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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
an. Er denkt sich die Erde, deren einzelne Theile
gegeneinander gravitiren, durch irgendeine Ebene ge-
theilt. Wäre der Druck des einen Theils auf den an-
dern nicht gleich dem Gegendruck, so müsste sich die
Erde nach der Richtung des grössern Druckes bewegen.
Die Bewegung eines Körpers kann aber nach unserer
Erfahrung nur durch andere Körper ausserhalb des-
selben bestimmt sein. Zudem könnte man sich die ge-
nannte Theilungsebene beliebig legen und die Be-
wegungsrichtung wäre daher ganz unbestimmt.

12. Die Unklarheit des Massenbegriffes macht sich
aufs neue fühlbar, sobald wir das Princip der Gleich-
heit von Wirkung und Gegenwirkurg dynamisch ver-
wenden wollen. Druck und Gegendruck mögen gleich
sein. Woher wissen wir aber, dass gleiche Drucke den
Massen verkehrt proportionale Geschwindigkeiten er-
zeugen? Newton fühlt auch wirklich das Bedürfniss,
diesen Grundsatz durch die Erfahrung zu erhärten. Er
führt in seinem Scholion die Stossexperimente von
Wren für seinen Satz an, und stellt selbst Experimente
an. Er schliesst in ein verkorktes Gläschen einen
Magnet, in ein anderes ein Stück Eisen ein, setzt beide
auf Wasser, und überlässt sie ihrer gegenseitigen Ein-
wirkung. Die Gläschen nähern sich, stossen aneinan-
der, bleiben aneinander haften, und verharren nachher
in Ruhe. Dies spricht für die Gleichheit von Druck
und Gegendruck und auch für gleiche und entgegen-
gesetzte Bewegungsquantitäten (wie wir bei Besprechung
der Stossgesetze sehen werden).

13. Der Leser hat schon gefühlt, dass die ver-
schiedenen Aufstellungen Newton's in Bezug auf die
Masse und das Gegenwirkungsprincip miteinander zu-
sammenhängen,
dass eine durch die andere gestützt
wird. Die zu Grunde liegenden Erfahrungen sind: die
instinctive Erkenntniss des Zusammenhanges von Druck
und Gegendruck, die Erkenntniss, dass Körper unabhängig
von ihrem Gewicht, aber dem Gewichte entsprechend
der Geschwindigkeitsänderung widerstehen, die Be-

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
an. Er denkt sich die Erde, deren einzelne Theile
gegeneinander gravitiren, durch irgendeine Ebene ge-
theilt. Wäre der Druck des einen Theils auf den an-
dern nicht gleich dem Gegendruck, so müsste sich die
Erde nach der Richtung des grössern Druckes bewegen.
Die Bewegung eines Körpers kann aber nach unserer
Erfahrung nur durch andere Körper ausserhalb des-
selben bestimmt sein. Zudem könnte man sich die ge-
nannte Theilungsebene beliebig legen und die Be-
wegungsrichtung wäre daher ganz unbestimmt.

12. Die Unklarheit des Massenbegriffes macht sich
aufs neue fühlbar, sobald wir das Princip der Gleich-
heit von Wirkung und Gegenwirkurg dynamisch ver-
wenden wollen. Druck und Gegendruck mögen gleich
sein. Woher wissen wir aber, dass gleiche Drucke den
Massen verkehrt proportionale Geschwindigkeiten er-
zeugen? Newton fühlt auch wirklich das Bedürfniss,
diesen Grundsatz durch die Erfahrung zu erhärten. Er
führt in seinem Scholion die Stossexperimente von
Wren für seinen Satz an, und stellt selbst Experimente
an. Er schliesst in ein verkorktes Gläschen einen
Magnet, in ein anderes ein Stück Eisen ein, setzt beide
auf Wasser, und überlässt sie ihrer gegenseitigen Ein-
wirkung. Die Gläschen nähern sich, stossen aneinan-
der, bleiben aneinander haften, und verharren nachher
in Ruhe. Dies spricht für die Gleichheit von Druck
und Gegendruck und auch für gleiche und entgegen-
gesetzte Bewegungsquantitäten (wie wir bei Besprechung
der Stossgesetze sehen werden).

13. Der Leser hat schon gefühlt, dass die ver-
schiedenen Aufstellungen Newton’s in Bezug auf die
Masse und das Gegenwirkungsprincip miteinander zu-
sammenhängen,
dass eine durch die andere gestützt
wird. Die zu Grunde liegenden Erfahrungen sind: die
instinctive Erkenntniss des Zusammenhanges von Druck
und Gegendruck, die Erkenntniss, dass Körper unabhängig
von ihrem Gewicht, aber dem Gewichte entsprechend
der Geschwindigkeitsänderung widerstehen, die Be-

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[187/0199] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. an. Er denkt sich die Erde, deren einzelne Theile gegeneinander gravitiren, durch irgendeine Ebene ge- theilt. Wäre der Druck des einen Theils auf den an- dern nicht gleich dem Gegendruck, so müsste sich die Erde nach der Richtung des grössern Druckes bewegen. Die Bewegung eines Körpers kann aber nach unserer Erfahrung nur durch andere Körper ausserhalb des- selben bestimmt sein. Zudem könnte man sich die ge- nannte Theilungsebene beliebig legen und die Be- wegungsrichtung wäre daher ganz unbestimmt. 12. Die Unklarheit des Massenbegriffes macht sich aufs neue fühlbar, sobald wir das Princip der Gleich- heit von Wirkung und Gegenwirkurg dynamisch ver- wenden wollen. Druck und Gegendruck mögen gleich sein. Woher wissen wir aber, dass gleiche Drucke den Massen verkehrt proportionale Geschwindigkeiten er- zeugen? Newton fühlt auch wirklich das Bedürfniss, diesen Grundsatz durch die Erfahrung zu erhärten. Er führt in seinem Scholion die Stossexperimente von Wren für seinen Satz an, und stellt selbst Experimente an. Er schliesst in ein verkorktes Gläschen einen Magnet, in ein anderes ein Stück Eisen ein, setzt beide auf Wasser, und überlässt sie ihrer gegenseitigen Ein- wirkung. Die Gläschen nähern sich, stossen aneinan- der, bleiben aneinander haften, und verharren nachher in Ruhe. Dies spricht für die Gleichheit von Druck und Gegendruck und auch für gleiche und entgegen- gesetzte Bewegungsquantitäten (wie wir bei Besprechung der Stossgesetze sehen werden). 13. Der Leser hat schon gefühlt, dass die ver- schiedenen Aufstellungen Newton’s in Bezug auf die Masse und das Gegenwirkungsprincip miteinander zu- sammenhängen, dass eine durch die andere gestützt wird. Die zu Grunde liegenden Erfahrungen sind: die instinctive Erkenntniss des Zusammenhanges von Druck und Gegendruck, die Erkenntniss, dass Körper unabhängig von ihrem Gewicht, aber dem Gewichte entsprechend der Geschwindigkeitsänderung widerstehen, die Be-

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/199>, abgerufen am 23.11.2024.