Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

de es sehr unvollkommen seyn, und seines Endzwecks
verfehlen.

Fünfter Beweis. Wenn Gott den Bliz bloß
zu außerordentlichen Strafen der Welt bestimmet hät-
te; so müßte er den Gang und die Wirkung desselben
übernatürlich regieren. Die Erfahrung bestättigt aber
daß dieses nicht geschehe; sondern daß vielmehr der
Bliz nach festgesezten Natur Gesezen entstehe und ein-
schlage. Dieses kan leicht erwiesen werden.

Erstlich entstehen Wetter und folglich auch die da-
mit verknüpften Blitze, nur bey warmen und schwüllen
Wetter. Zwar findet man das Feuer des Blitzes das
ganze Jahr hindurch, in der Tiefe der Erde, auf
ihrer Oberfläche, und in den Wolken. Die Electrisier
Maschine, welche das nehmliche Feuer hervorbringt;
gibt es an allen Orten der Erde, und zu allen Zeiten,
im Winter wie im Sommer ab. Ferner mag man
den electrischen Drachen der Seite 6. und 7. beschrie-
ben worden, mitten im Winter, bey heranziehenden
schweren Wolken steigen lassen; so wird man an ihm
genug electrisches Feuer entdecken. Aber nur im Som-
mer bey warmer Witterung, bildet sich dieses bestän-
dig in der Natur vorhandene Feuer, zu Blitzen.
Dieses beweist daß der Blitz nach fest gesezten Na-
turgesesezen entstehe; folglich von Gott nicht überna-
türlich erzeuget werde; sonst könnte Gott das nehmli-
che auch im Winter thun.

Anderns verfolgt er auch seinen Gang einmahl
wie das andere, und folglich wiederum nach fest ge-
sezten Naturgesezen. Er kan nur von niedrig gehen-
den Wolken auf die Erde schlagen, nicht aber aus den
Hohen, sonst würden alle Blitze auf die Erde fahren.
Ferner richtet er seinen Gang jederzeit auf Metalle,

thie-
F 4

de es ſehr unvollkommen ſeyn, und ſeines Endzwecks
verfehlen.

Fuͤnfter Beweis. Wenn Gott den Bliz bloß
zu außerordentlichen Strafen der Welt beſtimmet haͤt-
te; ſo muͤßte er den Gang und die Wirkung deſſelben
uͤbernatuͤrlich regieren. Die Erfahrung beſtaͤttigt aber
daß dieſes nicht geſchehe; ſondern daß vielmehr der
Bliz nach feſtgeſezten Natur Geſezen entſtehe und ein-
ſchlage. Dieſes kan leicht erwieſen werden.

Erſtlich entſtehen Wetter und folglich auch die da-
mit verknuͤpften Blitze, nur bey warmen und ſchwuͤllen
Wetter. Zwar findet man das Feuer des Blitzes das
ganze Jahr hindurch, in der Tiefe der Erde, auf
ihrer Oberflaͤche, und in den Wolken. Die Electriſier
Maſchine, welche das nehmliche Feuer hervorbringt;
gibt es an allen Orten der Erde, und zu allen Zeiten,
im Winter wie im Sommer ab. Ferner mag man
den electriſchen Drachen der Seite 6. und 7. beſchrie-
ben worden, mitten im Winter, bey heranziehenden
ſchweren Wolken ſteigen laſſen; ſo wird man an ihm
genug electriſches Feuer entdecken. Aber nur im Som-
mer bey warmer Witterung, bildet ſich dieſes beſtaͤn-
dig in der Natur vorhandene Feuer, zu Blitzen.
Dieſes beweiſt daß der Blitz nach feſt geſezten Na-
turgeſeſezen entſtehe; folglich von Gott nicht uͤberna-
tuͤrlich erzeuget werde; ſonſt koͤnnte Gott das nehmli-
che auch im Winter thun.

Anderns verfolgt er auch ſeinen Gang einmahl
wie das andere, und folglich wiederum nach feſt ge-
ſezten Naturgeſezen. Er kan nur von niedrig gehen-
den Wolken auf die Erde ſchlagen, nicht aber aus den
Hohen, ſonſt wuͤrden alle Blitze auf die Erde fahren.
Ferner richtet er ſeinen Gang jederzeit auf Metalle,

