Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
eine Annäherung der einander beschleunigenden Körper
geknüpft ist, die hier nicht stattfindet. Der com-
plicirtere Fall der elliptischen Centralbewegung ist
in dieser Richtung aufklärend.

5. Der Ausdruck für die Centripetal- oder Centri-
fugalbeschleunigung [Formel 1] kann leicht noch in eine
andere Form gebracht werden. Nennen wir die Um-
laufszeit der Kreisbewegung T, so ist [Formel 2] und
demnach [Formel 3] , in welcher Form wir den Aus-
druck später verwenden werden. Bewegen sich mehrere
Körper mit der gleichen Umlaufszeit in Kreisen, so sind
die zugehörigen Centripetalbeschleunigungen, durch
welche sie in diesen Bahnen erhalten werden, wie es
aus dem letzten Ausdruck ersichtlich ist, den Radien
proportional.

6. Die Erscheinungen, welche die ausgeführten Be-
trachtungen erläutern, wie das Abreissen nicht genügend
starker Fäden, an welchen Körper geschwungen werden,
die Abplattung weicher rotirender Kugeln u. s. w. wollen
wir als bekannt voraussetzen. Huyghens konnte mit
Hülfe seiner Anschauung sofort eine ganze Reihe von Er-
scheinungen erklären. Als z. B. eine Pendeluhr, welche
durch Richer (1671--1673) von Paris nach Cayenne
gebracht worden war, einen verzögerten Gang annahm,
leitete Huyghens aus der bedeutendem Centrifugal-
beschleunigung der rotirenden Erde am Aequator die
scheinbare Verminderung der Schwerebeschleunigung
g ab, wodurch die Beobachtung sofort verständlich
wurde.

Ein von Huyghens angestelltes Experiment wollen
wir seines historischen Interesses wegen erwähnen. Als
Newton seine Theorie der allgemeinen Gravitation ent-
wickelte, gehörte Huyghens zu der grossen Zahl der-
jenigen, welche sich mit dem Gedanken einer Fern-
wirkung nicht zu befreunden vermochten. Er meinte

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
eine Annäherung der einander beschleunigenden Körper
geknüpft ist, die hier nicht stattfindet. Der com-
plicirtere Fall der elliptischen Centralbewegung ist
in dieser Richtung aufklärend.

5. Der Ausdruck für die Centripetal- oder Centri-
fugalbeschleunigung [Formel 1] kann leicht noch in eine
andere Form gebracht werden. Nennen wir die Um-
laufszeit der Kreisbewegung T, so ist [Formel 2] und
demnach [Formel 3] , in welcher Form wir den Aus-
druck später verwenden werden. Bewegen sich mehrere
Körper mit der gleichen Umlaufszeit in Kreisen, so sind
die zugehörigen Centripetalbeschleunigungen, durch
welche sie in diesen Bahnen erhalten werden, wie es
aus dem letzten Ausdruck ersichtlich ist, den Radien
proportional.

6. Die Erscheinungen, welche die ausgeführten Be-
trachtungen erläutern, wie das Abreissen nicht genügend
starker Fäden, an welchen Körper geschwungen werden,
die Abplattung weicher rotirender Kugeln u. s. w. wollen
wir als bekannt voraussetzen. Huyghens konnte mit
Hülfe seiner Anschauung sofort eine ganze Reihe von Er-
scheinungen erklären. Als z. B. eine Pendeluhr, welche
durch Richer (1671—1673) von Paris nach Cayenne
gebracht worden war, einen verzögerten Gang annahm,
leitete Huyghens aus der bedeutendem Centrifugal-
beschleunigung der rotirenden Erde am Aequator die
scheinbare Verminderung der Schwerebeschleunigung
g ab, wodurch die Beobachtung sofort verständlich
wurde.

