hergestellt werden, und der Satz schliesst demnach jeden beliebigen Fall ein.
Die Erhaltung der lebendigen Kraft beim Stoss spricht Huyghens in einem der letzten Sätze (11) aus, welchen er auch nachträglich der londoner Gesellschaft einge- sandt hat, obwol der Satz unverkennbar schon den frühern Sätzen zu Grunde liegt.
6. Wenn man an das Studium eines Vorganges A kommt, so kann man entweder die Elemente desselben schon von einem andern Vorgang B her kennen; dann erscheint das Studium von A als eine Anwendung schon bekannter Principien. Man kann aber auch mit A die Untersuchung beginnen, und dieselben Principien, da ja die Natur durchaus gleichförmig ist, an dem Vor- gang A erst gewinnen. Da die Stossvorgänge gleich- zeitig mit andern mechanischen Vorgängen untersucht worden sind, so haben in der That beide Erkenntniss- wege sich dargeboten.
Zunächst können wir uns überzeugen, dass man die Stossvorgänge mit Hülfe der Newton'schen Principien, zu deren Auffindung zwar das Studium des Stosses bei- getragen hat, die aber nicht auf dieser Grundlage allein stehen, und mit Hülfe eines Minimums von neuen Erfahrungen erledigen kann. Die neuen Erfahrungen, welche ausserhalb der Newton'schen Principien stehen, lehren nur, dass es unelastische und elastische Kör- per gibt. Die unelastischen Körper ändern durch Druck ihre Form, ohne dieselbe wiederherzustellen; bei den elastischen Körpern entspricht einer Körperform immer ein bestimmtes Drucksystem, so zwar, dass jede Formveränderung mit einer Druckänderung verbunden ist und umgekehrt. Die elastischen Körper stellen ihre Form wieder her. Die formändernden Kräfte der Kör- per werden erst bei Berührung derselben wirksam.
Betrachten wir zwei unelastische Massen M und m, die sich beziehungsweise mit den Geschwindigkeitzn V und v bewegen. Berühren sie sich mit diesen ungleichen Geschwindigkeiten, so treten in dem System M, m die
Drittes Kapitel.
hergestellt werden, und der Satz schliesst demnach jeden beliebigen Fall ein.
Die Erhaltung der lebendigen Kraft beim Stoss spricht Huyghens in einem der letzten Sätze (11) aus, welchen er auch nachträglich der londoner Gesellschaft einge- sandt hat, obwol der Satz unverkennbar schon den frühern Sätzen zu Grunde liegt.
6. Wenn man an das Studium eines Vorganges A kommt, so kann man entweder die Elemente desselben schon von einem andern Vorgang B her kennen; dann erscheint das Studium von A als eine Anwendung schon bekannter Principien. Man kann aber auch mit A die Untersuchung beginnen, und dieselben Principien, da ja die Natur durchaus gleichförmig ist, an dem Vor- gang A erst gewinnen. Da die Stossvorgänge gleich- zeitig mit andern mechanischen Vorgängen untersucht worden sind, so haben in der That beide Erkenntniss- wege sich dargeboten.
Zunächst können wir uns überzeugen, dass man die Stossvorgänge mit Hülfe der Newton’schen Principien, zu deren Auffindung zwar das Studium des Stosses bei- getragen hat, die aber nicht auf dieser Grundlage allein stehen, und mit Hülfe eines Minimums von neuen Erfahrungen erledigen kann. Die neuen Erfahrungen, welche ausserhalb der Newton’schen Principien stehen, lehren nur, dass es unelastische und elastische Kör- per gibt. Die unelastischen Körper ändern durch Druck ihre Form, ohne dieselbe wiederherzustellen; bei den elastischen Körpern entspricht einer Körperform immer ein bestimmtes Drucksystem, so zwar, dass jede Formveränderung mit einer Druckänderung verbunden ist und umgekehrt. Die elastischen Körper stellen ihre Form wieder her. Die formändernden Kräfte der Kör- per werden erst bei Berührung derselben wirksam.
Betrachten wir zwei unelastische Massen M und m, die sich beziehungsweise mit den Geschwindigkeitzn V und v bewegen. Berühren sie sich mit diesen ungleichen Geschwindigkeiten, so treten in dem System M, m die
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[294/0306]
Drittes Kapitel.
hergestellt werden, und der Satz schliesst demnach
jeden beliebigen Fall ein.
Die Erhaltung der lebendigen Kraft beim Stoss spricht
Huyghens in einem der letzten Sätze (11) aus, welchen
er auch nachträglich der londoner Gesellschaft einge-
sandt hat, obwol der Satz unverkennbar schon den
frühern Sätzen zu Grunde liegt.
6. Wenn man an das Studium eines Vorganges A
kommt, so kann man entweder die Elemente desselben
schon von einem andern Vorgang B her kennen; dann
erscheint das Studium von A als eine Anwendung schon
bekannter Principien. Man kann aber auch mit A die
Untersuchung beginnen, und dieselben Principien, da
ja die Natur durchaus gleichförmig ist, an dem Vor-
gang A erst gewinnen. Da die Stossvorgänge gleich-
zeitig mit andern mechanischen Vorgängen untersucht
worden sind, so haben in der That beide Erkenntniss-
wege sich dargeboten.
Zunächst können wir uns überzeugen, dass man die
Stossvorgänge mit Hülfe der Newton’schen Principien,
zu deren Auffindung zwar das Studium des Stosses bei-
getragen hat, die aber nicht auf dieser Grundlage allein
stehen, und mit Hülfe eines Minimums von neuen
Erfahrungen erledigen kann. Die neuen Erfahrungen,
welche ausserhalb der Newton’schen Principien stehen,
lehren nur, dass es unelastische und elastische Kör-
per gibt. Die unelastischen Körper ändern durch Druck
ihre Form, ohne dieselbe wiederherzustellen; bei den
elastischen Körpern entspricht einer Körperform
immer ein bestimmtes Drucksystem, so zwar, dass jede
Formveränderung mit einer Druckänderung verbunden ist
und umgekehrt. Die elastischen Körper stellen ihre
Form wieder her. Die formändernden Kräfte der Kör-
per werden erst bei Berührung derselben wirksam.
Betrachten wir zwei unelastische Massen M und m,
die sich beziehungsweise mit den Geschwindigkeitzn V
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/306>, abgerufen am 27.11.2024.
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