Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Kapitel.
zur Bestimmung der 3n Coordinaten der Gleichgewichts-
lage genügen, wenn die Kräfte gegeben sind und die
Gleichgewichtsform des Systems gesucht wird.

Ist umgekehrt die Form des Systems gegeben, und
sucht man die Kräfte, welche das Gleichgewicht erhal-
ten, so bleibt die Aufgabe unbestimmt. Man kann
dann zur Bestimmung der 3n Kraftcomponenten nur
3n--m Gleichungen verwenden, da die m Gleichungen
(F=o) die Kraftcomponenten gar nicht enthalten.

[Abbildung] Fig. 229.

Als Beispiel wählen wir einen
um den Anfangspunkt der Coor-
dinaten in der Ebene XY dreh-
baren Hebel OM=a, um dessen
Endpunkt M ein zweiter Hebel
MN=b beweglich ist. In M
und N, deren Coordinaten x, y
und x1 y1 heissen mögen, greifen
die Kräfte X, Y beziehungsweise X1, Y1 an.

Die Gleichung 1 hat hier die Form
[Formel 1] Gleichungen von der Form F=o existiren im gegebenen
Fall zwei, und zwar
[Formel 2] Die Gleichungen DF=o lauten nun
[Formel 3]

Wir können in unserm Fall zwei der Variationen aus
5) durch, die andern bestimmen und in 3) einsetzen.
Auch zum Zwecke der Elimination hat Lagrange ein
ganz gleichförmiges systematisches Verfahren angewandt,
welches ganz mechanisch ohne weiteres Nachdenken
ausgeführt werden kann. Wir wollen dasselbe gleich
hier benutzen. Es besteht darin, dass jede der

Viertes Kapitel.
zur Bestimmung der 3n Coordinaten der Gleichgewichts-
lage genügen, wenn die Kräfte gegeben sind und die
Gleichgewichtsform des Systems gesucht wird.

Ist umgekehrt die Form des Systems gegeben, und
sucht man die Kräfte, welche das Gleichgewicht erhal-
ten, so bleibt die Aufgabe unbestimmt. Man kann
dann zur Bestimmung der 3n Kraftcomponenten nur
3n—m Gleichungen verwenden, da die m Gleichungen
(F=o) die Kraftcomponenten gar nicht enthalten.

[Abbildung] Fig. 229.

Als Beispiel wählen wir einen
um den Anfangspunkt der Coor-
dinaten in der Ebene XY dreh-
baren Hebel OM=a, um dessen
Endpunkt M ein zweiter Hebel
MN=b beweglich ist. In M
und N, deren Coordinaten x, y
und x1 y1 heissen mögen, greifen
die Kräfte X, Y beziehungsweise X1, Y1 an.

Die Gleichung 1 hat hier die Form
[Formel 1] Gleichungen von der Form F=o existiren im gegebenen
Fall zwei, und zwar
[Formel 2] Die Gleichungen DF=o lauten nun
[Formel 3]

