Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die andere Betrachtung. sich auff Menschen verlassen/ wenn sie lachen/ist gleich gut. Das erste ist eine vergebliche Furcht/ das andere eine vergebliche Hoffnung. Auff GOtt bauen und trauen/ das macht einen Muth/ und lässt nicht verderben. In mir bin ich schwach/ aber starck in GOtt. Bin ich in der Angst/ lauff ich zu GOtt/ der hilfft mir auß der Angst/ durch Gebet und Psalmen. Das ist eine Kunst für Christen/ aber denen unbekant/ die im Creutz nicht geübet seyn. Der liebe David ist darin gar wohl geübet gewesen/ das bezeigen seine Psalmen. Im 18. Psalm v. 7. 4. spricht er: Wenn mir Angst ist/ so ruffe ich den HErrn an. Ich wil den HErrn loben (mit meinem Vertrauen wil ich ihn ehren) und anruffen/ so werde ich von meinen Feinden erlöset. Im 138. Psalm v. 3. Wenn ich dich anruffe/ so erhöre mich/ und gib meiner Seelen gros- se Krafft. In solcher Hoffnung sey unverzagt. Gottes Ambt ist/ Trost und Hülff in aller Angst geben/ allen die ihn anruffen/ darum ist er Gott. Diese Ehre wird er meinenthalben nicht fallen lassen. Macht ers mit der Angst nicht alsofort ein Ende/ so erhält er doch unter der Angst/ schaffet lebendigen Trost/ und ein unverzagtes Hertz. Was für Krafft einem matten Hertzen ein köstlicher Balsam mittheilet/ erfahren wir. Sol- Y y
Die andere Betrachtung. ſich auff Menſchen verlaſſen/ wenn ſie lachen/iſt gleich gut. Das erſte iſt eine vergebliche Furcht/ das andere eine vergebliche Hoffnung. Auff GOtt bauen und trauen/ das macht einen Muth/ und läſſt nicht verderben. In mir bin ich ſchwach/ aber ſtarck in GOtt. Bin ich in der Angſt/ lauff ich zu GOtt/ der hilfft mir auß der Angſt/ durch Gebet und Pſalmen. Das iſt eine Kunſt für Chriſten/ aber denen unbekant/ die im Creutz nicht geübet ſeyn. Der liebe David iſt darin gar wohl geübet geweſen/ das bezeigen ſeine Pſalmen. Im 18. Pſalm v. 7. 4. ſpricht er: Wenn mir Angſt iſt/ ſo ruffe ich den HErꝛn an. Ich wil den HErrn loben (mit meinem Vertrauen wil ich ihn ehren) und anruffen/ ſo werde ich von meinen Feinden erlöſet. Im 138. Pſalm v. 3. Wenn ich dich anruffe/ ſo erhöre mich/ und gib meiner Seelen groſ- ſe Krafft. In ſolcher Hoffnung ſey unverzagt. Gottes Ambt iſt/ Troſt und Hülff in aller Angſt geben/ allen die ihn anruffen/ darum iſt er Gott. Dieſe Ehre wird er meinenthalben nicht fallen laſſen. Macht ers mit der Angſt nicht alſofort ein Ende/ ſo erhält er doch unter der Angſt/ ſchaffet lebendigen Troſt/ und ein unverzagtes Hertz. Was für Krafft einem matten Hertzen ein köſtlicher Balſam mittheilet/ erfahren wir. Sol- Y y
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Die andere Betrachtung.
ſich auff Menſchen verlaſſen/ wenn ſie lachen/
iſt gleich gut. Das erſte iſt eine vergebliche
Furcht/ das andere eine vergebliche Hoffnung.
Auff GOtt bauen und trauen/ das macht einen
Muth/ und läſſt nicht verderben. In mir bin ich
ſchwach/ aber ſtarck in GOtt. Bin ich in der
Angſt/ lauff ich zu GOtt/ der hilfft mir auß der
Angſt/ durch Gebet und Pſalmen. Das iſt eine
Kunſt für Chriſten/ aber denen unbekant/ die
im Creutz nicht geübet ſeyn. Der liebe David
iſt darin gar wohl geübet geweſen/ das bezeigen
ſeine Pſalmen. Im 18. Pſalm v. 7. 4. ſpricht er:
Wenn mir Angſt iſt/ ſo ruffe ich den HErꝛn
an. Ich wil den HErrn loben (mit meinem
Vertrauen wil ich ihn ehren) und anruffen/
ſo werde ich von meinen Feinden erlöſet.
Im 138. Pſalm v. 3. Wenn ich dich anruffe/
ſo erhöre mich/ und gib meiner Seelen groſ-
ſe Krafft. In ſolcher Hoffnung ſey unverzagt.
Gottes Ambt iſt/ Troſt und Hülff in aller Angſt
geben/ allen die ihn anruffen/ darum iſt er Gott.
Dieſe Ehre wird er meinenthalben nicht fallen
laſſen. Macht ers mit der Angſt nicht alſofort
ein Ende/ ſo erhält er doch unter der Angſt/
ſchaffet lebendigen Troſt/ und ein unverzagtes
Hertz. Was für Krafft einem matten Hertzen
ein köſtlicher Balſam mittheilet/ erfahren wir.
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