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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.

Hie wird ein Stein auff den Schau-platz
geleget/ und zwo Handlungen gezeiget? Was
die Bau-Leute mit ihm vornehmen/ und
was GOtt thue.
Der Stein ist unser lieb-
ster Heyland JEsus Christus Gottes Sohn/
wahrer GOtt und Mensch/ hochgelobet in E-
wigkeit. Was nehmen die Bau- Leute mit
demselben vor? Die Bau-Leute verwerf-
fen ihn.
Die Bau-Leute seynd die Hohen-
priester und Schrifftgelehrten. Das Gebäu/
daran sie arbeiten/ ist die Kirche GOttes/ wie
denn die Christliche Kirche in der heil. Schrifft
einem Gebäu verglichen wird. In der That
waren die Hohenpriester und Schrifftgelehr-
ten offt zerstöret/ die durch ihre verkehrte Lehre
ein ärgerliches Leben vielmehr niederrissen als
baueten/ doch hatten sie das Ambt/ daß sie Bau-
Meister bestellet waren/ die das Volck solten
bauen und bessern. Das waren nun nicht
schlechte Leute/ sondern Meister in der Schrifft/
die Ansehnlichsten unter dem Volck/ durch wel-
che das Volck solte gelehret und regieret wer-
den. Aber Wunder/ was machen sie mit dem
Stein? Sie verwerffen ihn. Sie achten ihn
nicht so werth/ daß sie ihn zum Füllstein nehmen
oder legten/ sondern werffen ihn dahin als gantz
undüchtig. Warum doch? Er schickte sich zu

ihrem
Die vierdte Betrachtung.

Hie wird ein Stein auff den Schau-platz
geleget/ und zwo Handlungen gezeiget? Was
die Bau-Leute mit ihm vornehmen/ und
was GOtt thue.
Der Stein iſt unſer lieb-
ſter Heyland JEſus Chriſtus Gottes Sohn/
wahrer GOtt und Menſch/ hochgelobet in E-
wigkeit. Was nehmen die Bau- Leute mit
demſelben vor? Die Bau-Leute verwerf-
fen ihn.
Die Bau-Leute ſeynd die Hohen-
prieſter und Schrifftgelehrten. Das Gebäu/
daran ſie arbeiten/ iſt die Kirche GOttes/ wie
denn die Chriſtliche Kirche in der heil. Schrifft
einem Gebäu verglichen wird. In der That
waren die Hohenprieſter und Schrifftgelehr-
ten offt zerſtöret/ die durch ihre verkehrte Lehre
ein ärgerliches Leben vielmehr niederriſſen als
baueten/ doch hatten ſie das Ambt/ daß ſie Bau-
Meiſter beſtellet waren/ die das Volck ſolten
bauen und beſſern. Das waren nun nicht
ſchlechte Leute/ ſondern Meiſter in der Schrifft/
die Anſehnlichſten unter dem Volck/ durch wel-
che das Volck ſolte gelehret und regieret wer-
den. Aber Wunder/ was machen ſie mit dem
Stein? Sie verwerffen ihn. Sie achten ihn
nicht ſo werth/ daß ſie ihn zum Füllſtein nehmen
oder legten/ ſondern werffen ihn dahin als gantz
undüchtig. Warum doch? Er ſchickte ſich zu

ihrem
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[733/0756] Die vierdte Betrachtung. Hie wird ein Stein auff den Schau-platz geleget/ und zwo Handlungen gezeiget? Was die Bau-Leute mit ihm vornehmen/ und was GOtt thue. Der Stein iſt unſer lieb- ſter Heyland JEſus Chriſtus Gottes Sohn/ wahrer GOtt und Menſch/ hochgelobet in E- wigkeit. Was nehmen die Bau- Leute mit demſelben vor? Die Bau-Leute verwerf- fen ihn. Die Bau-Leute ſeynd die Hohen- prieſter und Schrifftgelehrten. Das Gebäu/ daran ſie arbeiten/ iſt die Kirche GOttes/ wie denn die Chriſtliche Kirche in der heil. Schrifft einem Gebäu verglichen wird. In der That waren die Hohenprieſter und Schrifftgelehr- ten offt zerſtöret/ die durch ihre verkehrte Lehre ein ärgerliches Leben vielmehr niederriſſen als baueten/ doch hatten ſie das Ambt/ daß ſie Bau- Meiſter beſtellet waren/ die das Volck ſolten bauen und beſſern. Das waren nun nicht ſchlechte Leute/ ſondern Meiſter in der Schrifft/ die Anſehnlichſten unter dem Volck/ durch wel- che das Volck ſolte gelehret und regieret wer- den. Aber Wunder/ was machen ſie mit dem Stein? Sie verwerffen ihn. Sie achten ihn nicht ſo werth/ daß ſie ihn zum Füllſtein nehmen oder legten/ ſondern werffen ihn dahin als gantz undüchtig. Warum doch? Er ſchickte ſich zu ihrem

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/756>, abgerufen am 22.11.2024.