thie-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="87"/>
de es &#x017F;ehr unvollkommen &#x017F;eyn, und &#x017F;eines Endzwecks<lb/>
verfehlen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nfter Beweis.</hi> Wenn Gott den Bliz bloß<lb/>
zu außerordentlichen Strafen der Welt be&#x017F;timmet ha&#x0364;t-<lb/>
te; &#x017F;o mu&#x0364;ßte er den Gang und die Wirkung de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
u&#x0364;bernatu&#x0364;rlich regieren. Die Erfahrung be&#x017F;ta&#x0364;ttigt aber<lb/>
daß die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chehe; &#x017F;ondern daß vielmehr der<lb/>
Bliz nach fe&#x017F;tge&#x017F;ezten Natur Ge&#x017F;ezen ent&#x017F;tehe und ein-<lb/>
&#x017F;chlage. Die&#x017F;es kan leicht erwie&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>Er&#x017F;tlich ent&#x017F;tehen Wetter und folglich auch die da-<lb/>
mit verknu&#x0364;pften Blitze, nur bey warmen und &#x017F;chwu&#x0364;llen<lb/>
Wetter. Zwar findet man das Feuer des Blitzes das<lb/>
ganze Jahr hindurch, in der Tiefe der Erde, auf<lb/>
ihrer Oberfla&#x0364;che, und in den Wolken. Die Electri&#x017F;ier<lb/>
Ma&#x017F;chine, welche das nehmliche Feuer hervorbringt;<lb/>
gibt es an allen Orten der Erde, und zu allen Zeiten,<lb/>
im Winter wie im Sommer ab. Ferner mag man<lb/>
den electri&#x017F;chen Drachen der Seite 6. und 7. be&#x017F;chrie-<lb/>
ben worden, mitten im Winter, bey heranziehenden<lb/>
&#x017F;chweren Wolken &#x017F;teigen la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o wird man an ihm<lb/>
genug electri&#x017F;ches Feuer entdecken. Aber nur im Som-<lb/>
mer bey warmer Witterung, bildet &#x017F;ich die&#x017F;es be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig in der Natur vorhandene Feuer, zu Blitzen.<lb/>
Die&#x017F;es bewei&#x017F;t daß der Blitz nach fe&#x017F;t ge&#x017F;ezten Na-<lb/>
turge&#x017F;e&#x017F;ezen ent&#x017F;tehe; folglich von Gott nicht u&#x0364;berna-<lb/>
tu&#x0364;rlich erzeuget werde; &#x017F;on&#x017F;t ko&#x0364;nnte Gott das nehmli-<lb/>
che auch im Winter thun.</p><lb/>
          <p>Anderns verfolgt er auch &#x017F;einen Gang einmahl<lb/>
wie das andere, und folglich wiederum nach fe&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;ezten Naturge&#x017F;ezen. Er kan nur von niedrig gehen-<lb/>
den Wolken auf die Erde &#x017F;chlagen, nicht aber aus den<lb/>
Hohen, &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rden alle Blitze auf die Erde fahren.<lb/>
Ferner richtet er &#x017F;einen Gang jederzeit auf Metalle,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">thie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0103] de es ſehr unvollkommen ſeyn, und ſeines Endzwecks verfehlen. Fuͤnfter Beweis. Wenn Gott den Bliz bloß zu außerordentlichen Strafen der Welt beſtimmet haͤt- te; ſo muͤßte er den Gang und die Wirkung deſſelben uͤbernatuͤrlich regieren. Die Erfahrung beſtaͤttigt aber daß dieſes nicht geſchehe; ſondern daß vielmehr der Bliz nach feſtgeſezten Natur Geſezen entſtehe und ein- ſchlage. Dieſes kan leicht erwieſen werden. Erſtlich entſtehen Wetter und folglich auch die da- mit verknuͤpften Blitze, nur bey warmen und ſchwuͤllen Wetter. Zwar findet man das Feuer des Blitzes das ganze Jahr hindurch, in der Tiefe der Erde, auf ihrer Oberflaͤche, und in den Wolken. Die Electriſier Maſchine, welche das nehmliche Feuer hervorbringt; gibt es an allen Orten der Erde, und zu allen Zeiten, im Winter wie im Sommer ab. Ferner mag man den electriſchen Drachen der Seite 6. und 7. beſchrie- ben worden, mitten im Winter, bey heranziehenden ſchweren Wolken ſteigen laſſen; ſo wird man an ihm genug electriſches Feuer entdecken. Aber nur im Som- mer bey warmer Witterung, bildet ſich dieſes beſtaͤn- dig in der Natur vorhandene Feuer, zu Blitzen. Dieſes beweiſt daß der Blitz nach feſt geſezten Na- turgeſeſezen entſtehe; folglich von Gott nicht uͤberna- tuͤrlich erzeuget werde; ſonſt koͤnnte Gott das nehmli- che auch im Winter thun. Anderns verfolgt er auch ſeinen Gang einmahl wie das andere, und folglich wiederum nach feſt ge- ſezten Naturgeſezen. Er kan nur von niedrig gehen- den Wolken auf die Erde ſchlagen, nicht aber aus den Hohen, ſonſt wuͤrden alle Blitze auf die Erde fahren. Ferner richtet er ſeinen Gang jederzeit auf Metalle, thie- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/103
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/103>, abgerufen am 22.11.2024.