Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Erstes Kapitel. Druck. Der Körper b vom geringem specifischen Ge-wichte kann ohne Gleichgewichtsstörung nur so weit einsinken, dass das Wasser unter ihm denselben Druck durch das Gewicht des Körpers erleidet, als wenn der Körper beseitigt und der eingetauchte Theil durch Wasser ersetzt würde. Der Körper c von grösserm specifischen Gewicht sinkt so tief als er kann. Dass er im Wasser um das Gewicht des verdrängten Wassers weniger wiegt, sieht man, wenn man sich diesen Körper mit einem zweiten von geringerm specifischen Gewicht so verbun- den denkt, dass ein Körper vom specifischen Gewicht des Wassers entsteht, welcher eben vollkommen einsinkt. 4. Von den Arbeiten des Archimedes wurden, als [Abbildung]
Fig. 60. man im 16. Jahrhundert wieder anderen Studium ging, kaum die Sätze begriffen. Das volle Verständniss der Ableitungen war damals nicht mög- lich. Stevin fand auf seinem eigenen Zunächst stellt Stevin den Satz auf: Eine beliebige ge- Erstes Kapitel. Druck. Der Körper b vom geringem specifischen Ge-wichte kann ohne Gleichgewichtsstörung nur so weit einsinken, dass das Wasser unter ihm denselben Druck durch das Gewicht des Körpers erleidet, als wenn der Körper beseitigt und der eingetauchte Theil durch Wasser ersetzt würde. Der Körper c von grösserm specifischen Gewicht sinkt so tief als er kann. Dass er im Wasser um das Gewicht des verdrängten Wassers weniger wiegt, sieht man, wenn man sich diesen Körper mit einem zweiten von geringerm specifischen Gewicht so verbun- den denkt, dass ein Körper vom specifischen Gewicht des Wassers entsteht, welcher eben vollkommen einsinkt. 4. Von den Arbeiten des Archimedes wurden, als [Abbildung]
Fig. 60. man im 16. Jahrhundert wieder anderen Studium ging, kaum die Sätze begriffen. Das volle Verständniss der Ableitungen war damals nicht mög- lich. Stevin fand auf seinem eigenen Zunächst stellt Stevin den Satz auf: Eine beliebige ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0094" n="82"/><fw place="top" type="header">Erstes Kapitel.</fw><lb/> Druck. Der Körper <hi rendition="#i">b</hi> vom geringem specifischen Ge-<lb/> wichte kann ohne Gleichgewichtsstörung nur so weit<lb/> einsinken, dass das Wasser unter ihm denselben Druck<lb/> durch das Gewicht des Körpers erleidet, als wenn der<lb/> Körper beseitigt und der eingetauchte Theil durch<lb/> Wasser ersetzt würde. Der Körper <hi rendition="#i">c</hi> von grösserm<lb/> specifischen Gewicht sinkt so tief als er kann. Dass er im<lb/> Wasser um das Gewicht des verdrängten Wassers weniger<lb/> wiegt, sieht man, wenn man sich diesen Körper mit einem<lb/> zweiten von geringerm specifischen Gewicht so verbun-<lb/> den denkt, dass ein Körper vom specifischen Gewicht des<lb/> Wassers entsteht, welcher eben vollkommen einsinkt.</p><lb/> <p>4. Von den Arbeiten des Archimedes wurden, als<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 60.</hi></head></figure><lb/> man im 16. Jahrhundert wieder an<lb/> deren Studium ging, kaum die Sätze<lb/> begriffen. Das volle Verständniss der<lb/> Ableitungen war damals nicht mög-<lb/> lich.</p><lb/> <p>Stevin fand auf seinem eigenen<lb/> Wege die wichtigsten Sätze der<lb/> Hydrostatik und deren Ableitungen<lb/> wieder. Es sind hauptsächlich zwei<lb/> Gedanken, aus welchen Stevin seine fruchtbaren<lb/> Folgerungen schöpft. Der eine Gedanke ist ganz ähn-<lb/> lich demjenigen betreffend die geschlossene Kette. Der<lb/> andere besteht in der Annahme, dass die Erstarrung<lb/> der im Gleichgewicht befindlichen Flüssigkeit das<lb/> Gleichgewicht nicht stört.</p><lb/> <p>Zunächst stellt Stevin den Satz auf: Eine beliebige ge-<lb/> gebene Wassermenge <hi rendition="#i">A</hi> bleibt im Wasser eingetaucht über-<lb/> all im Gleichgewicht. Würde <hi rendition="#i">A</hi> vom umgebenden Wasser<lb/> nicht getragen, sondern etwa sinken, so müssten wir an-<lb/> nehmen, dass das hierbei an die Stelle von <hi rendition="#i">A</hi> tretende in<lb/> denselben Verhältnissen befindliche Wasser ebenfalls<lb/> sinkt. Diese Annahme führt also zu einer fortwährenden<lb/> Bewegung, zu einem <hi rendition="#g">perpetuum mobile</hi>, was unserer<lb/> Erfahrung und unserer instinctiven Erkenntniss wider-<lb/> spricht.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0094]
Erstes Kapitel.
Druck. Der Körper b vom geringem specifischen Ge-
wichte kann ohne Gleichgewichtsstörung nur so weit
einsinken, dass das Wasser unter ihm denselben Druck
durch das Gewicht des Körpers erleidet, als wenn der
Körper beseitigt und der eingetauchte Theil durch
Wasser ersetzt würde. Der Körper c von grösserm
specifischen Gewicht sinkt so tief als er kann. Dass er im
Wasser um das Gewicht des verdrängten Wassers weniger
wiegt, sieht man, wenn man sich diesen Körper mit einem
zweiten von geringerm specifischen Gewicht so verbun-
den denkt, dass ein Körper vom specifischen Gewicht des
Wassers entsteht, welcher eben vollkommen einsinkt.
4. Von den Arbeiten des Archimedes wurden, als
[Abbildung Fig. 60.]
man im 16. Jahrhundert wieder an
deren Studium ging, kaum die Sätze
begriffen. Das volle Verständniss der
Ableitungen war damals nicht mög-
lich.
Stevin fand auf seinem eigenen
Wege die wichtigsten Sätze der
Hydrostatik und deren Ableitungen
wieder. Es sind hauptsächlich zwei
Gedanken, aus welchen Stevin seine fruchtbaren
Folgerungen schöpft. Der eine Gedanke ist ganz ähn-
lich demjenigen betreffend die geschlossene Kette. Der
andere besteht in der Annahme, dass die Erstarrung
der im Gleichgewicht befindlichen Flüssigkeit das
Gleichgewicht nicht stört.
Zunächst stellt Stevin den Satz auf: Eine beliebige ge-
gebene Wassermenge A bleibt im Wasser eingetaucht über-
all im Gleichgewicht. Würde A vom umgebenden Wasser
nicht getragen, sondern etwa sinken, so müssten wir an-
nehmen, dass das hierbei an die Stelle von A tretende in
denselben Verhältnissen befindliche Wasser ebenfalls
sinkt. Diese Annahme führt also zu einer fortwährenden
Bewegung, zu einem perpetuum mobile, was unserer
Erfahrung und unserer instinctiven Erkenntniss wider-
spricht.
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