Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Zweites Kapitel. gesichert sind, um mit Rücksicht auf die genü-gende Stabilität unserer Umgebung als Grund- lage der mathematischen Deduction zu dienen, dass sie aber keineswegs selbst als mathe- matisch ausgemachte Wahrheiten angesehen werden dürfen, sondern vielmehr als Sätze, welche einer fortgesetzten Erfahrungscontrole nicht nur fähig, sondern sogar bedürftig sind. Diese Einsicht ist werthvoll, weil sie den wissenschaft- lichen Fortschritt begünstigt. 7. Uebersichtliche Kritik der Newton'schen Aufstellungen. 1. Wir können nun, nachdem wir die Einzelheiten "Definition 1. Die Menge der Materie wird durch "Definition 2. Die Grösse der Bewegung wird durch "Definition 3. Die Materie besitzt das Vermögen zu "Definition 4. Eine angebrachte Kraft ist das gegen Zweites Kapitel. gesichert sind, um mit Rücksicht auf die genü-gende Stabilität unserer Umgebung als Grund- lage der mathematischen Deduction zu dienen, dass sie aber keineswegs selbst als mathe- matisch ausgemachte Wahrheiten angesehen werden dürfen, sondern vielmehr als Sätze, welche einer fortgesetzten Erfahrungscontrole nicht nur fähig, sondern sogar bedürftig sind. Diese Einsicht ist werthvoll, weil sie den wissenschaft- lichen Fortschritt begünstigt. 7. Uebersichtliche Kritik der Newton’schen Aufstellungen. 1. Wir können nun, nachdem wir die Einzelheiten „Definition 1. Die Menge der Materie wird durch „Definition 2. Die Grösse der Bewegung wird durch „Definition 3. Die Materie besitzt das Vermögen zu „Definition 4. Eine angebrachte Kraft ist das gegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="222"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/><hi rendition="#g">gesichert sind, um mit Rücksicht auf die genü-<lb/> gende Stabilität unserer Umgebung als Grund-<lb/> lage der mathematischen Deduction zu dienen,<lb/> dass sie aber keineswegs selbst als mathe-<lb/> matisch ausgemachte Wahrheiten angesehen<lb/> werden dürfen, sondern vielmehr als Sätze,<lb/> welche einer fortgesetzten Erfahrungscontrole<lb/> nicht nur fähig, sondern sogar bedürftig sind.</hi><lb/> Diese Einsicht ist werthvoll, weil sie den wissenschaft-<lb/> lichen Fortschritt begünstigt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#i">7. Uebersichtliche Kritik der Newton’schen Aufstellungen.</hi> </head><lb/> <p>1. Wir können nun, nachdem wir die Einzelheiten<lb/> genügend besprochen haben, die Form und die Anord-<lb/> nung der Newton’schen Aufstellungen noch einmal über-<lb/> schauen. Newton schickt mehrere Definitionen voraus,<lb/> und lässt denselben die Gesetze der Bewegung folgen.<lb/> Wir beschäftigen uns zunächst mit der erstern.</p><lb/> <p>„Definition 1. Die Menge der Materie wird durch<lb/> ihre Dichtigkeit und ihr Volum vereint gemessen. —<lb/> Diese Menge der Materie werde ich im Folgenden unter<lb/> dem Namen Körper oder Masse verstehen, und sie wird<lb/> durch das Gewicht des jedesmaligen Körpers bekannt.<lb/> Dass die Masse dem Gewicht proportional sei, habe ich<lb/> durch sehr genau angestellte Pendelversuche gefunden,<lb/> wie später gezeigt werden wird.</p><lb/> <p>„Definition 2. Die Grösse der Bewegung wird durch<lb/> die Geschwindigkeit und die Menge der Materie vereint<lb/> gemessen.</p><lb/> <p>„Definition 3. Die Materie besitzt das Vermögen zu<lb/> widerstehen; deshalb verharrt jeder Körper, soweit es<lb/> an ihm ist, in seinem Zustande der Ruhe oder der gleich-<lb/> förmigen geradlinigen Bewegung.</p><lb/> <p>„Definition 4. Eine angebrachte Kraft ist das gegen<lb/> einen Körper ausgeübte Bestreben, seinen Zustand zu<lb/> ändern, entweder den der Ruhe oder den der gleich-<lb/> förmigen geradlinigen Bewegung.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0234]
Zweites Kapitel.
gesichert sind, um mit Rücksicht auf die genü-
gende Stabilität unserer Umgebung als Grund-
lage der mathematischen Deduction zu dienen,
dass sie aber keineswegs selbst als mathe-
matisch ausgemachte Wahrheiten angesehen
werden dürfen, sondern vielmehr als Sätze,
welche einer fortgesetzten Erfahrungscontrole
nicht nur fähig, sondern sogar bedürftig sind.
Diese Einsicht ist werthvoll, weil sie den wissenschaft-
lichen Fortschritt begünstigt.
7. Uebersichtliche Kritik der Newton’schen Aufstellungen.
1. Wir können nun, nachdem wir die Einzelheiten
genügend besprochen haben, die Form und die Anord-
nung der Newton’schen Aufstellungen noch einmal über-
schauen. Newton schickt mehrere Definitionen voraus,
und lässt denselben die Gesetze der Bewegung folgen.
Wir beschäftigen uns zunächst mit der erstern.
„Definition 1. Die Menge der Materie wird durch
ihre Dichtigkeit und ihr Volum vereint gemessen. —
Diese Menge der Materie werde ich im Folgenden unter
dem Namen Körper oder Masse verstehen, und sie wird
durch das Gewicht des jedesmaligen Körpers bekannt.
Dass die Masse dem Gewicht proportional sei, habe ich
durch sehr genau angestellte Pendelversuche gefunden,
wie später gezeigt werden wird.
„Definition 2. Die Grösse der Bewegung wird durch
die Geschwindigkeit und die Menge der Materie vereint
gemessen.
„Definition 3. Die Materie besitzt das Vermögen zu
widerstehen; deshalb verharrt jeder Körper, soweit es
an ihm ist, in seinem Zustande der Ruhe oder der gleich-
förmigen geradlinigen Bewegung.
„Definition 4. Eine angebrachte Kraft ist das gegen
einen Körper ausgeübte Bestreben, seinen Zustand zu
ändern, entweder den der Ruhe oder den der gleich-
förmigen geradlinigen Bewegung.
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