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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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nen Reyen-Tantz hielten/ da sie erstlich sich auf die lin-
cke Seite wendeten/ welches sie nennten srophen, con-
versionem,
hernach auf die sechste Seiten sprungen/
und das hieß antisrophen, Reversionem, den Gesang
aber an sich selbst nennten sie Oden und Antoden; und
letzlich blieben sie in der Mittende stehen/ da sie gleich-
sam wie vor den Göttern ruheten/ und was noch übrig
war absungen/ und diß war der epodos. Wie sie
nun durch diesen Tantz zur Lincken und Rechten/ des
Himmels Lauff/ vorbilden wolten/ also haben sie durch
den Epodon, der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied
stehend angehört. Harsdörffer. l. c. P. 2. pag. 74. Buch-
ler. Instit. Poet. pag.
78.

Reg. 3. Es stehet hierinnen frey/ so viel Versse
lang oder kurtze/ Männlich- oder Weibliche unter ein-
ander zusetzen/ des gleichen ein Genus zu erwehlen/ was
vor eines beliebig ist; Opitz hat eine Pindarische Ode
in seiner deutschen Prosodie p. 86. Da der erste Satz
16. Versse hat; Doch sind die gebräuchlichsten von 10
und 12. Verssen.

Reg. 4. Allemahl muß der Gegensatz dem Satze
gleichseyn/ und eben das Genus, solche Versse und glei-
che Gestalt haben; Auch wie die erste Strophe gewe-
sen/ so muß auch hernach die andere und dritte seyn;
Jedoch bin ich nicht verbunden nothwendig 3. Strophen
zu machen/ massen man solcher auch findet/ die nur 2.
Strophen haben; Allein diß steht mir zu zu observiren/
daß wie der epodos in der ersten Strophe gewesen ist/
der gantz und gar andere Versse und Genus kan an-
nehmen/ als die srophe und antisrophe haben gehabt/

(welche

nen Reyen-Tantz hielten/ da ſie erſtlich ſich auf die lin-
cke Seite wendeten/ welches ſie nennten ςροϕὴν, con-
verſionem,
hernach auf die ſechſte Seiten ſprungen/
und das hieß ἀντιςροϕὴν, Reverſionem, den Geſang
aber an ſich ſelbſt nennten ſie Oden und Antoden; und
letzlich blieben ſie in der Mittende ſtehen/ da ſie gleich-
ſam wie vor den Goͤttern ruheten/ und was noch uͤbrig
war abſungen/ und diß war der ἐπωδὸς. Wie ſie
nun durch dieſen Tantz zur Lincken und Rechten/ des
Himmels Lauff/ vorbilden wolten/ alſo haben ſie durch
den Epodon, der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied
ſtehend angehoͤrt. Harsdoͤrffer. l. c. P. 2. pag. 74. Buch-
ler. Inſtit. Poet. pag.
78.

Reg. 3. Es ſtehet hierinnen frey/ ſo viel Verſſe
lang oder kurtze/ Maͤnnlich- oder Weibliche unter ein-
ander zuſetzen/ des gleichen ein Genus zu erwehlen/ was
vor eines beliebig iſt; Opitz hat eine Pindariſche Ode
in ſeiner deutſchen Proſodie p. 86. Da der erſte Satz
16. Verſſe hat; Doch ſind die gebraͤuchlichſten von 10
und 12. Verſſen.

Reg. 4. Allemahl muß der Gegenſatz dem Satze
gleichſeyn/ und eben das Genus, ſolche Verſſe und glei-
che Geſtalt haben; Auch wie die erſte Strophe gewe-
ſen/ ſo muß auch hernach die andere und dritte ſeyn;
Jedoch bin ich nicht verbunden nothwendig 3. Strophẽ
zu machen/ maſſen man ſolcher auch findet/ die nur 2.
Strophen haben; Allein diß ſteht mir zu zu obſerviren/
daß wie der ἐποδὸς in der erſten Strophe geweſen iſt/
der gantz und gar andere Verſſe und Genus kan an-
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[155/0173] nen Reyen-Tantz hielten/ da ſie erſtlich ſich auf die lin- cke Seite wendeten/ welches ſie nennten ςροϕὴν, con- verſionem, hernach auf die ſechſte Seiten ſprungen/ und das hieß ἀντιςροϕὴν, Reverſionem, den Geſang aber an ſich ſelbſt nennten ſie Oden und Antoden; und letzlich blieben ſie in der Mittende ſtehen/ da ſie gleich- ſam wie vor den Goͤttern ruheten/ und was noch uͤbrig war abſungen/ und diß war der ἐπωδὸς. Wie ſie nun durch dieſen Tantz zur Lincken und Rechten/ des Himmels Lauff/ vorbilden wolten/ alſo haben ſie durch den Epodon, der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied ſtehend angehoͤrt. Harsdoͤrffer. l. c. P. 2. pag. 74. Buch- ler. Inſtit. Poet. pag. 78. Reg. 3. Es ſtehet hierinnen frey/ ſo viel Verſſe lang oder kurtze/ Maͤnnlich- oder Weibliche unter ein- ander zuſetzen/ des gleichen ein Genus zu erwehlen/ was vor eines beliebig iſt; Opitz hat eine Pindariſche Ode in ſeiner deutſchen Proſodie p. 86. Da der erſte Satz 16. Verſſe hat; Doch ſind die gebraͤuchlichſten von 10 und 12. Verſſen. Reg. 4. Allemahl muß der Gegenſatz dem Satze gleichſeyn/ und eben das Genus, ſolche Verſſe und glei- che Geſtalt haben; Auch wie die erſte Strophe gewe- ſen/ ſo muß auch hernach die andere und dritte ſeyn; Jedoch bin ich nicht verbunden nothwendig 3. Strophẽ zu machen/ maſſen man ſolcher auch findet/ die nur 2. Strophen haben; Allein diß ſteht mir zu zu obſerviren/ daß wie der ἐποδὸς in der erſten Strophe geweſen iſt/ der gantz und gar andere Verſſe und Genus kan an- nehmen/ als die ςροϕὴ und άντιςροϕὴ haben gehabt/ (welche

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/173>, abgerufen am 21.11.2024.