schlägt vor, mv2 als lebendige Kraft, und 1/2mv2 als lebendige Potenz zu bezeichnen, wodurch Verwirrungen vermieden würden. Coriolis hat auch für ps den Na- men Arbeit verwendet. Poncelet hat diesen Gebrauch befestigt und das Kilogrammeter, das ist die Druck- wirkung eines Kilogrammgewichtes auf die Strecke eines Meters, als Arbeitseinheit angenommen.
4. Was die historischen Einzelheiten in Bezug auf die Begriffe "Bewegungsquantität" und "lebendige Kraft" betrifft, so wollen wir auf die Gedanken, durch welche Descartes und Leibnitz zu ihrer Meinung geführt wor- den sind, noch einen Blick werfen. In seinen (1644 er- schienenen) "Principien der Philosophie" II, 36, spricht sich Descartes in folgender Weise aus:
"Nachdem so die Natur der Bewegung erkannt wor- den, ist deren Ursache zu betrachten, die eine zwei- fache ist. Zuerst die allgemeine und ursprüngliche, welche die gemeinsame Ursache aller Bewegung in der Welt ist; dann die besondere, von der einzelne Theile der Materie eine Bewegung erhalten, die sie früher nicht hatten. Die allgemeine Ursache kann offenbar keine andere als Gott sein, welcher die Materie zugleich mit der Bewegung und Ruhe im Anfang erschaffen hat, und der durch seinen gewöhnlichen Beistand so viel Be- wegung und Ruhe im Ganzen erhält, als er damals ge- schaffen hat. Denn wenn auch diese Bewegung nur ein Zustand an der bewegten Materie ist, so bildet sie doch eine feste und bestimmte Menge, die sehr wohl in der ganzen Welt zusammen die gleiche bleiben kann, wenn sie sich auch bei den einzelnen Theilen verändert, nämlich in der Art, dass bei der doppelt so schnellen Bewegung eines Theiles gegen den andern, und bei der doppelten Grösse dieses gegen den ersten man annimmt, dass in dem kleinen so viel Bewegung wie in dem grossen ist, und dass, um so viel als die Bewegung eines Theiles langsamer wird, um so viel müsse die Be- wegung eines andern ebenso grossen Theiles schneller
Die weitere Verwendung der Principien u. s. w.
schlägt vor, mv2 als lebendige Kraft, und ½mv2 als lebendige Potenz zu bezeichnen, wodurch Verwirrungen vermieden würden. Coriolis hat auch für ps den Na- men Arbeit verwendet. Poncelet hat diesen Gebrauch befestigt und das Kilogrammeter, das ist die Druck- wirkung eines Kilogrammgewichtes auf die Strecke eines Meters, als Arbeitseinheit angenommen.
4. Was die historischen Einzelheiten in Bezug auf die Begriffe „Bewegungsquantität‟ und „lebendige Kraft‟ betrifft, so wollen wir auf die Gedanken, durch welche Descartes und Leibnitz zu ihrer Meinung geführt wor- den sind, noch einen Blick werfen. In seinen (1644 er- schienenen) „Principien der Philosophie‟ II, 36, spricht sich Descartes in folgender Weise aus:
„Nachdem so die Natur der Bewegung erkannt wor- den, ist deren Ursache zu betrachten, die eine zwei- fache ist. Zuerst die allgemeine und ursprüngliche, welche die gemeinsame Ursache aller Bewegung in der Welt ist; dann die besondere, von der einzelne Theile der Materie eine Bewegung erhalten, die sie früher nicht hatten. Die allgemeine Ursache kann offenbar keine andere als Gott sein, welcher die Materie zugleich mit der Bewegung und Ruhe im Anfang erschaffen hat, und der durch seinen gewöhnlichen Beistand so viel Be- wegung und Ruhe im Ganzen erhält, als er damals ge- schaffen hat. Denn wenn auch diese Bewegung nur ein Zustand an der bewegten Materie ist, so bildet sie doch eine feste und bestimmte Menge, die sehr wohl in der ganzen Welt zusammen die gleiche bleiben kann, wenn sie sich auch bei den einzelnen Theilen verändert, nämlich in der Art, dass bei der doppelt so schnellen Bewegung eines Theiles gegen den andern, und bei der doppelten Grösse dieses gegen den ersten man annimmt, dass in dem kleinen so viel Bewegung wie in dem grossen ist, und dass, um so viel als die Bewegung eines Theiles langsamer wird, um so viel müsse die Be- wegung eines andern ebenso grossen Theiles schneller
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0267"n="255"/><fwplace="top"type="header">Die weitere Verwendung der Principien u. s. w.</fw><lb/>
schlägt vor, <hirendition="#g"><hirendition="#i">mv</hi></hi><hirendition="#sup">2</hi> als lebendige Kraft, und <hirendition="#g">½<hirendition="#i">mv</hi></hi><hirendition="#sup">2</hi> als<lb/>
lebendige Potenz zu bezeichnen, wodurch Verwirrungen<lb/>
