Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 118. Psalm haben den HErrn/ der ist unser/ der kan unswohl erretten. Das muß der König leiden und erfahren/ daß der Frommen Trotz auff GOtt nicht vergeblich ist. Kan eine iegliche gläubige Seele also sicher seyn wider das Toben ihrer Feinde/ was solte denn nicht die gantze Gemeine der Gläubigen thun? Wie mancher Anschlag ist von Anbegin her wider das Christliche Häufflein gemacht? Sie haben aber Christum mit seiner Kirchen müssen bleiben lassen. So können wir nun still und sicher seyn für allen un- sern Feinden/ denn was wollen sie uns thun? Aber nicht genung. In diesem Psalm stehet auch; Ich werde meine Lust sehen an meinen Feinden. Denn GOtt übet Rache an ihnen. Wir zwar freuen uns nicht über einiges Men- schen Fall und Untergang/ dennoch/ wenn es der Gottlose anders noch haben wil/ so müssen wir ja Gottes Gericht preisen und rühmen/ daß GOtt nicht Richter ist auff Erden. Zuweilen über GOtt Rache in grossen Gnaden/ wenn er die Feinde zu bessern Gedancken bringet/ daß ihr böses Vorhaben sie gereuet. Das ist wohl die beste Rache/ die wir allen unsern Feinden wünschen/ wil aber ein gottloser Mensch seinen bösen Sinn nicht fahren lassen/ so müssen wir ihn auch fahren lassen/ dahin er läufft/ nemlich in
über den 118. Pſalm haben den HErrn/ der iſt unſer/ der kan unswohl erretten. Das muß der König leiden und erfahren/ daß der Frommen Trotz auff GOtt nicht vergeblich iſt. Kan eine iegliche gläubige Seele alſo ſicher ſeyn wider das Toben ihrer Feinde/ was ſolte denn nicht die gantze Gemeine der Gläubigen thun? Wie mancher Anſchlag iſt von Anbegin her wider das Chriſtliche Häufflein gemacht? Sie haben aber Chriſtum mit ſeiner Kirchen müſſen bleiben laſſen. So können wir nun ſtill und ſicher ſeyn für allen un- ſern Feinden/ denn was wollen ſie uns thun? Aber nicht genung. In dieſem Pſalm ſtehet auch; Ich werde meine Luſt ſehen an meinen Feinden. Denn GOtt übet Rache an ihnen. Wir zwar freuen uns nicht über einiges Men- ſchen Fall und Untergang/ dennoch/ wenn es der Gottloſe anders noch haben wil/ ſo müſſen wir ja Gottes Gericht preiſen und rühmen/ daß GOtt nicht Richter iſt auff Erden. Zuweilen über GOtt Rache in groſſen Gnaden/ wenn er die Feinde zu beſſern Gedancken bringet/ daß ihr böſes Vorhaben ſie gereuet. Das iſt wohl die beſte Rache/ die wir allen unſern Feinden wünſchen/ wil aber ein gottloſer Menſch ſeinen böſen Sinn nicht fahren laſſen/ ſo müſſen wir ihn auch fahren laſſen/ dahin er läufft/ nemlich in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0715" n="692"/><fw place="top" type="header">über den 118. Pſalm</fw><lb/> haben den HErrn/ der iſt unſer/ der kan uns<lb/> wohl erretten. Das muß der König leiden und<lb/> erfahren/ daß der Frommen Trotz auff GOtt<lb/> nicht vergeblich iſt. Kan eine iegliche gläubige<lb/> Seele alſo ſicher ſeyn wider das Toben ihrer<lb/> Feinde/ was ſolte denn nicht die gantze Gemeine<lb/> der Gläubigen thun? Wie mancher Anſchlag<lb/> iſt von Anbegin her wider das Chriſtliche<lb/> Häufflein gemacht? Sie haben aber Chriſtum<lb/> mit ſeiner Kirchen müſſen bleiben laſſen. So<lb/> können wir nun ſtill und ſicher ſeyn für allen un-<lb/> ſern Feinden/ denn was wollen ſie uns thun?<lb/> Aber nicht genung. In dieſem Pſalm ſtehet<lb/> auch; <hi rendition="#fr">Ich werde meine Luſt ſehen an meinen<lb/> Feinden.</hi> Denn GOtt übet Rache an ihnen.<lb/> Wir zwar freuen uns nicht über einiges Men-<lb/> ſchen Fall und Untergang/ dennoch/ wenn es<lb/> der Gottloſe anders noch haben wil/ ſo müſſen<lb/> wir ja Gottes Gericht preiſen und rühmen/ daß<lb/> GOtt nicht Richter iſt auff Erden. Zuweilen<lb/> über GOtt Rache in groſſen Gnaden/ wenn er<lb/> die Feinde zu beſſern Gedancken bringet/ daß<lb/> ihr böſes Vorhaben ſie gereuet. Das iſt wohl<lb/> die beſte Rache/ die wir allen unſern Feinden<lb/> wünſchen/ wil aber ein gottloſer Menſch ſeinen<lb/> böſen Sinn nicht fahren laſſen/ ſo müſſen wir<lb/> ihn auch fahren laſſen/ dahin er läufft/ nemlich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [692/0715]
über den 118. Pſalm
haben den HErrn/ der iſt unſer/ der kan uns
wohl erretten. Das muß der König leiden und
erfahren/ daß der Frommen Trotz auff GOtt
nicht vergeblich iſt. Kan eine iegliche gläubige
Seele alſo ſicher ſeyn wider das Toben ihrer
Feinde/ was ſolte denn nicht die gantze Gemeine
der Gläubigen thun? Wie mancher Anſchlag
iſt von Anbegin her wider das Chriſtliche
Häufflein gemacht? Sie haben aber Chriſtum
mit ſeiner Kirchen müſſen bleiben laſſen. So
können wir nun ſtill und ſicher ſeyn für allen un-
ſern Feinden/ denn was wollen ſie uns thun?
Aber nicht genung. In dieſem Pſalm ſtehet
auch; Ich werde meine Luſt ſehen an meinen
Feinden. Denn GOtt übet Rache an ihnen.
Wir zwar freuen uns nicht über einiges Men-
ſchen Fall und Untergang/ dennoch/ wenn es
der Gottloſe anders noch haben wil/ ſo müſſen
wir ja Gottes Gericht preiſen und rühmen/ daß
GOtt nicht Richter iſt auff Erden. Zuweilen
über GOtt Rache in groſſen Gnaden/ wenn er
die Feinde zu beſſern Gedancken bringet/ daß
ihr böſes Vorhaben ſie gereuet. Das iſt wohl
die beſte Rache/ die wir allen unſern Feinden
wünſchen/ wil aber ein gottloſer Menſch ſeinen
böſen Sinn nicht fahren laſſen/ ſo müſſen wir
ihn auch fahren laſſen/ dahin er läufft/ nemlich
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |