Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Kapitel.
leeren Raum eindringt, gerade so wie das Quecksilber
durch den Wasserdruck in den wasserleeren Raum auf-
steigt. Wird in ein sehr tiefes Gefäss mit Wasser
eine Röhre versenkt, an deren unterm Ende ein Leder-
beutel mit Quecksilber sich befindet, jedoch so, dass das
obere Ende der Röhre aus dem Wasser hervorragt und
die Röhre wasserleer bleibt, so steigt das Queck-
silber durch den Wasserdruck in der wasserleeren
[Abbildung] Fig. 81.
Röhre desto höher auf, je tiefer man
die Röhre einsenkt. Der Versuch kann
auch mit einer Heberröhre oder einer
unten offenen Röhre angestellt werden.
Die aufmerksame Betrachtung des Vor-
ganges führte Pascal offenbar auf den
Gedanken, dass die Barometersäule auf
dem Gipfel eines Berges tiefer stehen
müsse als am Fusse, und dass sie dem-
nach zur Bestimmung der Höhe der Berge
verwendbar sei. Er theilte diese Idee seinem Schwager
Perier mit, welcher den Versuch alsbald mit günstigem
Erfolge auf dem Puy de Dome ausführte. (19. Sept. 1648.)

Die Erscheinungen an Adhäsionsplatten führt Pascal
auf den Luftdruck zurück, und erläutert sie durch den
Widerstand, den man empfindet, wenn man einen auf
dem Tische flach aufliegenden (grossen) Hut rasch auf-
hebt. Das Haften des Holzes am Boden unter Queck-
silber ist eine analoge Erscheinung.

Das Fliessen des Hebers durch den Luftdruck ahmt
Pascal mit Hülfe des Wasserdruckes nach. Eine Röhre
abc (Fig. 82) wird mit den beiden offenen Schenkeln a
und b, die ungleich lang sind, in Quecksilbergefässe e
und d getaucht. Wird die ganze Vorrichtung in ein
sehr tiefes Wassergefäss getaucht, jedoch so, dass die
lange offene Röhre noch immer über den Spiegel her-
vorragt, so erhebt sich allmählich das Quecksilber in a
und b, die Säulen vereinigen sich, und es beginnt das
Ueberfliessen aus d nach e durch den oben offenen Heber.

Erstes Kapitel.
leeren Raum eindringt, gerade so wie das Quecksilber
durch den Wasserdruck in den wasserleeren Raum auf-
steigt. Wird in ein sehr tiefes Gefäss mit Wasser
eine Röhre versenkt, an deren unterm Ende ein Leder-
beutel mit Quecksilber sich befindet, jedoch so, dass das
obere Ende der Röhre aus dem Wasser hervorragt und
die Röhre wasserleer bleibt, so steigt das Queck-
silber durch den Wasserdruck in der wasserleeren
[Abbildung] Fig. 81.
Röhre desto höher auf, je tiefer man
die Röhre einsenkt. Der Versuch kann
auch mit einer Heberröhre oder einer
unten offenen Röhre angestellt werden.
Die aufmerksame Betrachtung des Vor-
ganges führte Pascal offenbar auf den
Gedanken, dass die Barometersäule auf
dem Gipfel eines Berges tiefer stehen
müsse als am Fusse, und dass sie dem-
nach zur Bestimmung der Höhe der Berge
verwendbar sei. Er theilte diese Idee seinem Schwager
Perier mit, welcher den Versuch alsbald mit günstigem
Erfolge auf dem Puy de Dôme ausführte. (19. Sept. 1648.)

Die Erscheinungen an Adhäsionsplatten führt Pascal
auf den Luftdruck zurück, und erläutert sie durch den
Widerstand, den man empfindet, wenn man einen auf
dem Tische flach aufliegenden (grossen) Hut rasch auf-
hebt. Das Haften des Holzes am Boden unter Queck-
silber ist eine analoge Erscheinung.

