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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 138. Psalm
ten unter der Englischen Schaar/ und hat die
Engel zu Auffmercker/ und Mit-Gesellen. Dar-
an gedenck/ wenn du deinen GOtt lobsingen
wilt. Gedenck nicht anders/ als wenn du im
Chor der Engel stehest/ und mit demselben an-
stimmest als ein Gesell der Engel/ und sprich:
Für den Göttern wil ich dir lobsingen.

Diß Singen für den Göttern/ den heiligen
Engeln/ begreifft auch in sich eine verborgene
Freude der Gläubigen/ über eine unsichtbarliche
Seligkeit. Die sich freuen und rühmen über ein
sichtbarliches Gut/ die freuen und rühmen sich
nur für den Augen und Ohren der Menschen;
Die sich aber freuen und rühmen für den Augen
und Ohren der Engel/ deren Freud und Ruhm
ist unsichtbar für Menschen. Mancher from-
mer Mensch lieget in Armuth/ Schwachheit/
Gefängniß und grosser Noth; Da spricht ein an-
der: das ist ein unglückseliger Mensch; Aber er
sihet nicht/ wie er für den Göttern lobsinget. Er
findet Freude und Trost in der unsichtbaren
Welt/ darinnen die Engel singen. Das ist den
Kindern dieser Welt verborgen/ die nicht wis-
sen sich anders zu freuen/ als über ein sichtbares.
Wilstu nun GOtt lobsingen für den Engeln/ so
richte dein Gemüth auff das unsichtbare Gut/ auff
eine Englische Lust/ darüber auch die Engel sich

freu-

über den 138. Pſalm
ten unter der Engliſchen Schaar/ und hat die
Engel zu Auffmercker/ und Mit-Geſellen. Dar-
an gedenck/ wenn du deinen GOtt lobſingen
wilt. Gedenck nicht anders/ als wenn du im
Chor der Engel ſteheſt/ und mit demſelben an-
ſtimmeſt als ein Geſell der Engel/ und ſprich:
Für den Göttern wil ich dir lobſingen.

Diß Singen für den Göttern/ den heiligen
Engeln/ begreifft auch in ſich eine verborgene
Freude der Gläubigen/ über eine unſichtbarliche
Seligkeit. Die ſich freuen und rühmen über ein
ſichtbarliches Gut/ die freuen und rühmen ſich
nur für den Augen und Ohren der Menſchen;
Die ſich aber freuen und rühmen für den Augen
und Ohren der Engel/ deren Freud und Ruhm
iſt unſichtbar für Menſchen. Mancher from-
mer Menſch lieget in Armuth/ Schwachheit/
Gefängniß und groſſer Noth; Da ſpricht ein an-
der: das iſt ein unglückſeliger Menſch; Aber er
ſihet nicht/ wie er für den Göttern lobſinget. Er
findet Freude und Troſt in der unſichtbaren
Welt/ darinnen die Engel ſingen. Das iſt den
Kindern dieſer Welt verborgen/ die nicht wiſ-
ſen ſich anders zu freuen/ als über ein ſichtbares.
Wilſtu nun GOtt lobſingen für den Engeln/ ſo
richte dein Gemüth auff das unſichtbare Gut/ auff
eine Engliſche Luſt/ darüber auch die Engel ſich

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[776/0799] über den 138. Pſalm ten unter der Engliſchen Schaar/ und hat die Engel zu Auffmercker/ und Mit-Geſellen. Dar- an gedenck/ wenn du deinen GOtt lobſingen wilt. Gedenck nicht anders/ als wenn du im Chor der Engel ſteheſt/ und mit demſelben an- ſtimmeſt als ein Geſell der Engel/ und ſprich: Für den Göttern wil ich dir lobſingen. Diß Singen für den Göttern/ den heiligen Engeln/ begreifft auch in ſich eine verborgene Freude der Gläubigen/ über eine unſichtbarliche Seligkeit. Die ſich freuen und rühmen über ein ſichtbarliches Gut/ die freuen und rühmen ſich nur für den Augen und Ohren der Menſchen; Die ſich aber freuen und rühmen für den Augen und Ohren der Engel/ deren Freud und Ruhm iſt unſichtbar für Menſchen. Mancher from- mer Menſch lieget in Armuth/ Schwachheit/ Gefängniß und groſſer Noth; Da ſpricht ein an- der: das iſt ein unglückſeliger Menſch; Aber er ſihet nicht/ wie er für den Göttern lobſinget. Er findet Freude und Troſt in der unſichtbaren Welt/ darinnen die Engel ſingen. Das iſt den Kindern dieſer Welt verborgen/ die nicht wiſ- ſen ſich anders zu freuen/ als über ein ſichtbares. Wilſtu nun GOtt lobſingen für den Engeln/ ſo richte dein Gemüth auff das unſichtbare Gut/ auff eine Engliſche Luſt/ darüber auch die Engel ſich freu-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/799>, abgerufen am 22.11.2024.