vermieden würden. Coriolis hat auch für <hirendition="#g"><hirendition="#i">ps</hi></hi> den Na-<lb/>
men <hirendition="#g">Arbeit</hi> verwendet. Poncelet hat diesen Gebrauch<lb/>
befestigt und das <hirendition="#g">Kilogrammeter</hi>, das ist die Druck-<lb/>
wirkung eines Kilogrammgewichtes auf die Strecke eines<lb/>
Meters, als <hirendition="#g">Arbeitseinheit</hi> angenommen.</p><lb/><p>4. Was die historischen Einzelheiten in Bezug auf<lb/>
die Begriffe „Bewegungsquantität‟ und „lebendige Kraft‟<lb/>
betrifft, so wollen wir auf die Gedanken, durch welche<lb/>
Descartes und Leibnitz zu ihrer Meinung geführt wor-<lb/>
den sind, noch einen Blick werfen. In seinen (1644 er-<lb/>
schienenen) „Principien der Philosophie‟ II, 36, spricht<lb/>
sich Descartes in folgender Weise aus:</p><lb/><p>„Nachdem so die Natur der Bewegung erkannt wor-<lb/>
den, ist deren Ursache zu betrachten, die eine zwei-<lb/>
fache ist. Zuerst die allgemeine und ursprüngliche,<lb/>
welche die gemeinsame Ursache aller Bewegung in der<lb/>
Welt ist; dann die besondere, von der einzelne Theile<lb/>
der Materie eine Bewegung erhalten, die sie früher nicht<lb/>
hatten. Die allgemeine Ursache kann offenbar keine<lb/>
andere als Gott sein, welcher die Materie zugleich mit<lb/>
der Bewegung und Ruhe im Anfang erschaffen hat, und<lb/>
der durch seinen gewöhnlichen Beistand so viel Be-<lb/>
wegung und Ruhe im Ganzen erhält, als er damals ge-<lb/>
schaffen hat. Denn wenn auch diese Bewegung nur ein<lb/>
Zustand an der bewegten Materie ist, so bildet sie doch<lb/>
eine feste und bestimmte Menge, die sehr wohl in der<lb/>
ganzen Welt zusammen die gleiche bleiben kann, wenn<lb/>
sie sich auch bei den einzelnen Theilen verändert,<lb/>
nämlich in der Art, dass bei der doppelt so schnellen<lb/>
Bewegung eines Theiles gegen den andern, und bei der<lb/>
doppelten Grösse dieses gegen den ersten man annimmt,<lb/>
dass in dem kleinen so viel Bewegung wie in dem<lb/>
grossen ist, und dass, um so viel als die Bewegung<lb/>
eines Theiles langsamer wird, um so viel müsse die Be-<lb/>
wegung eines andern ebenso grossen Theiles schneller<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[255/0267]
Die weitere Verwendung der Principien u. s. w.
schlägt vor, mv2 als lebendige Kraft, und ½mv2 als
lebendige Potenz zu bezeichnen, wodurch Verwirrungen
vermieden würden. Coriolis hat auch für ps den Na-
men Arbeit verwendet. Poncelet hat diesen Gebrauch
befestigt und das Kilogrammeter, das ist die Druck-
wirkung eines Kilogrammgewichtes auf die Strecke eines
Meters, als Arbeitseinheit angenommen.
4. Was die historischen Einzelheiten in Bezug auf
die Begriffe „Bewegungsquantität‟ und „lebendige Kraft‟
betrifft, so wollen wir auf die Gedanken, durch welche
Descartes und Leibnitz zu ihrer Meinung geführt wor-
den sind, noch einen Blick werfen. In seinen (1644 er-
schienenen) „Principien der Philosophie‟ II, 36, spricht
sich Descartes in folgender Weise aus:
„Nachdem so die Natur der Bewegung erkannt wor-
den, ist deren Ursache zu betrachten, die eine zwei-
fache ist. Zuerst die allgemeine und ursprüngliche,
welche die gemeinsame Ursache aller Bewegung in der
Welt ist; dann die besondere, von der einzelne Theile
der Materie eine Bewegung erhalten, die sie früher nicht
hatten. Die allgemeine Ursache kann offenbar keine
andere als Gott sein, welcher die Materie zugleich mit
der Bewegung und Ruhe im Anfang erschaffen hat, und
der durch seinen gewöhnlichen Beistand so viel Be-
wegung und Ruhe im Ganzen erhält, als er damals ge-
schaffen hat. Denn wenn auch diese Bewegung nur ein
Zustand an der bewegten Materie ist, so bildet sie doch
eine feste und bestimmte Menge, die sehr wohl in der
ganzen Welt zusammen die gleiche bleiben kann, wenn
sie sich auch bei den einzelnen Theilen verändert,
nämlich in der Art, dass bei der doppelt so schnellen
Bewegung eines Theiles gegen den andern, und bei der
doppelten Grösse dieses gegen den ersten man annimmt,
dass in dem kleinen so viel Bewegung wie in dem
grossen ist, und dass, um so viel als die Bewegung
eines Theiles langsamer wird, um so viel müsse die Be-
wegung eines andern ebenso grossen Theiles schneller
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/267>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.