Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die erste Betrachtung. verwirfft dein Gebet/ Glauben/ und Lobsingen nicht/ wenn es schon schwach ist/ nur daß es nicht auß falschem Hertzen komme. Eben wie ein Vater so wohl daran seine Lust hat/ wenn ein junges Kind ihm etwas fürlallet/ als wenn ein erwachsener Sohn mit guter Vernunfft ihm et- was fürredet/ so nimmts GOtt auch zu Hertzen/ so wohl/ wenn der schwache Geist sich wil er- heben/ als wenn der starcke Geist in vollen sprün- gen gehet. Es vermag hie die Seele nicht mehr/ als GOtt Kräffte giebet. So laß nun die Schwachheit dich nicht zurücke halten. Bes- ser ists GOtt loben in Schwachheit/ als GOtt alles Lob versagen. Wer warten wil/ biß er gantz wohl bereit sey/ der soll wohl nimmer zum Lobe GOttes kommen. Fahe nur mit gant- zem Hertzen an. Dein schwaches Gebet und Dancksagen kan ein Anfang seyn zu einer gros- sen Brunst. Wir kommen aber auff die Materien deß Lo- sten/ F f f ij
Die erſte Betrachtung. verwirfft dein Gebet/ Glauben/ und Lobſingen nicht/ wenn es ſchon ſchwach iſt/ nur daß es nicht auß falſchem Hertzen komme. Eben wie ein Vater ſo wohl daran ſeine Luſt hat/ wenn ein junges Kind ihm etwas fürlallet/ als wenn ein erwachſener Sohn mit guter Vernunfft ihm et- was fürredet/ ſo nimmts GOtt auch zu Hertzen/ ſo wohl/ wenn der ſchwache Geiſt ſich wil er- heben/ als weñ der ſtarcke Geiſt in vollen ſprün- gen gehet. Es vermag hie die Seele nicht mehr/ als GOtt Kräffte giebet. So laß nun die Schwachheit dich nicht zurücke halten. Beſ- ſer iſts GOtt loben in Schwachheit/ als GOtt alles Lob verſagen. Wer warten wil/ biß er gantz wohl bereit ſey/ der ſoll wohl nimmer zum Lobe GOttes kommen. Fahe nur mit gant- zem Hertzen an. Dein ſchwaches Gebet und Danckſagen kan ein Anfang ſeyn zu einer groſ- ſen Brunſt. Wir kommen aber auff die Materien deß Lo- ſten/ F f f ij
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Die erſte Betrachtung.
verwirfft dein Gebet/ Glauben/ und Lobſingen
nicht/ wenn es ſchon ſchwach iſt/ nur daß es nicht
auß falſchem Hertzen komme. Eben wie ein
Vater ſo wohl daran ſeine Luſt hat/ wenn ein
junges Kind ihm etwas fürlallet/ als wenn ein
erwachſener Sohn mit guter Vernunfft ihm et-
was fürredet/ ſo nimmts GOtt auch zu Hertzen/
ſo wohl/ wenn der ſchwache Geiſt ſich wil er-
heben/ als weñ der ſtarcke Geiſt in vollen ſprün-
gen gehet. Es vermag hie die Seele nicht
mehr/ als GOtt Kräffte giebet. So laß nun
die Schwachheit dich nicht zurücke halten. Beſ-
ſer iſts GOtt loben in Schwachheit/ als GOtt
alles Lob verſagen. Wer warten wil/ biß er
gantz wohl bereit ſey/ der ſoll wohl nimmer zum
Lobe GOttes kommen. Fahe nur mit gant-
zem Hertzen an. Dein ſchwaches Gebet und
Danckſagen kan ein Anfang ſeyn zu einer groſ-
ſen Brunſt.
Wir kommen aber auff die Materien deß Lo-
bes GOttes. Der Geiſt Gottes gibt uns hie
an die Hand/ Gott zu preiſen abermal für ſeine
Güte und Treue. Denn wir einen ſolchen Gott
haben/ auff welchen wir ſicherlich trauen können.
Groſſe Herren in der Welt vermögen viel/ aber
trauen kan man nicht auff ſie. Der Pſalm re-
det ſo davon: Verlaſſet euch nicht auff Für-
ſten/
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