Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.er seine Gemahlin bewirthete. Francisci letzte Re- Reg. 3. Bey den Italiänern sind solche Irr-Ge- Reg. 4. In den Irr-Gedichten werden Jam- Wie fällt der Menschen-Schluß dahin/ Der diß und das vor seinen Ab-Gott hält/ Auf Spiegel-Glaß setzt seinen Fuß/ Sucht in der Fluth sein wahres Glück/ In Rosen seine Süssigkeit/ Derer Pracht verwelcken muß/ Und mit unsrem Sinnen-Schlusse wie ein Aschen-Berg verfällt. Wie morsches Eys bey Sonnen-Schein/ So derselben heller Blick/ Diese Schale wil beziehn/ Alsdenn schwindet Eys und Zeit/ Und geht gantz auf einmahl ein. Darumb muß Verstandes Rath/ Nebst der Ariadnen Faden/ Diesen
er ſeine Gemahlin bewirthete. Franciſci letzte Re- Reg. 3. Bey den Italiaͤnern ſind ſolche Irr-Ge- Reg. 4. In den Irr-Gedichten werden Jam- Wie faͤllt der Menſchen-Schluß dahin/ Der diß und das vor ſeinen Ab-Gott haͤlt/ Auf Spiegel-Glaß ſetzt ſeinen Fuß/ Sucht in der Fluth ſein wahres Gluͤck/ In Roſen ſeine Suͤſſigkeit/ Derer Pracht verwelcken muß/ Und mit unſrem Siñen-Schluſſe wie ein Aſchen-Berg verfaͤllt. Wie morſches Eys bey Sonnen-Schein/ So derſelben heller Blick/ Dieſe Schale wil beziehn/ Alsdenn ſchwindet Eys und Zeit/ Und geht gantz auf einmahl ein. Darumb muß Verſtandes Rath/ Nebſt der Ariadnen Faden/ Dieſen
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er ſeine Gemahlin bewirthete. Franciſci letzte Re-
chenſchafft pag. 246.
Reg. 3. Bey den Italiaͤnern ſind ſolche Irr-Ge-
dichte gar ſehr im Brauch/ und iſt der Paſtor Fidus
welchen Herꝛ Hoffmanswaldau/ wie auch Herꝛ Aß-
mann von Abſchatz in unſre deutſche Mutter-Spra-
che uͤberſetzet/ nichts anders als ein ſolches Irr-Ge-
dichte/ ſo doch dem Urtheil des Augenſcheines nach/
nicht allzuleichte zu machen/ wie ſolches Herꝛ von Hoff-
manswaldau in der Vorrede bezeuget.
Reg. 4. In den Irr-Gedichten werden Jam-
biſch-Trochaiſch-Dactyliſch und andere genera ver-
ſetzet und zuſammen gereimet. Ich bin bedacht ge-
weſen diß Irr-Gedichte zu einem Muſter vorzuſtellen:
Wie faͤllt der Menſchen-Schluß dahin/
Der diß und das vor ſeinen Ab-Gott haͤlt/
Auf Spiegel-Glaß ſetzt ſeinen Fuß/
Sucht in der Fluth ſein wahres Gluͤck/
In Roſen ſeine Suͤſſigkeit/
Derer Pracht verwelcken muß/
Und mit unſrem Siñen-Schluſſe wie ein Aſchen-Berg
verfaͤllt.
Wie morſches Eys bey Sonnen-Schein/
So derſelben heller Blick/
Dieſe Schale wil beziehn/
Alsdenn ſchwindet Eys und Zeit/
Und geht gantz auf einmahl ein.
Darumb muß Verſtandes Rath/
Nebſt der Ariadnen Faden/
Dieſen
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