Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.auch mehr/ ausser in Hirten-Spielen/ da ihrer n[u]r 3. Reg. 4. Comoedien und Tragoedien werden durch 5. Stück Und weil unser Leben nichts anders alseine Tragoe- auch mehr/ auſſer in Hirten-Spielen/ da ihrer n[u]r 3. Reg. 4. Comœdien und Tragœdien werden durch 5. Stuͤck Und weil unſer Leben nichts anders alseine Tragœ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0194" n="176"/> auch mehr/ auſſer in Hirten-Spielen/ da ihrer n<supplied>u</supplied>r 3.<lb/> ſeyn ſollen/ 4. nach jedem <hi rendition="#aq">Actu</hi> und deſſen <hi rendition="#aq">Scenen,</hi> folgt<lb/> das Chor/ Reigen oder Muſic/ da ein Lied abgeſungen<lb/> wird/ diß Lied ſoll die Lehren/ welche aus vorhergehen-<lb/> der Geſchichte/ <hi rendition="#aq">Actu</hi> und <hi rendition="#aq">Scenen</hi> gezogen worden/ in<lb/> etl. Reimſetzen/ als Satz und Nach-Satz vorſtellen/ und<lb/> dan gehoͤrt dazu 5. <hi rendition="#aq">Epilogus</hi> oder der Schluß.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Reg. 4. Comœdi</hi>en und <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en werden durch 5. Stuͤck<lb/> unterſchieden 1. <hi rendition="#aq">Materia 2. Perſonis, 3. Dictione 4. Affectibus 5.<lb/> Exitu, e. g.</hi> 1. in <hi rendition="#aq">Comœdi</hi>en ſind geringe Sachen und thoͤrich-<lb/> te Liebes-Haͤndel/ ſo da ermahnen die Sittſamkeit/ der Untu-<lb/> gend vorzuziehen. Hergegen in <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en ſind hohe Sachen/<lb/> und die Lehr- und Denck-Spruͤche heiſſen gleichſam des Trau-<lb/> er-Spieles Grund-Saͤulen. 2. Die Perſonen in <hi rendition="#aq">Comœdi</hi>en<lb/> ſind geringe und Buͤrgerlich/ aber in <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en Hoch-Fuͤrſtl.<lb/> und Koͤniglich/ daher auch <hi rendition="#aq">Scaliger</hi> das Trauer-Spiel nennt/<lb/> die Schule der Koͤnige. 3. Die Reden in <hi rendition="#aq">Comœdi</hi>en ſind ge-<lb/> mein und verliebt/ in <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en werden ſie ausgeleſen/<lb/> und ſind ſcharff/ nachſinnlich und <hi rendition="#aq">graviräti</hi>ſch. 4. In <hi rendition="#aq">Co-<lb/> mœdi</hi>en ſind die <hi rendition="#aq">Affecten</hi> ἲϑη ſittſam und ſtille/ in <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en<lb/> πάϑη oder ernſtlich. 5. Der Ausgang in <hi rendition="#aq">Comœdi</hi>en iſt froͤlich/<lb/> obſchon deſſen Anfang etwas verwirret oder traurig ge-<lb/> weſen/ aber in <hi rendition="#aq">Tragædi</hi>en bleibt der Ausgang allemahl<lb/> Traurig. <hi rendition="#aq">vid. Ftiſchlini Comœdiæ.</hi> Daniel Caſpari von Lo-<lb/> henſtein <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en <hi rendition="#aq">&c.</hi> Hallmans <hi rendition="#aq">Comœdien.</hi></p><lb/> <p>Und weil unſer Leben nichts anders alseine <hi rendition="#aq">Tragœ-<lb/> die</hi> iſt/ darin man auf- und abſteiget/ und ſich <hi rendition="#aq">præſenti-</hi><lb/> ret. Alſo mach ich auch hiermit dieſes <hi rendition="#aq">Europæi</hi>ſchen <hi rendition="#aq">Par-<lb/> nasſi</hi> vergnuͤgtes Ende. Ergetze dich geliebter Freund/ da-<lb/> rauf/ wie die Bienen auf ihrem <hi rendition="#aq">Hyblea,</hi> und bediene dich<lb/> meiner Muͤhe/ zu deiner Ruh und Beſten. Mein guter<lb/> Wille und Meinung wird doch aufs wenigſte hieraus zu<lb/><hi rendition="#c">ſehen ſeyn/ dir zu dienen/ dabey ich nichts mehr wuͤn-<lb/> ſche/ als daß du mit einem vergnuͤgten Beha-<lb/> gen wolleſt machen ein gutes<lb/> Ende.</hi></p> </div> </div> </body><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <back> </back> </text> </TEI> [176/0194]
auch mehr/ auſſer in Hirten-Spielen/ da ihrer nur 3.
ſeyn ſollen/ 4. nach jedem Actu und deſſen Scenen, folgt
das Chor/ Reigen oder Muſic/ da ein Lied abgeſungen
wird/ diß Lied ſoll die Lehren/ welche aus vorhergehen-
der Geſchichte/ Actu und Scenen gezogen worden/ in
etl. Reimſetzen/ als Satz und Nach-Satz vorſtellen/ und
dan gehoͤrt dazu 5. Epilogus oder der Schluß.
Reg. 4. Comœdien und Tragœdien werden durch 5. Stuͤck
unterſchieden 1. Materia 2. Perſonis, 3. Dictione 4. Affectibus 5.
Exitu, e. g. 1. in Comœdien ſind geringe Sachen und thoͤrich-
te Liebes-Haͤndel/ ſo da ermahnen die Sittſamkeit/ der Untu-
gend vorzuziehen. Hergegen in Tragœdien ſind hohe Sachen/
und die Lehr- und Denck-Spruͤche heiſſen gleichſam des Trau-
er-Spieles Grund-Saͤulen. 2. Die Perſonen in Comœdien
ſind geringe und Buͤrgerlich/ aber in Tragœdien Hoch-Fuͤrſtl.
und Koͤniglich/ daher auch Scaliger das Trauer-Spiel nennt/
die Schule der Koͤnige. 3. Die Reden in Comœdien ſind ge-
mein und verliebt/ in Tragœdien werden ſie ausgeleſen/
und ſind ſcharff/ nachſinnlich und gravirätiſch. 4. In Co-
mœdien ſind die Affecten ἲϑη ſittſam und ſtille/ in Tragœdien
πάϑη oder ernſtlich. 5. Der Ausgang in Comœdien iſt froͤlich/
obſchon deſſen Anfang etwas verwirret oder traurig ge-
weſen/ aber in Tragædien bleibt der Ausgang allemahl
Traurig. vid. Ftiſchlini Comœdiæ. Daniel Caſpari von Lo-
henſtein Tragœdien &c. Hallmans Comœdien.
Und weil unſer Leben nichts anders alseine Tragœ-
die iſt/ darin man auf- und abſteiget/ und ſich præſenti-
ret. Alſo mach ich auch hiermit dieſes Europæiſchen Par-
nasſi vergnuͤgtes Ende. Ergetze dich geliebter Freund/ da-
rauf/ wie die Bienen auf ihrem Hyblea, und bediene dich
meiner Muͤhe/ zu deiner Ruh und Beſten. Mein guter
Wille und Meinung wird doch aufs wenigſte hieraus zu
ſehen ſeyn/ dir zu dienen/ dabey ich nichts mehr wuͤn-
ſche/ als daß du mit einem vergnuͤgten Beha-
gen wolleſt machen ein gutes
Ende.
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Zitationshilfe: | Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/194>, abgerufen am 16.07.2024. |