uns die Beobachtung an grössern Theilen direct kennen lehrt. Die Vergleichung zwischen Theorie und Er- fahrung kann mit der Verfeinerung der Beobachtungs- mittel immer weiter getrieben werden.
Die Erfahrung allein, ohne die sie begleitenden Ge- danken, würde uns stets fremd sein. Diejenigen Ge- danken, welche auf dem grössten Gebiet festgehalten werden können, und am ausgiebigsten die Erfahrung ergänzen, sind die wissenschaftlichsten. Man geht bei der Forschung nach dem Princip der Continuität vor, weil nur nach diesem Princip eine nützliche und öko- nomische Auffassung der Erfahrung sich ergeben kann.
8. Wenn wir einen langen elastischen Stab ein- klemmen, so kann derselbe in langsame direct be- obachtbare Schwingungen versetzt werden. Diese Schwingungen kann man sehen, tasten, graphisch ver- zeichnen u. s. w. Bei Abkürzung des Stabes werden die Schwingungen rascher, und können nicht mehr direct gesehen werden; der Stab gibt ein verwischtes Bild, eine neue Erscheinung. Allein die Tastempfindung ist der frühern noch ähnlich, wir können den Stab seine Bewegungen noch aufzeichnen lassen, und wenn wir die Vorstellung der Schwingungen noch fest- halten, so sehen wir die Ergebnisse der Versuche vor- aus. Bei weiterer Abkürzung des Stabes ändert sich auch die Tastempfindung, er fängt zudem an zu tönen, es tritt also wieder eine neue Erscheinung auf. Da sich aber nicht alle Erscheinungen auf einmal gänzlich ändern, sondern immer nur eine oder die andere, bleibt der begleitende Gedanke der Schwingung, der ja nicht an eine einzelne gebunden ist, noch immer nützlich, noch immer ökonomisch. Selbst wenn der Ton so hoch und die Schwingungen so klein geworden sind, dass die erwähnten Beobachtungsmittel der frühern Fälle versagen, stellen wir uns mit Vortheil noch den tönen- den Stab schwingend vor, und können die Schwingungen der dunklen Streifen im Spectrum des polarisirten Lichtes eines Glasstabes voraussagen. Würden alle Er-
Viertes Kapitel.
uns die Beobachtung an grössern Theilen direct kennen lehrt. Die Vergleichung zwischen Theorie und Er- fahrung kann mit der Verfeinerung der Beobachtungs- mittel immer weiter getrieben werden.
Die Erfahrung allein, ohne die sie begleitenden Ge- danken, würde uns stets fremd sein. Diejenigen Ge- danken, welche auf dem grössten Gebiet festgehalten werden können, und am ausgiebigsten die Erfahrung ergänzen, sind die wissenschaftlichsten. Man geht bei der Forschung nach dem Princip der Continuität vor, weil nur nach diesem Princip eine nützliche und öko- nomische Auffassung der Erfahrung sich ergeben kann.
8. Wenn wir einen langen elastischen Stab ein- klemmen, so kann derselbe in langsame direct be- obachtbare Schwingungen versetzt werden. Diese Schwingungen kann man sehen, tasten, graphisch ver- zeichnen u. s. w. Bei Abkürzung des Stabes werden die Schwingungen rascher, und können nicht mehr direct gesehen werden; der Stab gibt ein verwischtes Bild, eine neue Erscheinung. Allein die Tastempfindung ist der frühern noch ähnlich, wir können den Stab seine Bewegungen noch aufzeichnen lassen, und wenn wir die Vorstellung der Schwingungen noch fest- halten, so sehen wir die Ergebnisse der Versuche vor- aus. Bei weiterer Abkürzung des Stabes ändert sich auch die Tastempfindung, er fängt zudem an zu tönen, es tritt also wieder eine neue Erscheinung auf. Da sich aber nicht alle Erscheinungen auf einmal gänzlich ändern, sondern immer nur eine oder die andere, bleibt der begleitende Gedanke der Schwingung, der ja nicht an eine einzelne gebunden ist, noch immer nützlich, noch immer ökonomisch. Selbst wenn der Ton so hoch und die Schwingungen so klein geworden sind, dass die erwähnten Beobachtungsmittel der frühern Fälle versagen, stellen wir uns mit Vortheil noch den tönen- den Stab schwingend vor, und können die Schwingungen der dunklen Streifen im Spectrum des polarisirten Lichtes eines Glasstabes voraussagen. Würden alle Er-
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Viertes Kapitel.
uns die Beobachtung an grössern Theilen direct kennen
lehrt. Die Vergleichung zwischen Theorie und Er-
fahrung kann mit der Verfeinerung der Beobachtungs-
mittel immer weiter getrieben werden.
Die Erfahrung allein, ohne die sie begleitenden Ge-
danken, würde uns stets fremd sein. Diejenigen Ge-
danken, welche auf dem grössten Gebiet festgehalten
werden können, und am ausgiebigsten die Erfahrung
ergänzen, sind die wissenschaftlichsten. Man geht
bei der Forschung nach dem Princip der Continuität
vor, weil nur nach diesem Princip eine nützliche und öko-
nomische Auffassung der Erfahrung sich ergeben kann.
8. Wenn wir einen langen elastischen Stab ein-
klemmen, so kann derselbe in langsame direct be-
obachtbare Schwingungen versetzt werden. Diese
Schwingungen kann man sehen, tasten, graphisch ver-
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ist der frühern noch ähnlich, wir können den Stab
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wir die Vorstellung der Schwingungen noch fest-
halten, so sehen wir die Ergebnisse der Versuche vor-
aus. Bei weiterer Abkürzung des Stabes ändert sich
auch die Tastempfindung, er fängt zudem an zu tönen,
es tritt also wieder eine neue Erscheinung auf. Da
sich aber nicht alle Erscheinungen auf einmal gänzlich
ändern, sondern immer nur eine oder die andere, bleibt
der begleitende Gedanke der Schwingung, der ja nicht
an eine einzelne gebunden ist, noch immer nützlich,
noch immer ökonomisch. Selbst wenn der Ton so hoch
und die Schwingungen so klein geworden sind, dass
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/474>, abgerufen am 24.11.2024.
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