. Die Reime werden in Maͤnnlich- und Die Tugend laͤſt ihr Gold | nicht in dem Stau- be ſtehn/ Ein Weiblicher hergegen iſt: Laß Hoffnung und Geduld | in deiner Seele woh- nen. Reg. 2. Die Reimen ſollen entweder dem Buch- auf
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und aus ausgeklaubten Worten Reime/ ꝛc. Reime
aber ſind das Band/ wodurch die reineſten nnd tuͤch-
tigſten Worte zuſammen gebunden/ und gezogen wer-
den.
Reg. 1. Die Reime werden in Maͤnnlich- und
Weibliche eingetheilet. Maͤnnliche ſind/ welche ſtei-
gen oder eine Sylbe und gekuͤrtzten Woͤrter Abſchnitt
haben/ e. g. Macht/ Pracht/ Eitelkeit/ Streit/ etc.
Weibliche ſind/ welche fallende heiſſen/ und in 2/ 4/ 6/
Sylben beſtehen/ da das E. gleichſam der Anzeiger
der Weiblichen Verſſe iſt/ e. g. Leben/ Schweben/
Streiten/ Ewigkeiten. Die Welſchen nennen die
Maͤnnlichen: Rima tronca oder Verſi Zoppi, das iſt/
huͤpffende/ und gebrauchen davor meiſtens die Weib-
lichen: Ein Exempel eines Maͤnnlichen iſt:
Die Tugend laͤſt ihr Gold | nicht in dem Stau-
be ſtehn/
Ein Weiblicher hergegen iſt:
Laß Hoffnung und Geduld | in deiner Seele woh-
nen.
Reg. 2. Die Reimen ſollen entweder dem Buch-
ſtaben nach/ gleich ſeyn/ als Liebe/ Diebe/ Hecht/
Recht/ oder dem Ausſprechen nach/ als Brodt/
Noth/ Tod. Wiewohl Zeſius ſolches in ſeinem Heli-
con pag. 49. nicht wohl wil zulaſſen/ daß man GOtt
und Geboth ſolte Reimen/ doch finde ich keine erheb-
liche Urſache/ warumb ſolches nicht ſolte angehen/
ſintemahl der Reim ſich ordentlich fuͤget. Alſo kan
ich wohl in Maͤnnlichen reimen/ D und T Leid/ Zeit/
Zierd’/ fuͤhrt/ Feind/ vermeint. Und beruffe mich
auf
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