Das Fliessen des Hebers durch den Luftdruck ahmt
Pascal mit Hülfe des Wasserdruckes nach. Eine Röhre
abc (Fig. 82) wird mit den beiden offenen Schenkeln a
und b, die ungleich lang sind, in Quecksilbergefässe e
und d getaucht. Wird die ganze Vorrichtung in ein
sehr tiefes Wassergefäss getaucht, jedoch so, dass die
lange offene Röhre noch immer über den Spiegel her-
vorragt, so erhebt sich allmählich das Quecksilber in a
und b, die Säulen vereinigen sich, und es beginnt das
Ueberfliessen aus d nach e durch den oben offenen Heber.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="108"/><fw place="top" type="header">Erstes Kapitel.</fw><lb/>
leeren Raum eindringt, gerade so wie das Quecksilber<lb/>
durch den Wasserdruck in den wasserleeren Raum auf-<lb/>
steigt. Wird in ein sehr tiefes Gefäss mit Wasser<lb/>
eine Röhre versenkt, an deren unterm Ende ein Leder-<lb/>
beutel mit Quecksilber sich befindet, jedoch so, dass das<lb/>
obere Ende der Röhre aus dem Wasser hervorragt und<lb/>
die Röhre wasserleer bleibt, so steigt das Queck-<lb/>
silber durch den Wasserdruck in der wasserleeren<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 81.</hi></head></figure><lb/>
Röhre desto höher auf, je tiefer man<lb/>
die Röhre einsenkt. Der Versuch kann<lb/>
auch mit einer Heberröhre oder einer<lb/>
unten offenen Röhre angestellt werden.<lb/>
Die aufmerksame Betrachtung des Vor-<lb/>
ganges führte Pascal offenbar auf den<lb/>
Gedanken, dass die Barometersäule auf<lb/>
dem Gipfel eines Berges tiefer stehen<lb/>
müsse als am Fusse, und dass sie dem-<lb/>
nach zur Bestimmung der Höhe der Berge<lb/>
verwendbar sei. Er theilte diese Idee seinem Schwager<lb/>
Perier mit, welcher den Versuch alsbald mit günstigem<lb/>
Erfolge auf dem Puy de Dôme ausführte. (19. Sept. 1648.)</p><lb/>
          <p>Die Erscheinungen an Adhäsionsplatten führt Pascal<lb/>
auf den Luftdruck zurück, und erläutert sie durch den<lb/>
Widerstand, den man empfindet, wenn man einen auf<lb/>
dem Tische flach aufliegenden (grossen) Hut rasch auf-<lb/>
hebt. Das Haften des Holzes am Boden unter Queck-<lb/>
silber ist eine analoge Erscheinung.</p><lb/>
          <p>Das Fliessen des Hebers durch den Luftdruck ahmt<lb/>
Pascal mit Hülfe des Wasserdruckes nach. Eine Röhre<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">abc</hi></hi> (Fig. 82) wird mit den beiden offenen Schenkeln <hi rendition="#i">a</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">b</hi>, die ungleich lang sind, in Quecksilbergefässe <hi rendition="#i">e</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">d</hi> getaucht. Wird die ganze Vorrichtung in ein<lb/>
sehr tiefes Wassergefäss getaucht, jedoch so, dass die<lb/>
lange <hi rendition="#g">offene</hi> Röhre noch immer über den Spiegel her-<lb/>
vorragt, so erhebt sich allmählich das Quecksilber in <hi rendition="#i">a</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">b</hi>, die Säulen vereinigen sich, und es beginnt das<lb/>
Ueberfliessen aus <hi rendition="#i">d</hi> nach <hi rendition="#i">e</hi> durch den oben offenen Heber.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0120] Erstes Kapitel. leeren Raum eindringt, gerade so wie das Quecksilber durch den Wasserdruck in den wasserleeren Raum auf- steigt. Wird in ein sehr tiefes Gefäss mit Wasser eine Röhre versenkt, an deren unterm Ende ein Leder- beutel mit Quecksilber sich befindet, jedoch so, dass das obere Ende der Röhre aus dem Wasser hervorragt und die Röhre wasserleer bleibt, so steigt das Queck- silber durch den Wasserdruck in der wasserleeren [Abbildung Fig. 81.] Röhre desto höher auf, je tiefer man die Röhre einsenkt. Der Versuch kann auch mit einer Heberröhre oder einer unten offenen Röhre angestellt werden. Die aufmerksame Betrachtung des Vor- ganges führte Pascal offenbar auf den Gedanken, dass die Barometersäule auf dem Gipfel eines Berges tiefer stehen müsse als am Fusse, und dass sie dem- nach zur Bestimmung der Höhe der Berge verwendbar sei. Er theilte diese Idee seinem Schwager Perier mit, welcher den Versuch alsbald mit günstigem Erfolge auf dem Puy de Dôme ausführte. (19. Sept. 1648.) Die Erscheinungen an Adhäsionsplatten führt Pascal auf den Luftdruck zurück, und erläutert sie durch den Widerstand, den man empfindet, wenn man einen auf dem Tische flach aufliegenden (grossen) Hut rasch auf- hebt. Das Haften des Holzes am Boden unter Queck- silber ist eine analoge Erscheinung. Das Fliessen des Hebers durch den Luftdruck ahmt Pascal mit Hülfe des Wasserdruckes nach. Eine Röhre abc (Fig. 82) wird mit den beiden offenen Schenkeln a und b, die ungleich lang sind, in Quecksilbergefässe e und d getaucht. Wird die ganze Vorrichtung in ein sehr tiefes Wassergefäss getaucht, jedoch so, dass die lange offene Röhre noch immer über den Spiegel her- vorragt, so erhebt sich allmählich das Quecksilber in a und b, die Säulen vereinigen sich, und es beginnt das Ueberfliessen aus d nach e durch den oben offenen Heber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/120
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/120>, abgerufen am 24.11.2024.