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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Zweites Kapitel.
sobald der Körper zu fallen beginnt, der Strom unter-
brochen (also der Zeiger eingeschaltet), und sobald der
Körper am Ziel ankommt, der Strom wieder geschlossen
(also der Zeiger wieder ausgeschaltet), so kann man an
dem vom Zeiger zurückgelegten Weg die Fallzeit ab-
lesen.

17. Von den fernern Arbeiten Galilei's haben wir
noch zu erwähnen seine Gedanken über die Pendel-
bewegung, seine Widerlegung der Meinung, dass Körper
von grösserm Gewicht rascher fallen als Körper von
geringerm Gewicht. Auf beide Punkte kommen wir
noch bei einer andern Gelegenheit zurück. Hier mag
noch bemerkt werden, dass Galilei die constante Dauer
der Pendelschwingungen erkennend, das einfache Faden-
pendel sofort zu Pulszählungen am Krankenbett, sowie
zu astronomischen Beobachtungen in Vorschlag gebracht,
und theilweise auch selbst verwendet hat.

18. Von grösserer Wichtigkeit sind noch die Unter-
suchungen über den Wurf. Ein freier Körper erfährt
nach der Galilei'schen Vorstellung stets eine Vertical-
beschleunigung g gegen die Erde. Ist er schon zu
Anfang der Bewegung mit einer Verticalgeschwindigkeit
c behaftet, so wird nach der Zeit t seine Geschwindig-
keit v=c+gt. Hierbei hätte man eine Anfangsge-
schwindigkeit aufwärts negativ zu rechnen. Der nach
der Zeit t zurückgelegte Weg ist dargestellt durch
[Formel 1] , wobei ct und [Formel 2] die Wegantheile
sind, welche beziehungsweise der gleichförmigen und der
gleichförmig beschleunigten Bewegung entsprechen. Die
Constante a ist = o zu setzen, wenn wir den Weg von dem
Punkte an zählen, welchen der Körper zur Zeit t=o
passirt. Nachdem Galilei bereits seine Hauptgesichts-
punkte gewonnen hatte, erkannte er sehr leicht den
horizontalen Wurf als eine Combination zweier vonein-
ander unabhängiger Bewegungen, einer horizontalen
gleichförmigen und einer verticalen gleichförmig beschleu-
nigten. Er brachte dadurch das Princip des Bewegungs-

Zweites Kapitel.
sobald der Körper zu fallen beginnt, der Strom unter-
brochen (also der Zeiger eingeschaltet), und sobald der
Körper am Ziel ankommt, der Strom wieder geschlossen
(also der Zeiger wieder ausgeschaltet), so kann man an
dem vom Zeiger zurückgelegten Weg die Fallzeit ab-
lesen.

17. Von den fernern Arbeiten Galilei’s haben wir
noch zu erwähnen seine Gedanken über die Pendel-
bewegung, seine Widerlegung der Meinung, dass Körper
von grösserm Gewicht rascher fallen als Körper von
geringerm Gewicht. Auf beide Punkte kommen wir
noch bei einer andern Gelegenheit zurück. Hier mag
noch bemerkt werden, dass Galilei die constante Dauer
der Pendelschwingungen erkennend, das einfache Faden-
pendel sofort zu Pulszählungen am Krankenbett, sowie
zu astronomischen Beobachtungen in Vorschlag gebracht,
und theilweise auch selbst verwendet hat.

18. Von grösserer Wichtigkeit sind noch die Unter-
suchungen über den Wurf. Ein freier Körper erfährt
nach der Galilei’schen Vorstellung stets eine Vertical-
beschleunigung g gegen die Erde. Ist er schon zu
Anfang der Bewegung mit einer Verticalgeschwindigkeit
c behaftet, so wird nach der Zeit t seine Geschwindig-
keit v=c+gt. Hierbei hätte man eine Anfangsge-
schwindigkeit aufwärts negativ zu rechnen. Der nach
der Zeit t zurückgelegte Weg ist dargestellt durch
[Formel 1] , wobei ct und [Formel 2] die Wegantheile
sind, welche beziehungsweise der gleichförmigen und der
gleichförmig beschleunigten Bewegung entsprechen. Die
Constante a ist = o zu setzen, wenn wir den Weg von dem
Punkte an zählen, welchen der Körper zur Zeit t=o
passirt. Nachdem Galilei bereits seine Hauptgesichts-
punkte gewonnen hatte, erkannte er sehr leicht den
horizontalen Wurf als eine Combination zweier vonein-
ander unabhängiger Bewegungen, einer horizontalen
gleichförmigen und einer verticalen gleichförmig beschleu-
nigten. Er brachte dadurch das Princip des Bewegungs-

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[140/0152] Zweites Kapitel. sobald der Körper zu fallen beginnt, der Strom unter- brochen (also der Zeiger eingeschaltet), und sobald der Körper am Ziel ankommt, der Strom wieder geschlossen (also der Zeiger wieder ausgeschaltet), so kann man an dem vom Zeiger zurückgelegten Weg die Fallzeit ab- lesen. 17. Von den fernern Arbeiten Galilei’s haben wir noch zu erwähnen seine Gedanken über die Pendel- bewegung, seine Widerlegung der Meinung, dass Körper von grösserm Gewicht rascher fallen als Körper von geringerm Gewicht. Auf beide Punkte kommen wir noch bei einer andern Gelegenheit zurück. Hier mag noch bemerkt werden, dass Galilei die constante Dauer der Pendelschwingungen erkennend, das einfache Faden- pendel sofort zu Pulszählungen am Krankenbett, sowie zu astronomischen Beobachtungen in Vorschlag gebracht, und theilweise auch selbst verwendet hat. 18. Von grösserer Wichtigkeit sind noch die Unter- suchungen über den Wurf. Ein freier Körper erfährt nach der Galilei’schen Vorstellung stets eine Vertical- beschleunigung g gegen die Erde. Ist er schon zu Anfang der Bewegung mit einer Verticalgeschwindigkeit c behaftet, so wird nach der Zeit t seine Geschwindig- keit v=c+gt. Hierbei hätte man eine Anfangsge- schwindigkeit aufwärts negativ zu rechnen. Der nach der Zeit t zurückgelegte Weg ist dargestellt durch [FORMEL], wobei ct und [FORMEL] die Wegantheile sind, welche beziehungsweise der gleichförmigen und der gleichförmig beschleunigten Bewegung entsprechen. Die Constante a ist = o zu setzen, wenn wir den Weg von dem Punkte an zählen, welchen der Körper zur Zeit t=o passirt. Nachdem Galilei bereits seine Hauptgesichts- punkte gewonnen hatte, erkannte er sehr leicht den horizontalen Wurf als eine Combination zweier vonein- ander unabhängiger Bewegungen, einer horizontalen gleichförmigen und einer verticalen gleichförmig beschleu- nigten. Er brachte dadurch das Princip des Bewegungs-

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/152>, abgerufen am 24.11.2024.