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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.


dem Schatten Egypti zum Hohne. Das zie-
he nun auff dich/ und hüte dich/ daß es auch an dir
nicht wahr werde; Es begibt sich offte/ daß du ent-
weder grosser Herren Gnade must verlieren/ o-
der etwas eingehen/ das dich um GOttes Gna-
de bringet. Ach wie wenig sind der/ die in solchem
Fall viel lieber Menschen Gunst als GOttes
Gunst verlieren wollen! Wie gemein ist es/ den
grossen Herren zu gefallen seyn/ damit man ihre
Gunst nicht verliere/ es mag um GOttes Gna-
de kommen/ wie es wolle! Da mag man mit al-
lem Recht singen:

Der Mensch ist gottloß und verflucht/
Sein Heyl ist auch noch ferne/
Der Trost bey einem Menschen sucht/
Und nicht bey GOtt dem HErren.

Hüte dich ja/ lieber Christ/ daß du über Men-
schen Gunst dich nicht also erfreuest/ daß GOt-
tes Gunst bey dir geringschätzig werde. Gebrau-
che der Menschen Gunst als den Reichthum/
fällts dir zu/ so nimm es es verlieb/ aber dein Hertz
hange nicht daran.

Ihr aber/ die ihr euch grosser Herren Gnade
nicht groß zu erfreuen habt/ seyd unbekümmert.
Wer Menschen Gunst verlieret/ hat nichts
mehr verlohren/ als daß nichts helffen kan.
Mein Heyl stehet nicht bey Menschen. Ich

habe
F f f v

Die erſte Betrachtung.


dem Schatten Egypti zum Hohne. Das zie-
he nun auff dich/ und hüte dich/ daß es auch an dir
nicht wahr werde; Es begibt ſich offte/ daß du ent-
weder groſſer Herren Gnade muſt verlieren/ o-
der etwas eingehen/ das dich um GOttes Gna-
de bringet. Ach wie wenig ſind der/ die in ſolchem
Fall viel lieber Menſchen Gunſt als GOttes
Gunſt verlieren wollen! Wie gemein iſt es/ den
groſſen Herren zu gefallen ſeyn/ damit man ihre
Gunſt nicht verliere/ es mag um GOttes Gna-
de kommen/ wie es wolle! Da mag man mit al-
lem Recht ſingen:

Der Menſch iſt gottloß und verflucht/
Sein Heyl iſt auch noch ferne/
Der Troſt bey einem Menſchen ſucht/
Und nicht bey GOtt dem HErren.

Hüte dich ja/ lieber Chriſt/ daß du über Men-
ſchen Gunſt dich nicht alſo erfreueſt/ daß GOt-
tes Gunſt bey dir geringſchätzig werde. Gebrau-
che der Menſchen Gunſt als den Reichthum/
fällts dir zu/ ſo nim̃ es es verlieb/ aber dein Hertz
hange nicht daran.

Ihr aber/ die ihr euch groſſer Herren Gnade
nicht groß zu erfreuen habt/ ſeyd unbekümmert.
Wer Menſchen Gunſt verlieret/ hat nichts
mehr verlohren/ als daß nichts helffen kan.
Mein Heyl ſtehet nicht bey Menſchen. Ich

habe
F f f v
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[825/0848] Die erſte Betrachtung. dem Schatten Egypti zum Hohne. Das zie- he nun auff dich/ und hüte dich/ daß es auch an dir nicht wahr werde; Es begibt ſich offte/ daß du ent- weder groſſer Herren Gnade muſt verlieren/ o- der etwas eingehen/ das dich um GOttes Gna- de bringet. Ach wie wenig ſind der/ die in ſolchem Fall viel lieber Menſchen Gunſt als GOttes Gunſt verlieren wollen! Wie gemein iſt es/ den groſſen Herren zu gefallen ſeyn/ damit man ihre Gunſt nicht verliere/ es mag um GOttes Gna- de kommen/ wie es wolle! Da mag man mit al- lem Recht ſingen: Der Menſch iſt gottloß und verflucht/ Sein Heyl iſt auch noch ferne/ Der Troſt bey einem Menſchen ſucht/ Und nicht bey GOtt dem HErren. Hüte dich ja/ lieber Chriſt/ daß du über Men- ſchen Gunſt dich nicht alſo erfreueſt/ daß GOt- tes Gunſt bey dir geringſchätzig werde. Gebrau- che der Menſchen Gunſt als den Reichthum/ fällts dir zu/ ſo nim̃ es es verlieb/ aber dein Hertz hange nicht daran. Ihr aber/ die ihr euch groſſer Herren Gnade nicht groß zu erfreuen habt/ ſeyd unbekümmert. Wer Menſchen Gunſt verlieret/ hat nichts mehr verlohren/ als daß nichts helffen kan. Mein Heyl ſtehet nicht bey Menſchen. Ich habe F f f v

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/848>, abgerufen am 22.11.2024.