Ein von Huyghens angestelltes Experiment wollen
wir seines historischen Interesses wegen erwähnen. Als
Newton seine Theorie der allgemeinen Gravitation ent-
wickelte, gehörte Huyghens zu der grossen Zahl der-
jenigen, welche sich mit dem Gedanken einer Fern-
wirkung nicht zu befreunden vermochten. Er meinte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="149"/><fw place="top" type="header">Die Entwickelung der Principien der Dynamik.</fw><lb/>
eine Annäherung der einander beschleunigenden Körper<lb/>
geknüpft ist, die hier nicht stattfindet. Der com-<lb/>
plicirtere Fall der elliptischen Centralbewegung ist<lb/>
in dieser Richtung aufklärend.</p><lb/>
          <p>5. Der Ausdruck für die Centripetal- oder Centri-<lb/>
fugalbeschleunigung <formula/> kann leicht noch in eine<lb/>
andere Form gebracht werden. Nennen wir die Um-<lb/>
laufszeit der Kreisbewegung <hi rendition="#i">T</hi>, so ist <formula/> und<lb/>
demnach <formula/>, in welcher Form wir den Aus-<lb/>
druck später verwenden werden. Bewegen sich mehrere<lb/>
Körper mit der gleichen Umlaufszeit in Kreisen, so sind<lb/>
die zugehörigen Centripetalbeschleunigungen, durch<lb/>
welche sie in diesen Bahnen erhalten werden, wie es<lb/>
aus dem letzten Ausdruck ersichtlich ist, den Radien<lb/>
proportional.</p><lb/>
          <p>6. Die Erscheinungen, welche die ausgeführten Be-<lb/>
trachtungen erläutern, wie das Abreissen nicht genügend<lb/>
starker Fäden, an welchen Körper geschwungen werden,<lb/>
die Abplattung weicher rotirender Kugeln u. s. w. wollen<lb/>
wir als bekannt voraussetzen. Huyghens konnte mit<lb/>
Hülfe seiner Anschauung sofort eine ganze Reihe von Er-<lb/>
scheinungen erklären. Als z. B. eine Pendeluhr, welche<lb/>
durch Richer (1671&#x2014;1673) von Paris nach Cayenne<lb/>
gebracht worden war, einen verzögerten Gang annahm,<lb/>
leitete Huyghens aus der bedeutendem Centrifugal-<lb/>
beschleunigung der rotirenden Erde am Aequator die<lb/>
scheinbare Verminderung der Schwerebeschleunigung<lb/><hi rendition="#i">g</hi> ab, wodurch die Beobachtung sofort verständlich<lb/>
wurde.</p><lb/>
          <p>Ein von Huyghens angestelltes Experiment wollen<lb/>
wir seines historischen Interesses wegen erwähnen. Als<lb/>
Newton seine Theorie der allgemeinen Gravitation ent-<lb/>
wickelte, gehörte Huyghens zu der grossen Zahl der-<lb/>
jenigen, welche sich mit dem Gedanken einer Fern-<lb/>
wirkung nicht zu befreunden vermochten. Er meinte<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0161] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. eine Annäherung der einander beschleunigenden Körper geknüpft ist, die hier nicht stattfindet. Der com- plicirtere Fall der elliptischen Centralbewegung ist in dieser Richtung aufklärend. 5. Der Ausdruck für die Centripetal- oder Centri- fugalbeschleunigung [FORMEL] kann leicht noch in eine andere Form gebracht werden. Nennen wir die Um- laufszeit der Kreisbewegung T, so ist [FORMEL] und demnach [FORMEL], in welcher Form wir den Aus- druck später verwenden werden. Bewegen sich mehrere Körper mit der gleichen Umlaufszeit in Kreisen, so sind die zugehörigen Centripetalbeschleunigungen, durch welche sie in diesen Bahnen erhalten werden, wie es aus dem letzten Ausdruck ersichtlich ist, den Radien proportional. 6. Die Erscheinungen, welche die ausgeführten Be- trachtungen erläutern, wie das Abreissen nicht genügend starker Fäden, an welchen Körper geschwungen werden, die Abplattung weicher rotirender Kugeln u. s. w. wollen wir als bekannt voraussetzen. Huyghens konnte mit Hülfe seiner Anschauung sofort eine ganze Reihe von Er- scheinungen erklären. Als z. B. eine Pendeluhr, welche durch Richer (1671—1673) von Paris nach Cayenne gebracht worden war, einen verzögerten Gang annahm, leitete Huyghens aus der bedeutendem Centrifugal- beschleunigung der rotirenden Erde am Aequator die scheinbare Verminderung der Schwerebeschleunigung g ab, wodurch die Beobachtung sofort verständlich wurde. Ein von Huyghens angestelltes Experiment wollen wir seines historischen Interesses wegen erwähnen. Als Newton seine Theorie der allgemeinen Gravitation ent- wickelte, gehörte Huyghens zu der grossen Zahl der- jenigen, welche sich mit dem Gedanken einer Fern- wirkung nicht zu befreunden vermochten. Er meinte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/161
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/161>, abgerufen am 17.07.2024.