tialpunkten der Schnur führen. Man sieht also, dass die starren Radien (oder Senkrechten auf die Schnur- richtungen) hier eine ähnliche Rolle spielen wie die Hebelarme beim Hebel des Archimedes.
Betrachten wir ein sogenanntes Wellrad mit dem Radradius 2 und dem Wellenradius 1, und beziehungs- weise mit den Belastungen 1 und 2, so entspricht dasselbe vollständig dem Hebel des Archimedes. Legen wir noch in beliebiger Weise um die Welle eine zweite Schnur, welche wir beiderseits durch das Gewicht 2 spannen, so stört dieselbe das Gleichgewicht nicht. Es ist aber klar, dass wir auch die beiden in der Fig. 16 bezeichneten Züge als sich das Gleichgewicht haltend ansehen können, indem wir die beiden andern, als sich gegenseitig zerstörend, nicht weiter beachten. Hiermit sind wir aber, von allem Unwesentlichen absehend, zu der Einsicht gelangt, dass nicht nur die durch die Gewichte ausgeübten Züge, sondern auch die auf die Richtungen derselben vom Drehpunkte aus gefällten Senkrechten bewegungsbestimmende Umstände sind. Maassgebend sind die Producte aus den Gewichten und den zugehörigen Senkrechten, welche von der Axe aus auf die Richtungen der Züge gefällt werden, also die sogenannten statischen Momente.
9. Was wir bisher betrachtet haben, ist die Ent- wickelung der Erkenntniss des Hebelprincips; ganz unabhängig davon ent- wickelte sich die Erkennt- niss des Princips der schie- fen Ebene. Man hat aber nicht nöthig, für das Ver- ständniss der Maschinen nach einem neuen Princip ausser dem des Hebels zu suchen, da dieses für sich
[Abbildung]
Fig. 17.
ausreicht. Galilei erläutert z. B. die schiefe Ebene in folgender Art durch den Hebel: Wir betrachten eine schiefe Ebene, auf dieser das Gewicht Q und dasselbe
Entwickelung der Principien der Statik.
tialpunkten der Schnur führen. Man sieht also, dass die starren Radien (oder Senkrechten auf die Schnur- richtungen) hier eine ähnliche Rolle spielen wie die Hebelarme beim Hebel des Archimedes.
Betrachten wir ein sogenanntes Wellrad mit dem Radradius 2 und dem Wellenradius 1, und beziehungs- weise mit den Belastungen 1 und 2, so entspricht dasselbe vollständig dem Hebel des Archimedes. Legen wir noch in beliebiger Weise um die Welle eine zweite Schnur, welche wir beiderseits durch das Gewicht 2 spannen, so stört dieselbe das Gleichgewicht nicht. Es ist aber klar, dass wir auch die beiden in der Fig. 16 bezeichneten Züge als sich das Gleichgewicht haltend ansehen können, indem wir die beiden andern, als sich gegenseitig zerstörend, nicht weiter beachten. Hiermit sind wir aber, von allem Unwesentlichen absehend, zu der Einsicht gelangt, dass nicht nur die durch die Gewichte ausgeübten Züge, sondern auch die auf die Richtungen derselben vom Drehpunkte aus gefällten Senkrechten bewegungsbestimmende Umstände sind. Maassgebend sind die Producte aus den Gewichten und den zugehörigen Senkrechten, welche von der Axe aus auf die Richtungen der Züge gefällt werden, also die sogenannten statischen Momente.
9. Was wir bisher betrachtet haben, ist die Ent- wickelung der Erkenntniss des Hebelprincips; ganz unabhängig davon ent- wickelte sich die Erkennt- niss des Princips der schie- fen Ebene. Man hat aber nicht nöthig, für das Ver- ständniss der Maschinen nach einem neuen Princip ausser dem des Hebels zu suchen, da dieses für sich
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Fig. 17.
ausreicht. Galilei erläutert z. B. die schiefe Ebene in folgender Art durch den Hebel: Wir betrachten eine schiefe Ebene, auf dieser das Gewicht Q und dasselbe
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Entwickelung der Principien der Statik.
tialpunkten der Schnur führen. Man sieht also, dass
die starren Radien (oder Senkrechten auf die Schnur-
richtungen) hier eine ähnliche Rolle spielen wie die
Hebelarme beim Hebel des Archimedes.
Betrachten wir ein sogenanntes Wellrad mit dem
Radradius 2 und dem Wellenradius 1, und beziehungs-
weise mit den Belastungen 1 und 2, so entspricht
dasselbe vollständig dem Hebel des Archimedes. Legen
wir noch in beliebiger Weise um die Welle eine zweite
Schnur, welche wir beiderseits durch das Gewicht 2
spannen, so stört dieselbe das Gleichgewicht nicht. Es
ist aber klar, dass wir auch die beiden in der Fig. 16
bezeichneten Züge als sich das Gleichgewicht haltend
ansehen können, indem wir die beiden andern, als sich
gegenseitig zerstörend, nicht weiter beachten. Hiermit
sind wir aber, von allem Unwesentlichen absehend, zu
der Einsicht gelangt, dass nicht nur die durch die
Gewichte ausgeübten Züge, sondern auch die auf die
Richtungen derselben vom Drehpunkte aus gefällten
Senkrechten bewegungsbestimmende Umstände sind.
Maassgebend sind die Producte aus den Gewichten und
den zugehörigen Senkrechten, welche von der Axe aus
auf die Richtungen der Züge gefällt werden, also die
sogenannten statischen Momente.
9. Was wir bisher betrachtet haben, ist die Ent-
wickelung der Erkenntniss des Hebelprincips; ganz
unabhängig davon ent-
wickelte sich die Erkennt-
niss des Princips der schie-
fen Ebene. Man hat aber
nicht nöthig, für das Ver-
ständniss der Maschinen
nach einem neuen Princip
ausser dem des Hebels zu
suchen, da dieses für sich
[Abbildung Fig. 17.]
ausreicht. Galilei erläutert z. B. die schiefe Ebene in
folgender Art durch den Hebel: Wir betrachten eine
schiefe Ebene, auf dieser das Gewicht Q und dasselbe
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/33>, abgerufen am 24.11.2024.
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