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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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Erster Einwurf.

Man hält demnach die Wetterableiter für gefähr-
lich, und zwar aus dem Grunde; weil selbige
die Wettermaterie oder das Blitzfeuer an sich ziehen,
und man folglich bey jedem Wetter in Gefahr stehe,
daß ein Blitz nach dem andern, der sonsten lange nicht
an das Gebäude würde gekommen seyn, an dem Ab-
leiter hinfahre, das Haus erschüttere, die Einwohner
erschröcke, oder wohl bey dem geringsten Zufall, oder
bey dem geringsten Fehler den der Ableiter haben oder
bekommen könnte, oder auch bey einer, durch einen
heftigen Schlag erfolgten Zerreisung des Ableiters,
in das Hauß fahren, und seine gewöhnlichen schröckli-
chen Verwüstungen anrichten könnte.

Wenn der Einwurf also lautete: die Wetterableiter
seyen nicht im Stande zu verhindern, daß nicht doch
auf sie ein Bliz losschlagen könnte; oder auch: sie stel-
leten ein Gebäude nicht ganz sicher, so müßte man ihn
zugeben. Es ist nur allzu gewiß, daß auch auf einen
Ableiter der Blitz noch schlagen kan. Zwar geschiehet
dieses sehr selten, und man kann nur wenige Beyspie-
le hievon anführen. Allein es geschiehet doch. Zu
Nierstein, 9 Stunden von Mannheim wurde erst kürz-
lich an den Thurm, in welchen das Wetter schon oft
einschlug, ein Ableiter angebracht. Etliche Wochen
darauf schlug das Wetter auf den Ableiter, der Blitz
fuhr aber nicht mehr in den Thurm, sondern an dem
Ableiter in die Erde. Das nehmliche geschahe den 30
Junii an dem gräfl. Arkoischen Schloß Ober-Köllen-
bach zu Au in Baiern an einer Wetterstange, die 39.
Spizen hatte. Ferner zu Düsseldorf den 27. Juni an

einer
Erſter Einwurf.

Man haͤlt demnach die Wetterableiter fuͤr gefaͤhr-
lich, und zwar aus dem Grunde; weil ſelbige
die Wettermaterie oder das Blitzfeuer an ſich ziehen,
und man folglich bey jedem Wetter in Gefahr ſtehe,
daß ein Blitz nach dem andern, der ſonſten lange nicht
an das Gebaͤude wuͤrde gekommen ſeyn, an dem Ab-
leiter hinfahre, das Haus erſchuͤttere, die Einwohner
erſchroͤcke, oder wohl bey dem geringſten Zufall, oder
bey dem geringſten Fehler den der Ableiter haben oder
bekommen koͤnnte, oder auch bey einer, durch einen
heftigen Schlag erfolgten Zerreiſung des Ableiters,
in das Hauß fahren, und ſeine gewoͤhnlichen ſchroͤckli-
chen Verwuͤſtungen anrichten koͤnnte.

Wenn der Einwurf alſo lautete: die Wetterableiter
ſeyen nicht im Stande zu verhindern, daß nicht doch
auf ſie ein Bliz losſchlagen koͤnnte; oder auch: ſie ſtel-
leten ein Gebaͤude nicht ganz ſicher, ſo muͤßte man ihn
zugeben. Es iſt nur allzu gewiß, daß auch auf einen
Ableiter der Blitz noch ſchlagen kan. Zwar geſchiehet
dieſes ſehr ſelten, und man kann nur wenige Beyſpie-
le hievon anfuͤhren. Allein es geſchiehet doch. Zu
Nierſtein, 9 Stunden von Mannheim wurde erſt kuͤrz-
lich an den Thurm, in welchen das Wetter ſchon oft
einſchlug, ein Ableiter angebracht. Etliche Wochen
darauf ſchlug das Wetter auf den Ableiter, der Blitz
fuhr aber nicht mehr in den Thurm, ſondern an dem
Ableiter in die Erde. Das nehmliche geſchahe den 30
Junii an dem graͤfl. Arkoiſchen Schloß Ober-Koͤllen-
bach zu Au in Baiern an einer Wetterſtange, die 39.
Spizen hatte. Ferner zu Duͤſſeldorf den 27. Juni an

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[13/0029] Erſter Einwurf. Man haͤlt demnach die Wetterableiter fuͤr gefaͤhr- lich, und zwar aus dem Grunde; weil ſelbige die Wettermaterie oder das Blitzfeuer an ſich ziehen, und man folglich bey jedem Wetter in Gefahr ſtehe, daß ein Blitz nach dem andern, der ſonſten lange nicht an das Gebaͤude wuͤrde gekommen ſeyn, an dem Ab- leiter hinfahre, das Haus erſchuͤttere, die Einwohner erſchroͤcke, oder wohl bey dem geringſten Zufall, oder bey dem geringſten Fehler den der Ableiter haben oder bekommen koͤnnte, oder auch bey einer, durch einen heftigen Schlag erfolgten Zerreiſung des Ableiters, in das Hauß fahren, und ſeine gewoͤhnlichen ſchroͤckli- chen Verwuͤſtungen anrichten koͤnnte. Wenn der Einwurf alſo lautete: die Wetterableiter ſeyen nicht im Stande zu verhindern, daß nicht doch auf ſie ein Bliz losſchlagen koͤnnte; oder auch: ſie ſtel- leten ein Gebaͤude nicht ganz ſicher, ſo muͤßte man ihn zugeben. Es iſt nur allzu gewiß, daß auch auf einen Ableiter der Blitz noch ſchlagen kan. Zwar geſchiehet dieſes ſehr ſelten, und man kann nur wenige Beyſpie- le hievon anfuͤhren. Allein es geſchiehet doch. Zu Nierſtein, 9 Stunden von Mannheim wurde erſt kuͤrz- lich an den Thurm, in welchen das Wetter ſchon oft einſchlug, ein Ableiter angebracht. Etliche Wochen darauf ſchlug das Wetter auf den Ableiter, der Blitz fuhr aber nicht mehr in den Thurm, ſondern an dem Ableiter in die Erde. Das nehmliche geſchahe den 30 Junii an dem graͤfl. Arkoiſchen Schloß Ober-Koͤllen- bach zu Au in Baiern an einer Wetterſtange, die 39. Spizen hatte. Ferner zu Duͤſſeldorf den 27. Juni an einer

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/29>, abgerufen am 24.11.2024.