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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Fünftes Kapitel.
entspricht, bei Unveränderlichkeit der übrigen, einer
Veränderung von [a] eine Aenderung von [l], im all-
gemeinen aber einer Aenderung von [l] auch eine
Aenderung von [a]. Dieses Beachten der gegensei-
tigen
Abhängigkeit finden wir bei Stevin, Galilei,
Huyghens u. s. w. Derselbe Gedanke hat die Auf-
findung der Gegenerscheinungen zu bekannten Er-
scheinungen bewirkt. Der Volumsänderung der Gase
durch Temperaturänderung entspricht eine Temperatur-
änderung durch Volumsänderung, der Seebeck'schen Er-
scheinung die Peltier'sche u. s. w. Bei derartigen Um-
kehrungen muss man natürlich mit Rücksicht auf die
Form der Abhängigkeit vorsichtig sein. Die Figur
232 macht es deutlich, wie jeder Veränderung von [l]
eine merkliche Aenderung von [a] entsprechen kann,
aber nicht umgekehrt. Die Beziehungen zwischen den
elektromagnetischen und Inductionserscheinungen, die
Faraday fand, geben hierfür ein gutes Beispiel.

Lässt man eine Gruppe von Umständen [a b g d] ....,
durch welche eine andere Gruppe [l m n] ... bestimmt

[Abbildung] Fig. 232.
ist, von ihren Anfangswerthen zu
den Endwerthen [a]' [b]' [g]' [d]' ..
übergehen, so übergeht auch [l m]
[n] .... in [l]' [m]' [n]' .... Kehrt die
erstere Gruppe zu ihren Anfangs-
werthen zurück, so geschieht dies
auch mit der zweiten Gruppe. Hierin
liegt die "Aequivalenz von Ursache
und Wirkung", welche Mayer wie-
derholt betont.

Wenn die erstere Gruppe nur periodische Aenderun-
gen eingeht, so kann auch die letztere nur periodische und
keine fortwährenden bleibenden Aenderungen erfahren.
Die so fruchtbaren Denkmethoden von Galilei, Huy-
ghens, S. Carnot, Mayer u. A. lassen sich auf die eine
wichtige und einfache Einsicht zurückführen, dass rein
periodische Aenderungen einer Gruppe von
Umständen auch nur zur Quelle von ebenfalls

Fünftes Kapitel.
entspricht, bei Unveränderlichkeit der übrigen, einer
Veränderung von [α] eine Aenderung von [λ], im all-
gemeinen aber einer Aenderung von [λ] auch eine
Aenderung von [α]. Dieses Beachten der gegensei-
tigen
Abhängigkeit finden wir bei Stevin, Galilei,
Huyghens u. s. w. Derselbe Gedanke hat die Auf-
findung der Gegenerscheinungen zu bekannten Er-
scheinungen bewirkt. Der Volumsänderung der Gase
durch Temperaturänderung entspricht eine Temperatur-
änderung durch Volumsänderung, der Seebeck’schen Er-
scheinung die Peltier’sche u. s. w. Bei derartigen Um-
kehrungen muss man natürlich mit Rücksicht auf die
Form der Abhängigkeit vorsichtig sein. Die Figur
232 macht es deutlich, wie jeder Veränderung von [λ]
eine merkliche Aenderung von [α] entsprechen kann,
aber nicht umgekehrt. Die Beziehungen zwischen den
elektromagnetischen und Inductionserscheinungen, die
Faraday fand, geben hierfür ein gutes Beispiel.

Lässt man eine Gruppe von Umständen [α β γ δ] ....,
durch welche eine andere Gruppe [λ μ ν] … bestimmt

[Abbildung] Fig. 232.
ist, von ihren Anfangswerthen zu
den Endwerthen [α]′ [β]′ [γ]′ [δ]′ ..
übergehen, so übergeht auch [λ μ]
[ν] .... in [λ]′ [μ]′ [ν]′ .... Kehrt die
erstere Gruppe zu ihren Anfangs-
werthen zurück, so geschieht dies
auch mit der zweiten Gruppe. Hierin
liegt die „Aequivalenz von Ursache
und Wirkung‟, welche Mayer wie-
derholt betont.

Wenn die erstere Gruppe nur periodische Aenderun-
gen eingeht, so kann auch die letztere nur periodische und
keine fortwährenden bleibenden Aenderungen erfahren.
Die so fruchtbaren Denkmethoden von Galilei, Huy-
ghens, S. Carnot, Mayer u. A. lassen sich auf die eine
wichtige und einfache Einsicht zurückführen, dass rein
periodische Aenderungen einer Gruppe von
Umständen auch nur zur Quelle von ebenfalls

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[474/0486] Fünftes Kapitel. entspricht, bei Unveränderlichkeit der übrigen, einer Veränderung von α eine Aenderung von λ, im all- gemeinen aber einer Aenderung von λ auch eine Aenderung von α. Dieses Beachten der gegensei- tigen Abhängigkeit finden wir bei Stevin, Galilei, Huyghens u. s. w. Derselbe Gedanke hat die Auf- findung der Gegenerscheinungen zu bekannten Er- scheinungen bewirkt. Der Volumsänderung der Gase durch Temperaturänderung entspricht eine Temperatur- änderung durch Volumsänderung, der Seebeck’schen Er- scheinung die Peltier’sche u. s. w. Bei derartigen Um- kehrungen muss man natürlich mit Rücksicht auf die Form der Abhängigkeit vorsichtig sein. Die Figur 232 macht es deutlich, wie jeder Veränderung von λ eine merkliche Aenderung von α entsprechen kann, aber nicht umgekehrt. Die Beziehungen zwischen den elektromagnetischen und Inductionserscheinungen, die Faraday fand, geben hierfür ein gutes Beispiel. Lässt man eine Gruppe von Umständen α β γ δ ...., durch welche eine andere Gruppe λ μ ν … bestimmt [Abbildung Fig. 232.] ist, von ihren Anfangswerthen zu den Endwerthen α′ β′ γ′ δ′ .. übergehen, so übergeht auch λ μ ν .... in λ′ μ′ ν′ .... Kehrt die erstere Gruppe zu ihren Anfangs- werthen zurück, so geschieht dies auch mit der zweiten Gruppe. Hierin liegt die „Aequivalenz von Ursache und Wirkung‟, welche Mayer wie- derholt betont. Wenn die erstere Gruppe nur periodische Aenderun- gen eingeht, so kann auch die letztere nur periodische und keine fortwährenden bleibenden Aenderungen erfahren. Die so fruchtbaren Denkmethoden von Galilei, Huy- ghens, S. Carnot, Mayer u. A. lassen sich auf die eine wichtige und einfache Einsicht zurückführen, dass rein periodische Aenderungen einer Gruppe von Umständen auch nur zur Quelle von ebenfalls

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/486>, abgerufen am 27.11.2024.