Wir können in unserm Fall zwei der Variationen aus
5) durch, die andern bestimmen und in 3) einsetzen.
Auch zum Zwecke der Elimination hat Lagrange ein
ganz gleichförmiges systematisches Verfahren angewandt,
welches ganz mechanisch ohne weiteres Nachdenken
ausgeführt werden kann. Wir wollen dasselbe gleich
hier benutzen. Es besteht darin, dass jede der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0454" n="442"/><fw place="top" type="header">Viertes Kapitel.</fw><lb/>
zur Bestimmung der <hi rendition="#g">3<hi rendition="#i">n</hi></hi> Coordinaten der Gleichgewichts-<lb/>
lage genügen, wenn die Kräfte gegeben sind und die<lb/>
Gleichgewichts<hi rendition="#g">form</hi> des Systems <hi rendition="#g">gesucht</hi> wird.</p><lb/>
          <p>Ist umgekehrt die Form des Systems gegeben, und<lb/>
sucht man die <hi rendition="#g">Kräfte</hi>, welche das Gleichgewicht erhal-<lb/>
ten, so bleibt die Aufgabe unbestimmt. Man kann<lb/>
dann zur Bestimmung der <hi rendition="#g">3<hi rendition="#i">n</hi></hi> Kraftcomponenten nur<lb/><hi rendition="#g">3<hi rendition="#i">n&#x2014;m</hi></hi> Gleichungen verwenden, da die <hi rendition="#i">m</hi> Gleichungen<lb/>
(<hi rendition="#g"><hi rendition="#i">F=o</hi></hi>) die Kraftcomponenten gar nicht enthalten.</p><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#i">Fig. 229.</hi> </head>
          </figure><lb/>
          <p>Als Beispiel wählen wir einen<lb/>
um den Anfangspunkt der Coor-<lb/>
dinaten in der Ebene <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">XY</hi></hi> dreh-<lb/>
baren Hebel <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">OM=a</hi></hi>, um dessen<lb/>
Endpunkt <hi rendition="#i">M</hi> ein zweiter Hebel<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">MN=b</hi></hi> beweglich ist. In <hi rendition="#i">M</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">N</hi>, deren Coordinaten <hi rendition="#i">x, y</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">x</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">y</hi><hi rendition="#sub">1</hi> heissen mögen, greifen<lb/>
die Kräfte <hi rendition="#i">X, Y</hi> beziehungsweise <hi rendition="#i">X</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">Y</hi><hi rendition="#sub">1</hi> an.</p><lb/>
          <p>Die Gleichung 1 hat hier die Form<lb/><formula/> Gleichungen von der Form <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">F=o</hi></hi> existiren im gegebenen<lb/>
Fall zwei, und zwar<lb/><formula/> Die Gleichungen <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">DF=o</hi></hi> lauten nun<lb/><formula/></p>
          <p>Wir können in unserm Fall zwei der Variationen aus<lb/>
5) durch, die andern bestimmen und in 3) einsetzen.<lb/>
Auch zum Zwecke der Elimination hat Lagrange ein<lb/>
ganz gleichförmiges systematisches Verfahren angewandt,<lb/>
welches ganz mechanisch ohne weiteres Nachdenken<lb/>
ausgeführt werden kann. Wir wollen dasselbe gleich<lb/>
hier benutzen. Es besteht darin, dass jede der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0454] Viertes Kapitel. zur Bestimmung der 3n Coordinaten der Gleichgewichts- lage genügen, wenn die Kräfte gegeben sind und die Gleichgewichtsform des Systems gesucht wird. Ist umgekehrt die Form des Systems gegeben, und sucht man die Kräfte, welche das Gleichgewicht erhal- ten, so bleibt die Aufgabe unbestimmt. Man kann dann zur Bestimmung der 3n Kraftcomponenten nur 3n—m Gleichungen verwenden, da die m Gleichungen (F=o) die Kraftcomponenten gar nicht enthalten. [Abbildung Fig. 229.] Als Beispiel wählen wir einen um den Anfangspunkt der Coor- dinaten in der Ebene XY dreh- baren Hebel OM=a, um dessen Endpunkt M ein zweiter Hebel MN=b beweglich ist. In M und N, deren Coordinaten x, y und x1 y1 heissen mögen, greifen die Kräfte X, Y beziehungsweise X1, Y1 an. Die Gleichung 1 hat hier die Form [FORMEL] Gleichungen von der Form F=o existiren im gegebenen Fall zwei, und zwar [FORMEL] Die Gleichungen DF=o lauten nun [FORMEL] Wir können in unserm Fall zwei der Variationen aus 5) durch, die andern bestimmen und in 3) einsetzen. Auch zum Zwecke der Elimination hat Lagrange ein ganz gleichförmiges systematisches Verfahren angewandt, welches ganz mechanisch ohne weiteres Nachdenken ausgeführt werden kann. Wir wollen dasselbe gleich hier benutzen. Es besteht darin, dass jede der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/454
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/454>, abgerufen am 23.11.2024.