Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 118. Psalm werden wie ein Feuer in Dornen. In un-serm teutschen Text stehet: Sie dämpffen wie ein Feuer in Dornen/ denn wenn Feuer in Hecken um die Weingärten auffgehet/ läufft ie- derman zu/ und löschet/ daß die Früchte auffm Felde keinen Schaden leiden. So gehets auch/ wenn Christus mit seiner Lehr in die Welt kommt/ da muß iederman wehren und dämpffen/ als wann alle Welt verderben wolte. Das ist zwar eine gute Meinung/ doch scheinets/ als wolle der Heilige Geist in seiner Sprach sagen/ sie werden gedämpffet wie ein Feuer in Dornen. Wenn ein Feuer in grünen Dornen auffgehet/ das macht zwar einen Rauch-Dampff/ aber kei- ne Kohlen/ denn der Dornbusch ist zu safftig. Wann Feuer unter verdorrte Dornen kommt/ so hat es Macht und kan die Dornen leicht ver- zehren. Wenn ein Gottloser wider den andern streitet/ können sie sich untereinander verderben. Wenn aber die Gottlosen wider einen Unschul- digen und Gerechten sich aufflehnen/ so kommt Feuer unter grüne Dornen/ das leicht von sich selbsten dämpffet. Darum wollen unsere Fein- de ihnen keinen grossen Gewinn einbilden/ wann sie schon mit grosser Ungestümigkeit auff uns fallen. Wir stehen da im Namen/ und in der Krafft unsers GOttes/ deß HErrn/ was die Gott-
über den 118. Pſalm werden wie ein Feuer in Dornen. In un-ſerm teutſchen Text ſtehet: Sie dämpffen wie ein Feuer in Dornen/ denn wenn Feuer in Hecken um die Weingärten auffgehet/ läufft ie- derman zu/ und löſchet/ daß die Früchte auffm Felde keinen Schaden leiden. So gehets auch/ wenn Chriſtus mit ſeiner Lehr in die Welt kom̃t/ da muß iederman wehren und dämpffen/ als wann alle Welt verderben wolte. Das iſt zwar eine gute Meinung/ doch ſcheinets/ als wolle der Heilige Geiſt in ſeiner Sprach ſagen/ ſie werden gedämpffet wie ein Feuer in Dornen. Wenn ein Feuer in grünen Dornen auffgehet/ das macht zwar einen Rauch-Dampff/ aber kei- ne Kohlen/ denn der Dornbuſch iſt zu ſafftig. Wann Feuer unter verdorrte Dornen kommt/ ſo hat es Macht und kan die Dornen leicht ver- zehren. Wenn ein Gottloſer wider den andern ſtreitet/ können ſie ſich untereinander verderben. Wenn aber die Gottloſen wider einen Unſchul- digen und Gerechten ſich aufflehnen/ ſo kommt Feuer unter grüne Dornen/ das leicht von ſich ſelbſten dämpffet. Darum wollen unſere Fein- de ihnen keinen groſſen Gewinn einbilden/ wañ ſie ſchon mit groſſer Ungeſtümigkeit auff uns fallen. Wir ſtehen da im Namen/ und in der Krafft unſers GOttes/ deß HErrn/ was die Gott-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0723" n="700"/><fw place="top" type="header">über den 118. Pſalm</fw><lb/><hi rendition="#fr">werden wie ein Feuer in Dornen.</hi> In un-<lb/> ſerm teutſchen Text ſtehet: <hi rendition="#fr">Sie dämpffen wie<lb/> ein Feuer in Dornen</hi>/ denn wenn Feuer in<lb/> Hecken um die Weingärten auffgehet/ läufft ie-<lb/> derman zu/ und löſchet/ daß die Früchte auffm<lb/> Felde keinen Schaden leiden. So gehets auch/<lb/> wenn Chriſtus mit ſeiner Lehr in die Welt kom̃t/<lb/> da muß iederman wehren und dämpffen/ als<lb/> wann alle Welt verderben wolte. Das iſt zwar<lb/> eine gute Meinung/ doch ſcheinets/ als wolle<lb/> der Heilige Geiſt in ſeiner Sprach ſagen/ ſie<lb/> werden gedämpffet wie ein Feuer in Dornen.<lb/> Wenn ein Feuer in grünen Dornen auffgehet/<lb/> das macht zwar einen Rauch-Dampff/ aber kei-<lb/> ne Kohlen/ denn der Dornbuſch iſt zu ſafftig.<lb/> Wann Feuer unter verdorrte Dornen kommt/<lb/> ſo hat es Macht und kan die Dornen leicht ver-<lb/> zehren. Wenn ein Gottloſer wider den andern<lb/> ſtreitet/ können ſie ſich untereinander verderben.<lb/> Wenn aber die Gottloſen wider einen Unſchul-<lb/> digen und Gerechten ſich aufflehnen/ ſo kommt<lb/> Feuer unter grüne Dornen/ das leicht von ſich<lb/> ſelbſten dämpffet. Darum wollen unſere Fein-<lb/> de ihnen keinen groſſen Gewinn einbilden/ wañ<lb/> ſie ſchon mit groſſer Ungeſtümigkeit auff uns<lb/> fallen. Wir ſtehen da im Namen/ und in der<lb/> Krafft <hi rendition="#fr">unſers GOttes</hi>/ deß HErrn/ was die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gott-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [700/0723]
über den 118. Pſalm
werden wie ein Feuer in Dornen. In un-
ſerm teutſchen Text ſtehet: Sie dämpffen wie
ein Feuer in Dornen/ denn wenn Feuer in
Hecken um die Weingärten auffgehet/ läufft ie-
derman zu/ und löſchet/ daß die Früchte auffm
Felde keinen Schaden leiden. So gehets auch/
wenn Chriſtus mit ſeiner Lehr in die Welt kom̃t/
da muß iederman wehren und dämpffen/ als
wann alle Welt verderben wolte. Das iſt zwar
eine gute Meinung/ doch ſcheinets/ als wolle
der Heilige Geiſt in ſeiner Sprach ſagen/ ſie
werden gedämpffet wie ein Feuer in Dornen.
Wenn ein Feuer in grünen Dornen auffgehet/
das macht zwar einen Rauch-Dampff/ aber kei-
ne Kohlen/ denn der Dornbuſch iſt zu ſafftig.
Wann Feuer unter verdorrte Dornen kommt/
ſo hat es Macht und kan die Dornen leicht ver-
zehren. Wenn ein Gottloſer wider den andern
ſtreitet/ können ſie ſich untereinander verderben.
Wenn aber die Gottloſen wider einen Unſchul-
digen und Gerechten ſich aufflehnen/ ſo kommt
Feuer unter grüne Dornen/ das leicht von ſich
ſelbſten dämpffet. Darum wollen unſere Fein-
de ihnen keinen groſſen Gewinn einbilden/ wañ
ſie ſchon mit groſſer Ungeſtümigkeit auff uns
fallen. Wir ſtehen da im Namen/ und in der
Krafft unſers GOttes/ deß HErrn/ was die
Gott-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |