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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.


Erstlich sage ich/ schauet Er auff aller Men-
schen Kinder und auff alle ihre Wercke. Nie-
mand gedencke/ daß Gott etwas könne verbor-
gen bleiben. Sirach spricht am 23. v. 27. 28. Die
Augen deß HErrn sind viel heller als die
Sonne/ und sehen alles was die Menschen
thun/ und schauen auch in die heimlichen
Winckel.
Zum Hebräern am 4. v. 13. Es ist
alles bloß und entdecket für seinen Augen.

Unser Hertz ist wie eine Taffel gantz voll ge-
schrieben/ dafür eine Decke hanget/ daß die
Schrifft nicht von iedermann gelesen werde;
Für Gott ist aber das Hertz entdecket und bloß/
der siehet alles was ins Hertz geschrieben ist.
Hieher gehöret Davids Bekänntniß im 139.
Psalm v. 11. 12. Spräche ich: Finsterniß mö-
gen mich decken/ so muß die Nacht auch
Liecht um mich seyn. Denn auch Finsterniß
nicht finster ist bey dir/ und die Nacht leuch-
tet wie der Tag/ Finsterniß ist wie das
Liecht.

Zum andern/ mercket Gott auff alle Wercke
der Menschen-Kinder/ er siehet sie nicht allein/
sondern er betrachtet sie auch/ wie sie beschaffen/
und auß was Hertzen sie herfliessen. Also spricht
auch Salomon in seinen Sprüchwörtern am 5.
v. 21. Jedermanns Wege sind stracks vor

dem
D v
Die vierdte Betrachtung.


Erſtlich ſage ich/ ſchauet Er auff aller Men-
ſchen Kinder und auff alle ihre Wercke. Nie-
mand gedencke/ daß Gott etwas könne verbor-
gen bleiben. Sirach ſpricht am 23. v. 27. 28. Die
Augen deß HErrn ſind viel heller als die
Sonne/ und ſehen alles was die Menſchen
thun/ und ſchauen auch in die heimlichen
Winckel.
Zum Hebräern am 4. v. 13. Es iſt
alles bloß und entdecket für ſeinen Augen.

Unſer Hertz iſt wie eine Taffel gantz voll ge-
ſchrieben/ dafür eine Decke hanget/ daß die
Schrifft nicht von iedermann geleſen werde;
Für Gott iſt aber das Hertz entdecket und bloß/
der ſiehet alles was ins Hertz geſchrieben iſt.
Hieher gehöret Davids Bekänntniß im 139.
Pſalm v. 11. 12. Spräche ich: Finſterniß mö-
gen mich decken/ ſo muß die Nacht auch
Liecht um mich ſeyn. Denn auch Finſterniß
nicht finſter iſt bey dir/ und die Nacht leuch-
tet wie der Tag/ Finſterniß iſt wie das
Liecht.

Zum andern/ mercket Gott auff alle Wercke
der Menſchen-Kinder/ er ſiehet ſie nicht allein/
ſondern er betrachtet ſie auch/ wie ſie beſchaffen/
und auß was Hertzen ſie herflieſſen. Alſo ſpricht
auch Salomon in ſeinen Sprüchwörtern am 5.
v. 21. Jedermanns Wege ſind ſtracks vor

dem
D v
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[57/0080] Die vierdte Betrachtung. Erſtlich ſage ich/ ſchauet Er auff aller Men- ſchen Kinder und auff alle ihre Wercke. Nie- mand gedencke/ daß Gott etwas könne verbor- gen bleiben. Sirach ſpricht am 23. v. 27. 28. Die Augen deß HErrn ſind viel heller als die Sonne/ und ſehen alles was die Menſchen thun/ und ſchauen auch in die heimlichen Winckel. Zum Hebräern am 4. v. 13. Es iſt alles bloß und entdecket für ſeinen Augen. Unſer Hertz iſt wie eine Taffel gantz voll ge- ſchrieben/ dafür eine Decke hanget/ daß die Schrifft nicht von iedermann geleſen werde; Für Gott iſt aber das Hertz entdecket und bloß/ der ſiehet alles was ins Hertz geſchrieben iſt. Hieher gehöret Davids Bekänntniß im 139. Pſalm v. 11. 12. Spräche ich: Finſterniß mö- gen mich decken/ ſo muß die Nacht auch Liecht um mich ſeyn. Denn auch Finſterniß nicht finſter iſt bey dir/ und die Nacht leuch- tet wie der Tag/ Finſterniß iſt wie das Liecht. Zum andern/ mercket Gott auff alle Wercke der Menſchen-Kinder/ er ſiehet ſie nicht allein/ ſondern er betrachtet ſie auch/ wie ſie beſchaffen/ und auß was Hertzen ſie herflieſſen. Alſo ſpricht auch Salomon in ſeinen Sprüchwörtern am 5. v. 21. Jedermanns Wege ſind ſtracks vor dem D v

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/80>, abgerufen am 23.11.2024.